Hirngespenster (German Edition)
klar?«
Ich schüttelte den Kopf. »Irgendwie nicht. Ich meine …«, dabei deutete ich auf Nicole, »… was ist denn mit Sabina?«
Er blickte mich überrascht an. »Was soll mit ihr sein?«
»Pff!«, machte ich und ließ ihn stehen, stürmte aus der stickigen Diskothek ins Freie – es war warm draußen, die Nächte waren nicht mehr so kühl wie noch zwei Wochen vorher. Dort steckte ich mir eine Zigarette an und kramte nach meinem Autoschlüssel – ich hatte genug gehört. »Was soll mit ihr sein?«
Im selben Moment kam er aus der Tür, schaute sich suchend um und kam dann zu mir rüber. »Sag mal – bist du noch ganz dicht?«
Ich gab keinen Ton von mir.
»Also weißt du!«, schnauzte er. »Was ist denn los mit dir? Erst meldest du dich nicht bei mir, und kaum siehst du mich, stellst du mich stasimäßig zur Rede. Was soll die Frage nach Sabina? Ich bin nicht mehr mit ihr zusammen, fast schon ein Jahr nicht mehr, das weißt du doch!«
»Aber du denkst noch an sie!«, rief ich.
Er sah kurz zu Boden, dann fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. »Silvie, das Leben muss doch weitergehen. Sie ist mit diesem Footballtypen zusammen – ich lebe hier in Deutschland. Ich muss mich doch auch mal weiterentwickeln.«
»Na dann. Viel Spaß beim Entwickeln«, wünschte ich und lief los zu meinem Auto.
Er eilte mir hinterher und hielt mich am Arm fest. »Ich weiß nicht, was du willst!«, rief er. »Du machst ständig mit allen möglichen Typen rum. Wieso soll ich leben wie ein Mönch, nur weil ich vielleicht noch an Sabina denke?«
Ich konnte nur den Kopf schütteln und versuchte, mich von ihm loszumachen – aber er hielt mich fest, zwang mich, ihn anzusehen. »Ging’s dir nur um Sabina, dass du mich nicht angerufen hast? Als du ihr Foto angesehen hast und mich fragtest, ob ich noch an sie denke – was hatte das zu bedeuten? War das mehr als … blankes Interesse?«
Ich sagte noch immer nichts, blickte ihn nur herausfordernd an. Er hätte mich doch auch anrufen können!
»Sag doch mal was, Mann! Was sollte die Aktion eben? Du hast dich aufgeführt, als wärst du eifersüchtig, und jetzt kriegst du die Klappe nicht auf, rennst weg!« Er zögerte und sah mich hilflos an. »Oh Mann, Silvie.« Er senkte die Schultern und ließ mich los.
Ich stand da und konnte nichts sagen. Ich wollte ihn küssen und ihn in mir haben, sehnte mich nach seinen Händen, wollte ihn riechen und schmecken – aber mich anbiedern, nein, das wollte ich nicht. Wenn er sich nicht denken konnte, weshalb ich nach Sabina gefragt hatte – dann eben nicht.
Nachdem ich immer noch nichts sagte, hob er die Schultern, ließ mich stehen und ging wieder hinein. Ich blickte ihm hinterher, nahm seinen federnden Gang wahr, den festen Hintern. Eine Weile atmete ich schwer die stehende Luft der lauen Sommernacht in mich ein, zog an meiner Zigarette und hatte Flugzeuge in meinem Bauch. Es war so schön gewesen, in seinen Armen zu liegen. Von ihm gestreichelt zu werden und ihn zu streicheln. Ihn zu küssen und zu schmecken. Den Heugeruch in mich aufzusaugen. Er sah so süß aus, seitdem er die Baseballkappe nicht mehr trug.
Vielleicht würde er Sabina ja vergessen. Das Leben musste weitergehen, er hatte es selbst gesagt.
Drinnen sah ich mich suchend um, tigerte den ganzen Laden ab – aber er war nirgends zu entdecken. Nur diese Nicole stand an der Bar mit ihrem Gin Tonic und hob die Augenbrauen. »Suchst du den Johannes?«, fragte sie.
»Nö«, sagte ich, »ich hab was vergessen.«
Sie zog einen Flunsch. »Ja, klar.«
Ich sah zu, dass ich wieder zum Ausgang kam, und genau dort stand er. Mit verschränkten Armen lehnte er an der Wand neben der Ausgangstür und legte den Kopf schräg. »Du bist ja immer noch hier.«
Ich trat vor ihn hin. »Bitte komm mit. Bitte«, sagte ich.
Er nickte, und wir setzten uns in Bewegung.
Ich fuhr einhändig. Meine rechte Hand lag auf dem Schritt seiner Jeans, und ich genoss es, wie er unter mir hart wurde.
Am nächsten Morgen betrachtete ich mir wieder Sabinas Foto an der Wand und fasste mir ein Herz. »Meinst du, du könntest es abhängen?«, fragte ich. »Es vielleicht woanders hinstellen?«
Er nickte. Dann ein Kuss.
Wir sind gerade draußen spazieren, im Holzhausenpark, ganz in der Nähe unserer Wohnung. Als ich noch selbst laufen konnte, war ich oft mit Nils und Ole hier. Sie rennen gerade neben mir her, während Sabina mich ächzend schiebt. Ich schaue in den Himmel und muss lachen, weil die Blätter
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