Hippolyt Hermanus 02 - Toedlicher Tartufo
Carabinieri mehr von Trüffeln verstand als ihresgleichen. Und in Alba würde sich sein heroischer Einsatz schnell herumsprechen und seiner Autorität als Feinschmecker weiteren Glanz verleihen.
Als die Principessa schließlich zu einem Preis verkauft wurde, der gemessen am Gewicht deutlich höher war als bei allen vorangegangenen Trüffeln, ging ein Raunen durch die Menge.
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D as Risotto schmeckte köstlich, was vielleicht an der halben Flasche Wein lag, die er in den köchelnden Reis gerührt hatte. Die aufsteigenden Dämpfe des heißen Risottos entfalteten den animalischen Duft der Trüffel.
Mit keinem Wort erwähnte Gina ihre aufreizenden Leibesübungen und seine Rolle als flüchtender Voyeur. Auch verkniff sie sich alle Bemerkungen über die lustfördernde Wirkung des Tartufo.
Sie waren sich einig, dass der rote Marzieno, den Hipp in der Enoteca von Dozza gekauft hatte, ganz hervorragend war, dass er wunderbar zur Trüffel passte.
Hipp hatte schon einen Satz angefangen, in dem er überschwänglich den vollen, muskulösen Körper des Weins loben wollte, die gelungene Vereinigung der Rebsorten, die verführerische Geschmacksnote, auch den langen, samtigen Abgang, hatte dann aber die falschen Assoziationen. Er unterbrach sich, wischte mit einem Stück Brot den Teller sauber und schob ihn zur Seite.
Ob er sich denn schon überlegt habe, wie sie sich aus der misslichen Situation befreien könnten, fragte Gina. Dass sie für den Mord an ihrem Vater nicht in Frage komme, hätten sie ja mittlerweile beweisen können. Jetzt sei er am Zug. Ob ihm nicht doch noch ein oder zwei Alibis eingefallen seien?
Darüber müsse er nicht nachdenken, erklärte Hipp, er habe seinen Terminkalender präzise im Kopf. Zu beiden Tatzeiten sei er alleine gewesen.
Ob sie sich ernste Sorgen machen müsse, fragte sie, ihn daran erinnernd, dass sie ihn für seine Hilfe bezahlen wolle. Alle zusätzlichen Leistungen müsse er allerdings freiwillig erbringen, sie würden nicht vergütet. Hipp lächelte. Zusätzliche Leistungen? Ja, erwiderte sie, wie zum Beispiel die Zubereitung eines Risottos! Seinen Einwand, dass er von ihr womöglich überhaupt kein Geld annehme, ließ sie nicht gelten. Immerhin sei sie eine reiche Erbin – vorausgesetzt, er könne widerlegen, dass sie gemeinsam am Tod ihres Vaters Schuld trügen.
Ihre Mutter würde sie gerne wieder besuchen, sagte sie. Im Telefonat heute Vormittag habe sie von ihr erfahren, dass sie im Sanatorium Besuch von den Carabinieri bekommen habe. Dieser Spuk müsse aufhören, ihre Mutter sei zu schwach dafür.
Gina stand auf, räumte den Tisch ab, ging in die Küche, um das Geschirr zu spülen und sauber zu machen. Hipp blieb am Tisch sitzen, goss sich den restlichen Wein ins Glas und dachte nach. Einiges sprach dafür, dass Delitas russische Kunden etwas mit dem Mord an Steinknecht zu tun hatten. Hipp schloss die Augen und blendete zurück. Er sah sich das Büro von Delita in Parma betreten und nach Zorzi fragen. Nein, zu ihrem Bedauern könne Signor Zorzi heute nicht mit ihm sprechen, hatte die Empfangssekretärin gesagt. Dann hatte sie in routiniertem Englisch ein Gespräch geführt, in dem es um eine Weinlieferung nach Moskau ging, bei der es irgendwelche Probleme gab und der Name Michail fiel. Währenddessen hatte er die Bilder und Zertifikate an der Wand betrachtet. Ugo Zorzi, lässig an seinen Ferrari gelehnt. Zorzi, Rettenstein und Steinknecht vor ihrer großen Lagerhalle. Rettenstein mit einer großen Trüffel in den Händen. Interessant. Aber eigentlich war er in seinem Gedächtnis auf der Suche nach einem gerahmten Artikel rechts oben. Jetzt hatte er ihn vor Augen: Ein Feinschmeckermagazin berichtete vom ersten Preis, den die italienisch-russische Handelskammer an Amedèo Steinknecht und an einen Russen verliehen hatte, der auf dem Foto Steinknecht die Hand reichte. Hipp konzentrierte sich. Der Name des Russen stand ganz groß unter dem Bild. Michail? Ja, ganz genau, Michail Borogowski! Ob das der Geschäftspartner beim Geschäft mit dem gefälschten Barolo war? Wer weiß, was zwischen Steinknecht und Borogowski sonst noch für Geschäfte gelaufen waren? Geschäfte, für die die Handelskammer keine Auszeichnung verleihen würde. Jedenfalls sprach einiges dafür, diesen Herrn genauer unter die Lupe zu nehmen. Zu dumm, dass es für sein Notebook in diesem Haus keine Möglichkeit gab, online zu gehen. Und in dem mittelalterlichen Dozza gab es wohl keinen Hotspot, der ihm einen
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