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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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hin?«
    »Wer, wir? Wir zwei Frauen?«
    »Warum nicht?«
    »Jedenfalls nicht auf deiner Ninja, mit dreihundert Sachen von Kiew
nach Berlin, wenn du das meinst.«
    »Hältst du mich für blöd? Ich weiß auch, wie weit das weg ist. Wir
müssen fliegen, das ist doch klar.«
    »Und, hast du genügend Geld für einen Flug? Hast du ein Visum?
Kennst du dich aus mit Höhlen und unterirdischen Bunkern? Sprichst du Deutsch?«
    »Nein, aber Englisch. Das wird schon gehen.«
    »Geld?«
    »Hast du denn nichts?«
    »Nicht genug, befürchte ich.«
    »Ihr lebt doch nicht schlecht da in eurer Stiftung. Mit eurem Entschädigungs-Schmuh.«
    »Na, na, na, keine Unterstellungen, ja? Und jetzt pass auf, Luba.
Wenn wir dort allein hingehen, mit unseren paar Kröten, werden wir gar nichts
ausrichten. Wir brauchen Geld, Ausrüstung und jemanden, der uns hilft. Ich muss
nachdenken, ob von den früheren Genossen nicht einer in Frage käme. Aber den
Burschen ist nicht zu trauen, das ist das Problem. Am Ende ziehen sie uns den
Spaten über den Schädel und hauen mit der Beute ab. Keine Moral, verstehst du?«
    Luba nickt. »Ich wüsste da vielleicht jemanden«, sagt sie.

Kiew, 14. Mai 2010
    »Fünfhunderttausend.« Jurij klopft mit der Hand auf den Koffer. »Wie
echt.« Er lacht. »Und hier die Tickets für dich und deine zwei Begleiterinnen.
Wenn ihr übrigens im Hotel einen privaten Film macht, kann ich dir den
abkaufen.« Er lacht wieder, schlägt Wiktor auf die Schulter. »Mann, das war ein
Scherz. Verstehst du keinen Spaß? Was weiß denn ich, warum sonst du die zwei
Damen dabeihast.«
    »Dreimal darfst du raten, Jurij. Du magst dich ja mit Blüten
auskennen, aber der Allerhellste warst du noch nie.«
    »Wieso?«
    »Irgendwer muss das Zeug doch in seinem Gepäck über die EU -Grenze bringen, oder? Wär ich schön blöd, wenn ich
das selbst machen würde.«
    »Du bist wirklich ein Fuchs, Wiktor. Hätt ich dir gar nicht zugetraut.
Wahrscheinlich hast du was mit der Jüngeren. Aber was macht die andere dabei?
Wozu braucht ihr die?«
    Er bricht wieder in Lachen aus und bekommt im Anschluss einen
Hustenanfall, den er mit einem Schluck Whisky kuriert. Glen Grant, ein vierzig
Jahre alter Single Malt.
    »Na?«, fragt er.
    »Geht dich nichts an«, sagt Wiktor.
    »Na ja, man wird ja mal fragen dürfen. Hier hast du die Reservierung.
Drei Nächte im Hotel Maritim, ein Einzelzimmer, ein Doppelzimmer, wie du es
wolltest. Nicht schlecht, wie wir für dich und die deinen sorgen, gib’s zu.«
    Jurij nimmt ein Kuvert vom Tisch und zieht ein Bündel Euro-Scheine
heraus, schiebt es wie einen Fächer auseinander und wedelt damit vor Wiktors
Gesicht herum. »Zehntausend Euro. Garantiert echt! Teil eins deiner Provision
plus Spesen. Ein Haufen Geld. Ein Professor in Kiew muss für dieses Geld ein
Jahr lang arbeiten, wenn er überhaupt einen Job hat. Du verdienst es in einer
Woche und kannst es noch oft verdienen. Ich hoffe, du weißt, in was für einer
privilegierten Lage du dich befindest.«
    »Ja, weiß ich. Und ich rätsle immer noch, womit ich mir diese Lage
verdient habe.«
    »Wir haben eben ein Herz für alte Kraftwerkshelden. Wir müssen den
Liquidatoren doch dankbar sein. Wenn es das Vaterland schon nicht ist, dann
übernehmen wir das eben. Von uns bekommst du mehr als einen Orden und eine
Urkunde.«
    »Für euch riskiere ich meinen Ruf als unbescholtener Bürger, dabei
war ich einmal so was wie ein Volksheld. Wenn sie mich bei der Nummer
erwischen, sitze ich, bis mir ein langer Bart wächst.«
    »Und das ist nicht die größte Gefahr, in die du dich begibst«, sagt
Jurij grinsend. »Denn wenn dir einfallen sollte, mit dem Geld und deinen
Weibern abzuhauen, wenn du uns bescheißt, Wiktor, oder wenn wir irgendeinen
Anlass haben zu denken, dass du uns bescheißen könntest, dann, lieber Wiktor …«
Jurijs ausgestreckter Zeigefinger fährt waagerecht vor Wiktors Hals durch die
Luft.
    Wiktor weicht zurück. »Ich bescheiß euch nicht. Ich bescheiße
überhaupt niemanden. Ich habe euch allen den Arsch gerettet mit meinem
Hubschrauber. Und weißt du auch, wofür? Nicht für Geld, nein, Geld gab’s dafür
nicht. Bloß für die verdammte Ehre. Und davon habe ich vielleicht mehr im Leib
als euer ganzer Verein zusammen. Ehre, verstehst du?« Wiktor stößt Jurij von sich
weg. »Und wenn du glaubst, ich bin nicht der Richtige für deine Geschäfte, dann
such dir einen anderen, kapiert? Die Zone ernährt mich gut genug, ich muss
nicht für euch mit dem

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