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Hirngespenster (German Edition)

Hirngespenster (German Edition)

Titel: Hirngespenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Keller
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schiefgegangen, und vielleicht ist Silvie diesmal mit dem dritten Kind schwanger und du hast wirklich keine Chance mehr. Aber wenn noch ein Funke da ist, dann musst du es wissen. Ich bin es wirklich leid, Sabina. Du hast ihn noch nie gefragt! Nur den armen Johannes nie unter Druck setzen! Lieber hast du Schluss gemacht. Beim ersten Kind hast du Schluss gemacht und dich dann wieder bei ihm gemeldet. Beim zweiten Kind hast wieder du Schluss gemacht, und – Überraschung! – er ruft wieder nicht an. Aber wenn du diesmal anrufst, dann tu mir einen Gefallen: Rede Tacheles. Sag ihm: »Bitte Johannes, verlasse Silvie, zieh zu mir, lass uns ein Haus kaufen, heirate mich, mach mir ein Kind«, denn davon träumst du doch! Du solltest aber endlich mal mit dem Träumen aufhören und in der Realität ankommen! Auch wenn die Realität heißt, dass er sich für Silvie entscheidet. Bitte Sabina. Ich hoffe für dich, dass er all das tun wird, was du dir wünschst, dass er mit dir in die aufgehende Sonne reitet. Aber, tut er das nicht, sagt er, er will das nicht, dann begreife, dass du offen werden musst für etwas Neues!« Atemlos ließ Tanja die Schultern sinken.
    »Wow«, sagte Sabina.
    »Ja, wow.«

    Tanjas Vorschlag war eine Überlegung wert, zumindest für einen Moment, der sich jedoch lediglich bis zum nächsten Morgen ausdehnte. Sabina machte sich für die Arbeit fertig, blickte in den Schminkspiegel in ihrem Badezimmer und überlegte – so wie sie es die ganze Nacht getan hatte –, ob sie Johannes anrufen und tatsächlich so rundheraus fragen sollte, wie Tanja es ihr geraten hatte. Nein, sie konnte das nicht. Was sollte er von ihr denken? Außerdem, was sollte sie tun, wenn er ihr sagte: »Du warst für mich ein netter Zeitvertreib, als Silvie schwanger war.« Immerhin, sie hatte Schluss gemacht, so wie damals, bevor er mit Silvie zusammengekommen war, und wie nach Nils' Geburt. Lieber lebte sie in der Hoffnung, er melde sich irgendwann, als sich einen Korb geben zu lassen. Andererseits, überlegte sie, während sie sich ihre Stiefel anzog, wenn sie mit einem Korb rechnete, dann konnte sie die Hoffnung doch gleich aufgeben. Oder, andersherum: Wenn sie glauben würde, dass er sie liebte und mit ihr zusammen sein wollte, dann konnte sie ihn doch fragen und mit ihm in die aufgehende Sonne reiten, so wie Tanja sich ausdrückte. Andererseits, wenn er mit ihr in die aufgehende Sonne reiten wollte, hätte er doch längst angerufen. Oder hatte auch er Angst vor einem Korb, denn – damit hatte Tanja durchaus recht – sie war immer unverbindlich geblieben, um ihn nicht unter Druck zu setzen. Und immerhin hatte sie Schluss gemacht. Aaaargh!! Es war alles so kompliziert!

    Als sie schließlich aus dem Haus hetzte, war sie schon wieder zu spät dran für das Morgenmeeting – was Matthei, ihr Chef, stirnrunzelnd zur Kenntnis nahm. Zwar hatte sie erfolgreich mit den Chinesen verhandelt und die Kosten reduzieren können – er schien jedoch nicht zufrieden zu sein. Vermutlich, weil sie gedanklich wieder abdriftete und aus dem Fenster statt auf die Stoffvorlagen vor ihr auf dem Konferenztisch blickte. Auch wenn sie insgeheim auf Johannes wartete – sie konnte sich doch trotzdem auf Alex einlassen, überlegte sie, während ihre Kollegen über Qualitätsvorschriften der EU debattierten. Vielleicht wuchs eine Liebe daraus, eine, die sie jetzt noch nicht fühlen konnte – immerhin standen sie erst am Anfang ihrer Beziehung.
    Die Treffen mit ihm waren bisher sehr angenehm verlaufen. Er ließ sich immer etwas Neues einfallen, überraschte sie mit spontanen Kinobesuchen und zeigte ihr die Umgebung Frankfurts – eine Aktivität, die sie seit ihrer Ankunft völlig vernachlässigt hatte. Dass sich in wenigen Kilometern Entfernung ein Mittelgebirge befand, in dem man im Winter sogar Ski fahren konnte, war ihr bisher völlig entgangen! Vielleicht wurde ihr Johannes mit der Zeit gleichgültig und Alex immer wichtiger. Außerdem genoss sie Alex' Aufmerksamkeiten sehr, er rief sie an, so wie sie es sich immer von Johannes gewünscht hatte, sagte ihr rundheraus, dass er Zeit mit ihr verbringen wollte. Er wollte sie seinen Eltern vorstellen. Dabei hatten sie sich noch nicht einmal geküsst – doch auch dieser Vorstellung war sie im Grunde nicht abgeneigt. Auch wenn es ihr ein bisschen vorkam wie ein Betrug an Johannes, aber von diesem Gedanken erzählte sie nicht einmal Tanja, die würde ausrasten.
    »Frau Forbes!?«
    Sabina schrak aus ihren

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