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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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niemandem, und schon ganz sicher nicht von dir,
herumkommandieren.«
    »Los, jetzt hol den Koffer.«
    Luba wirft Wiktor einen bösen Blick zu, macht sich aber schweigend
auf in Richtung Schließfächer.
    »Bis Luba wiederkommt, kann ich noch eine rauchen«, sagt Marjana und
geht wieder Richtung Ausgang. Wiktor läuft ihr nach. Vor der Tür zündet sie
sich ihre Zigarette an.
    »Seid ihr denn beide total blöd geworden?«, zischt Wiktor. »Ich reiß
mir hier den Arsch auf, und ihr tut alles, um unseren Plan in den Sand zu
setzen.«
    »Jetzt reg dich mal ab. Was dich stört, ist doch nur, dass wir
deinen Machoallüren nicht nachgeben und nur noch ›Ja, mein Herr und Meister‹
sagen. Es hat nichts mit dir zu tun, aber das kannst du vergessen. Wir sind
keine Frauchen, die nur darauf gewartet haben, dass der Prinz kommt und sie aus
ihrem Dornröschenschlaf weckt. Und wir waren auch nicht beim Militär, wo wir
das Gehorchen lernen hätten können. Ich bin Professorin, und Luba ist mit ihrer
grünen Ninja, ihren Fahrten in die Zone und den Berichten darüber in ihrem Blog
auch keine Unbekannte.«
    »Was? Ist Luba Journalistin oder so was?«
    »Nein, Bloggerin, Internet, verstehst du?«
    »Internet? Heißt das, dass wir mit einer Frau, die bekannt ist wie ein
bunter Hund, fünfhunderttausend Euro nach Deutschland schmuggeln und
anschließend noch ganz heimlich einen Schatz zusammen heben wollen?«, fragt
Wiktor.
    »Ungefähr hast du das zwar richtig zusammengefasst, aber für unsere
Mission ist das irrelevant. Luba ist nicht Lady Gaga, nach der sich jeder den
Kopf verdreht und die immerzu mindestens fünfzig Fotografen im Schlepptau hat.
Und so bekannt ist sie nun auch wieder nicht. Also kein Grund zur Panik.«
    »Aber du hast das gewusst, das mit Internet und so?«
    »Ich hab sie gegoogelt. Und jetzt mach dir keinen Kopf, Wiktor, es
ist alles in Ordnung. Wir kommen problemlos durch die Kontrollen. Ich habe
sogar eine Einladung und werde als Gastrednerin bei einem Symposion über
Gedenkstätten auftreten.«
    »Das ist prima, Frau Doktor, aber ich, ich besorge das Geld, das wir
brauchen, um unser Unternehmen zu finanzieren. Das ist ja wohl auch etwas wert,
oder?«
    »Ja, sag ich doch. Wir sind Partner. Jeder von uns bringt etwas in
unser Unternehmen ein. Jeder hat etwas, das wichtig und nötig ist, darum sind
wir ja zusammen. Aber das heißt auch, dass du nicht der Boss bist und uns nicht
wie Hühner herumscheuchen kannst.«
    Marjana wirft ihre Kippe weg, und sie gehen zurück in die Empfangshalle.
    »Ah, die Raucher lassen sich auch mal wieder sehen. Ich dachte
schon, ihr hättet es euch anders überlegt.«
    »Hier.« Wiktor nimmt Luba den blauen Samsonite-Rollkoffer ab und
gibt ihn Marjana. »Da drin findest du ein bisschen Wäsche und jede Menge
Fachbücher. Die Bücher haben eine Aussparung, da kommen die Blüten rein. Am
besten machst du das auf dem Klo, da gibt es keine Kameras.«
    »Hallo, Wiktor. Bist du taub oder was? Was haben wir gerade besprochen?
Sehe ich aus wie ein Huhn, bin ich ein Huhn, gack-gack?«, fragt Marjana.
    »Was hab ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?«
    »Das ist das Allerschlimmste, dass du so tust, als würdest du es
nicht einmal begreifen«, zischt Luba Wiktor an. »Du hast den großen Max
gespielt, der das mit dem Geld regelt. Nur deshalb bist du überhaupt dabei. Und
als ich gesagt habe, dass das mit den Blüten Wahnsinn ist und ich keine Lust
habe, in den Knast zu wandern, da hast du gesagt, das wäre überhaupt kein
Risiko, denn wenn überhaupt, dann hättest nur du das Risiko. Und jetzt? Jetzt
willst du Marjana den Koffer unterjubeln.«
    »So ein Blödsinn«, sagt Wiktor. »Wer war denn bei Jurij? Wer ist
denn ihm gegenüber in der Pflicht, hm? Ich. Ich ganz allein. Die Blüten über
die Grenze zu bringen, das ist für Marjana doch ein Klacks. Hey, überleg doch
mal. Sie ist Professorin. Sie ist Mitarbeiterin der Stiftung, die das Geld des
schlechten Gewissens der Deutschen verwaltet. Sie ist praktisch immun, fast
schon wie eine Diplomatin.«
    Wiktor redet sich in Rage. »Was, denkst du, ist los, wenn die Deutschen
Marjana festnehmen? Das gibt Schlagzeilen, das überlegen die sich gut. Sie
braucht doch nur zu sagen, dass ihr jemand den Koffer untergeschoben hat. So
schnell kannst du gar nicht schauen, wie sie wieder frei ist, samt
Entschuldigung. Kapierst du das denn nicht? In der Beziehung ist Marjana wie
ein Lottogewinn. Auch wenn sie sonst eine ziemliche Plage ist. Und wenn

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