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Hirngespenster (German Edition)

Hirngespenster (German Edition)

Titel: Hirngespenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Keller
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knallte hinter ihnen ins Schloss.
    Christine Brückner und ich, wir sahen uns mit großen Augen an. Dann sagte sie: »Sie haben sie wohl länger nicht gesehen?«
    Ich schüttelte den Kopf und erwachte endlich aus meiner Starre. Ich klingelte Sturm bei Matthias, gab jedoch schnell wieder auf, weil kein Laut aus dem Haus drang. Ich musste meine Eltern anrufen. Und die Tabletten besorgen. Und Johannes anrufen, er musste Nils aus der Krippe holen. Und Jens erreichen. Ich musste mit jemandem reden.
    »Wollen Sie kurz reinkommen?«, fragte mich Frau Brückner mit Blick auf meinen Bauch. Offenbar hatte sie geschnallt, dass ich einen Stuhl gebrauchen konnte. Ich nickte und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Wenn Johannes sich beeilte, konnte er es noch rechtzeitig in die Krippe schaffen. Ich rief ihn an und erklärte ihm kurz die Situation, dass ich bei Anna war und ich dort kurzfristig nicht weg konnte. Er wollte sich sofort auf den Weg machen, wenn auch zähneknirschend. Als Nächstes rief ich meine Eltern an. Die Information, dass Anna fürchtete, sie müssten aus dem Haus raus, behielt ich für mich – ich konnte mit dem, was Matthias erzählt hatte, auch gar nicht viel anfangen. So erklärte ich ihnen lediglich, dass die Kinder sie bräuchten, Anna sei nervlich am Boden. Sie versprachen, sofort zu kommen.
    »Wo sind eigentlich die Kinder?«, fragte ich Frau Brückner schließlich, nachdem ich aufgelegt hatte und in die Stille des Hauses horchte.
    »Im Keller«, antwortete sie und begegnete meinem fragenden Blick. »Im Hobbykeller. Dort können sie nichts kaputt machen.« Dann fragte sie: »Was ist eigentlich mit Ihrer Schwester los? Die Kinder sagen, sie sei nicht krank. Aber irgendetwas hat sie doch.«
    Ich rieb mir die Schläfen. »Sie hat ein paar Probleme. Sie dachte, sie hätte Krebs, hat sie aber gar nicht. Ehrlich gesagt, ich weiß auch nicht, was hier los ist. Ich hab hier sowieso Hausverbot.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich will das gar nicht alles wissen«, sagte sie dann. Ich auch nicht, dachte ich, und mir fielen die Tabletten wieder ein. Aber auch noch etwas anderes. »Anna hat mir mal erzählt, sie holen Ihre Kinder rein, sobald sie ihre in den Garten lässt. Wieso machen Sie das?«
    Sie blickte mir geradeheraus ins Gesicht. »Haben Sie Emma und Clara schon mal live erlebt, also so richtig?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Wenn sie im Garten sind, geht es noch. Aber wenn sie meine beiden Töchter erblicken, dann wollen sie sofort mit ins Haus. Sie gehen an alle Schränke, räumen alle Spielsachen raus, und – ob Sie es glauben oder nicht – einmal haben sie ein Regal umgeworfen. Sie können sich vielleicht vorstellen, dass ich davon nicht gerade begeistert bin. Von daher habe ich meine beiden früher reingeholt, wenn Emma und Clara rauskamen, um die Situation gar nicht erst eintreten zu lassen.« Sie seufzte. »Mir war nicht bewusst, dass es so auffällig ist. Aber in letzter Zeit hat Frau Ziegler sie sowieso nicht rausgelassen.«
    Mir fiel etwas ein. »Wie ist es mit Luna? Sie meinten, sie habe einen ›Knacks‹.«
    Wieder dieser Blick. Dann sagte sie: »Sie summt immer.«
    »Das ist doch was Schönes.«
    »Sollte man meinen, aber sie summt so weggetreten. Besonders, wenn ihre Mutter sie angeschrien hat, und das kommt nicht gerade selten vor.«
    Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte. »Anna schreit sie an?«
    »Ständig«, nickte sie. »Man sollte meinen, dass sie Emma und Clara anschreit. Aber das tut sie nicht. Sie schreit Luna an.«
    Merkwürdig dachte ich, und zum x-ten Mal fielen mir die Tabletten ein. Ich erhob mich. »Meine Eltern werden bald kommen, ich nehme an, sie werden die Mädchen mitnehmen, zumindest Emma und Clara. Falls Ihnen was Außergewöhnliches auffällt, Frau Brückner, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich anrufen.« Ich kramte eine Visitenkarte aus meiner Handtasche und gab sie ihr. Sie nickte und erhob sich ebenfalls. »Ich melde mich«, sagte sie und brachte mich zur Tür. »Und«, sie deutete auf meinen Bauch, »alles Gute für Sie.«

    Eine Apotheke in Bad Homburg zu finden war keine leichte Aufgabe. Es gab zwar einige, aber keinen Parkplatz weit und breit. Schließlich parkte ich kurz im absoluten Halteverbot, eilte in eine hinein und betete, dass sie die Tabletten vorrätig hatten – was glücklicherweise der Fall war. Das Mittel verschwand in einer Tüte, dazu bekam ich eine Handvoll Traubenzucker.
    Eine Viertelstunde später war ich wieder bei Anna und

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