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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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sie
wirklich in den Knast müsste, was sie ziemlich sicher nicht muss, dann bekäme
sie einen erstklassigen Anwalt von Jurij.«
    »Trotzdem, du führst dich hier auf wie ein Pascha«, sagt Luba wütend.
»So geht das nicht. Also, entweder du bringst den Koffer durch den Zoll, oder
wir blasen alles ab.«
    »Nein, gib her.« Marjana nimmt Wiktor den Koffer aus der Hand.
»Wiktor führt sich zwar auf wie ein Arschloch, aber ausnahmsweise hat er mal
recht.« Sie dreht sich um und geht Richtung Toilette.
    Luba sieht ihr mit offenem Mund nach.
    Wiktor zeigt auf eine Cafétheke. »Heiße Schokolade oder ein Gläschen
Wodka?«, fragt er.
    »Kaffee«, sagt Luba und läuft hinter ihm her.
    Wiktor schaut auf die Uhr, dann wieder zu den Toiletten. Als er
Marjana sieht, winkt er ihr.
    »Alles verstaut«, sagt Marjana, als sie bei ihnen ist, »von mir aus
kann es losgehen.«
    »Einen Kaffee?«, fragt Wiktor. »So viel Zeit haben wir. Dann können
wir uns ein bisschen sammeln, innerlich, meine ich.«
    »Und wir wollen das jetzt wirklich machen, ja?«, fragt Luba in
Richtung Marjana. »Noch können wir alles abblasen und Wiktor sein Geschäft
allein abwickeln lassen. Ihr wisst, dass wir hier einiges riskieren.«
    »Nein, Kindchen, das ziehen wir jetzt durch.« Marjana will Luba in
den Arm nehmen, doch die schiebt sie weg. »Du bist nervös, das ist alles. Wir
gehen immerhin auf Schatzsuche. Und der Einstieg, also die
Geldversorgungsfrage, die ist jetzt leider ein bisschen ungesetzlich. Aber wenn
wir finden, wonach wir suchen, dann können wir alle unsere Schulden begleichen,
und zwar mit sauberem Geld. So, und jetzt gehen wir los, bevor wir uns noch
gegenseitig den Schädel einschlagen.«
    Marjana trinkt aus, nimmt den blauen Koffer und steht auf.
    »Was ist jetzt in dem kleinen Koffer hier?«, fragt Wiktor.
    »Meine Unterwäsche«, sagt Marjana. »Ich habe gedacht, den nimmst du
als Handgepäck. Wenn sie ihn aufmachen und dich fragen, was du mit der
Damenwäsche machst, dann sagst du einfach: ›Wir sind ein freies Land, da darf
ich in meinem Koffer transportieren, was ich will‹.«
    Luba lacht laut los. »Der coole Wiktor mit Spitzenhöschen und BH s. Das will ich aber auf keinen Fall verpassen.«
    »Wenn’s weiter nichts ist«, sagt Wiktor. »Vielleicht können wir ja
im Maritim doch noch einen Film drehen.«
    »Was?«, fragt Luba.
    »Ach, nichts. War nur so eine blöde Idee. Vergiss es. Und jetzt ganz
freundlich lächeln. Marjana hat ja gesagt, du bist so was wie ein Promi mit
deinem PS -Maschinchen unter dem Arsch. Vielleicht
will noch jemand ein Autogramm von dir haben.«
    »Idiot«, zischt Luba und geht voran. »Und kein Wodka im Flugzeug!
Nicht dass du dich noch verplapperst.«
    »Du musst mich mit jemandem verwechseln. Hab ich dir nicht gesagt,
dass ich keinen Alkohol vertrage?«
    »Ja, eben«, sagt Luba. »Bin gespannt, ob wir alle drei nach Frankfurt
kommen und dort auch ganz normal unsere Hotelzimmer beziehen können.«
    »Wieso mehrere?«, fragt Wiktor. »Ich dachte, eines reicht.«
    Luba dreht sich wütend nach ihm um. »Das ist jetzt nicht dein Ernst,
du Schwein.«
    »Nein, mein letzter Scherz in Kiew. Ich verspreche es. Und, Luba,
nenn mich nicht Schwein, ja?«
    »Von wegen Lufthansa«, raunzt Wiktor, als sie aus dem Bus steigen,
der sie über das Rollfeld zu ihrer Maschine bringt, einer Boing 737 der
Ukraine International Airlines.
    »Warum ist das hier keine Lufthansa-Maschine?«, beschwert er sich
bei der Stewardess, die ihn beim Betreten der Maschine anstrahlt.
    »Wir sind Partner von Lufthansa und werden Sie durch unseren Service
überzeugen«, sagt die Stewardess, als würde sie diesen Satz nicht nur auswendig
gelernt haben, sondern seit einem Jahr täglich mindestens fünfmal aufsagen.
    »Na, dann überzeugen Sie mich mal«, sagt Wiktor und nimmt ihr die
Zeitung aus der Hand, die sie eigentlich schon dem nächsten Fluggast
entgegenstreckt.
    Luba und Marjana sitzen drei Reihen vor Wiktor auf der anderen
Seite. Er hat einen Sitzplatz auf der Gangseite und sitzt allein in seiner
Reihe. Nach dem Start schnallt er sich ab und macht es sich bequem, streckt die
Beine aus und döst.
    Als er eine Hand auf seiner Schulter spürt, schreckt er hoch.
    »Würden Sie bitte Ihre Beine vom Gang nehmen, ich komme sonst nicht
mit dem Wagen durch.«
    Er stellt fest, dass sie sich das Mittagessen sparen. Stattdessen
gibt es Tee oder Kaffee, dazu ein krapfenartiges Schmalzgebäck, verpackte
Salami und eine Scheibe geschmacklosen

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