Hirschgulasch
wie eine Lufthansa-Stewardess
aussieht.
»Nur Bares ist Wahres.« Marjana legt ein Bündel Fünfhunderter-Scheine
auf den Empfangstisch. »Würden Sie das Geld im Hoteltresor für mich
aufbewahren? Für Notfälle. Man weiß ja nie.«
Die Concierge zählt das Geld, schreibt eine Quittung und übergibt Marjana
die Magnetkarten für ihre Zimmer.
»Wir treffen uns dann in der Sauna«, ruft Marjana Luba und Wiktor
auf dem Weg zu ihren Zimmern zu.
***
Es sieht genau so aus wie im Prospekt. Glatt und fast unbewegt liegt
der Wasserspiegel des blauen Pools, leise plätschert das Wasser über den
Beckenrand. Zum Tal hin öffnet eine riesige Fensterfront den Raum. Über einen
schmalen Kanal kann man hinaus in den Pool im Freien schwimmen, der bis zum
Rand einer Hangstufe gebaut worden ist.
Der Boden des Spa-Bereichs ist hell gekachelt. Vor der Fensterreihe
stehen geflochtene, mit weißem Leinen bezogene Ruheliegen. Eine Wand ist mit
grauem Granit verkleidet, eine mit Kirschholz vertäfelt, eine dritte in
schlichtem Weiß gehalten.
Große weiße Zylinder aus Milchglas hängen von der hohen Decke, aber
ihr Licht ist kaum wahrnehmbar, weil die Sonne durch die Fensterfront in den
Raum eindringt und ihn in Helligkeit taucht. Menschenleer ist die Anlage, nur
das Säuseln des überlaufenden Wassers ist zu hören. Es ist perfekt.
Marjana legt das weiße Handtuch auf eine der Luxusliegen, zieht den
Bademantel aus und wirft ihn zum Handtuch. Sie dreht sich zum Fenster, streckt
die Arme zur Seite, atmet tief ein und genießt den grandiosen Ausblick und die
Stille. Dann macht sie zwei Schritte zum Becken und taucht kopfüber nackt in
den Pool ein. Der Sprung hallt von den Wänden wider, eine Sekunde später
klatschen die aufgeworfenen Wellen an den Beckenrand, dann ist es wieder still.
Weit ausholend schwimmt Marjana die Länge des Beckens ab, wechselt
in den Kanal und schwimmt hinaus in den Garten, bis an das Ende des Pools, wo
man als Schwimmer keinen Abhang, sondern nur noch Tiefe sieht. Dann macht sie
kehrt und schwimmt zurück. Sie stemmt sich am Beckenrand hoch, klettert nach
draußen und hat gerade das Handtuch in der Hand, als sie einen bewundernden
Pfiff in ihrem Rücken hört. Sie dreht sich um, und als sie Wiktor erkennt,
stellt sie sich ihm in den Weg, die Hände in die Hüften gestemmt, ein Bein
leicht angewinkelt.
»Hast dich gut gehalten für dein Alter«, sagt Wiktor. »Ist das alles
echt?«, fragt er und greift nach ihrer Brust.
»Hast du eine Ahnung, was eine ukrainische Historikerin verdient?
Ja? Dann kannst du dir die Antwort selbst geben. Selbst wenn ich sie nötig
hätte, könnte ich mir keine kosmetischen Korrekturen leisten, mein Lieber. Das
heißt, bisher konnte ich sie mir nicht leisten. Ebenso wenig wie eine
Übernachtung in einem Hotel wie diesem.«
Sie beginnt, sich abzutrocknen.
»Warte nur, bis wir in der Sauna sitzen. Dann schaue ich mal, wie
gut du dich gehalten hast, du alter Kämpfer.« Sie zieht den Bademantel über und
geht mit Wiktor zum Saunabereich.
Da hören sie wieder ein Platschen.
»Luba hat diesem obszön luxuriösen Pool also auch nicht widerstehen
können. Willst du nicht gucken und pfeifen gehen? Obwohl – Luba ist jung
und schön, ihr bedeuten Komplimente von einem alten Knacker wie dir
wahrscheinlich nicht viel.«
»Einfach herrlich, nackt im leeren Pool zu schwimmen«, sagt Luba,
als sie in den Ruhebereich der Sauna kommt. »Solltet ihr auch mal machen.«
»Hab ich schon von einer anderen Nacktschwimmerin gehört. Aber mir
ist das Wasser ein bisschen zu warm«, sagt Wiktor.
»So ein Quatsch«, sagt Marjana, »du hast doch nur Angst, dass eine Überwachungskamera
ein Bild von deinem Pimmel auf den Bildschirm in der Empfangshalle übertragen
könnte.«
»Schwachsinn. Ich bin eben andere Wassertemperaturen gewöhnt. Wenn
wir uns unterhalten wollen, dann sollten wir ins Dampfbad gehen. Dort ist es
auch nicht so heiß, okay?«
»Und dort können wir vor lauter Dampf dein Würmchen nicht sehen,
oder, Wiktor?«
»Du kannst von mir aus auch eine Tastkontrolle machen, wenn dich das
so sehr interessiert, Marjana.«
Der Raum ist einem römischen Bad nachempfunden. Aus den übereinanderliegenden
Becken eines Marmorbrunnens gluckert das Wasser in feinen Tröpfchenbahnen über
die Ränder. Die abgerundeten Sitzflächen sind mit türkisfarbenen
Mosaiksteinchen gefliest.
Marjana mustert Wiktor. »Jetzt gib’s endlich zu, dass du diesen
Luxus auch genießen kannst. Ist das nicht
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