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Hirngespenster (German Edition)

Hirngespenster (German Edition)

Titel: Hirngespenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Keller
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und ich die Hochzeit planten, weil ich schwanger geworden war, konnte sie nicht wissen.
    Sie hatte sich eine Zweizimmerwohnung in einem Stadtteil gemietet, von dem sie aus Johannes' Erzählungen wusste, dass er dort hin und wieder in Kneipen unterwegs war. Die Wohnung lag in einem Mehrfamilienhaus am Sandweg, direkt über einem Waschsalon und neben Olga und Vladimir.
    Um die Gegend und die Leute kennenzulernen, ging sie als Allererstes in einen Friseursalon. Sie dachte wohl, mit einer Friseurin kommt man schnell ins Gespräch, ohne aufdringlich zu wirken. Nach der Arbeit schaute sie dort oft vorbei, um ihren Haaren eine Intensivkur zu gönnen und noch ein Schwätzchen zu halten. Sie kannte ja niemanden in Frankfurt. Und so kam es, dass sie nach einiger Zeit mit Tanja, der Friseurin, auf einen Salat in den benachbarten Eissalon ging, der für besondere Stammgäste auch ein paar kalte und warme Speisen auf der Karte hatte. Ein anderes Mal gingen sie in eine Kneipe um die Ecke und wieder ein anderes Mal in noch eine Kneipe, um eine andere Ecke. Und eines Abends saß dort Johannes und dachte, ihn haute es vom Stuhl, als er Sabina hinter Sven erblickte, mit dem er an diesem Abend ein Bier trank.
    Mir hat er damals natürlich nichts davon erzählt.
    »Du hättest Silvie nicht verlassen, niemals. Dazu warst du viel zu anständig«, sagte Sabina.
    »Das weißt du nicht«, wandte er ein. »Du hast nicht mit offenen Karten gespielt, du hast nicht gesagt: Johannes, bitte verlasse Silvie. Stattdessen hast du gesagt: Ich unterstütze dich bei allem, was du tust. Hättest du mir mal eine Szene gemacht!«
    Sie schnaubte. »Wie denn? Du wärst doch trotzdem bei ihr geblieben!«

    Vielleicht hat sie gehofft, er würde mich verlassen, nachdem sie sich ihm nach Nils' Geburt entzog. Aber das tat er nicht.
    War er froh, dass sie Schluss gemacht hatte, oder warum hat er sich so rührend um mich und Nils gekümmert, nachdem die Geburt überstanden war? Keine Ahnung. Das weiß ich bis heute nicht. Vielleicht ist er einfach so ein pflichtbewusster Typ. Oder er wollte versuchen, mich zu lieben, weil ich die Mutter seines Kindes war.
    Warum hat sie sich nach Monaten der Funkstille wohl wieder bei ihm gemeldet? Ich stelle es mir so vor, wie wenn ich zum hundertsten Mal versucht hatte, mit dem Rauchen aufzuhören. Kaum hatte ich nach vier Wochen qualvoller Abstinenz Verstopfung, Pickel und verdammt schlechte Laune hinter mir gelassen, rauchte ich mal eine. Ich war ja nun Nichtraucherin und hatte die Sache im Griff! Herrlich, das Gefühl, eine Gelegenheitsraucherin zu sein. Und wenn ich es geschafft hatte, einfach mal so eine zu paffen, mein Gott, warum bitte sollte ich nicht am nächsten Tag auch einfach mal eben eine rauchen können? Ich konnte es ja jederzeit wieder unterlassen, ich war Nichtraucherin! Am Abend rauchte ich dann noch eine, zur Feier des Tages, weil ich eine Nichtraucherin war, die gelegentlich eine rauchte, das Päckchen war noch fast voll, und wenn es leer wäre, dann hörte ich garantiert wieder auf. Wenn es leer war, dauerte es mindestens zwei Tage, bis ich mir wieder ein letztes Päckchen kaufte. Der Beweis, dass ich eine Nichtraucherin war. Beim letzten Päckchen hatte das doch auch wunderbar geklappt! Und so weiter. Bis ich wieder bei einem Päckchen am Tag gelandet war, meiner Umwelt versichernd, dass ich jederzeit aufhören könnte – wenn ich wollte. Nur, momentan, da wollte ich eben nicht.
    Ich schweife schon wieder ab.
    Was ich eigentlich sagen wollte: Sabina hätte sich das Rauchen verdammt noch mal einfach abgewöhnen können.

Sabina
    »Du bist wie eine Süchtige«, sagte Tanja und senkte den Kopf, um an den Spaghetti Calabrese zu schnuppern, die Luigi soeben mit seinem bezaubernden italienischen Lächeln vor ihr auf dem Tisch abgestellt hatte. »Ich halte rein gar nichts von deinem Plan. Was versprichst du dir denn davon? Bist du scharf drauf, von seinem perfekten Eheleben zu hören? Wie toll es ist, Windeln zu wechseln, und wie einzigartig sich das Bäuerchen seines Sohnes anhört?«
    Sabina griff nach einem Stück Pizza und bemühte sich um einen selbstbewussten Tonfall. »Ich erhoffe mir gar nichts. Es liegt mir was an ihm. Ich will einfach nur mal hören, wie es ihm geht. In aller Freundschaft.«
    »In aller Freundschaft, dass ich nicht lache. Und dann? Wenn er dir gesagt hat, dass er der glücklichste Mann unter der Sonne ist, dann sagst du: Boah, Johannes, das freut mich ja so für dich!« Tanjas Mund

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