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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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ich
sehne mich nach einer Abkühlung.«
    »Jetzt los, los! Zum Endspurt geht’s jetzt noch in die finnische Sauna«,
treibt Marjana sie an.
    »Wie stellst du dir eigentlich vor, dass wir das Gold
abtransportieren?«, will Wiktor weiter wissen.
    »Ganz einfach. In unseren Rucksäcken.«
    »Du bist wirklich übergeschnappt. Da arbeiten wir ja ein Leben lang
wie die Sklaven.«
    »Wenn du willst, kannst du schuften wie ein Sklave. Ich werde das
allerdings anders machen.«
    »Und wie wirst du das machen, du Schlaubergerin?«
    »Ganz einfach: Ich fahre einmal im Jahr hierher. Gehe fünfmal in den
Berg und hole mir so meine fünfzig bis hundert Kilo heraus. Das sind ein bis
zwei Millionen Euro, die müssen dann jeweils für ein Jahr reichen. Das nennt
man nachhaltiges Wirtschaften, denn wenn ich mal gestorben bin, können meine
Nichten, Neffen, eure Kinder und Kindeskinder, ohne schwere Arbeit in Saus und
Braus leben. Und für den Fall, dass wir den Schatz nicht finden, habe ich auch
schon einen Plan.«
    »Spuck ihn aus, deinen Plan B!«, fordert Luba sie auf.
    »Wenn wir den Schatz nicht finden oder nicht bergen können, weil er
verschüttet ist oder alle Ein- und Ausgänge dicht sind, dann möchte ich
wenigstens die komfortabelsten Tage meines Lebens richtig genießen, bevor uns
einer von Jurijs humorlosen Schergen erwischt und zu Mus macht.«

Berchtesgaden, 16. Mai 2010
    »Okay, ich hab irgendwann mal das Buch ›Höhlenklettern für Dummies‹
gelesen, mindestens die Hälfte davon sofort wieder vergessen, und ihr meint, es
ist eine gute Idee, wenn ich jetzt da reingehe und so tue, als wäre ich eine
große Höhlenforscherin, die für ihr Team die Top-Ausrüstung kaufen will?«
    »Genau, Marjana, so hab ich mir das vorgestellt. Oder sollen etwa
ich oder Wiktor versuchen, ein Seil zu kaufen, bei dem sich dann dreißig Meter
über dem Boden herausstellt, dass Kiewer Englisch und Berchtesgadener Englisch
in Bezug auf die Bedeutung ›Sicherungsseil‹ nicht kompatibel sind?«
    »Okay, dann los. Wir gehen rein, und ich mache euch die große
Höhlenforscherin.«
    Eispickel, Rucksäcke, Bergschuhe, Wanderkleidung, Klettergurte und
andere Ausrüstungsgegenstände – der Laden scheint ein Eldorado für
Bergsportler zu sein. Anoraks, Trekkinghosen, Softshell- und Goretex-Jacken
hängen dicht an dicht – Mammut, Patagonia, Schöffel, Petzl, alles
exklusive Marken. Der Verkaufsraum ist so vollgestellt, dass kaum Platz für
eine dreiköpfige Expeditionscrew ist. An einer der Wände sind mindestens
zwanzig Rollen mit verschiedenen Seilen befestigt; an Schnüren aufgehängt und
in Regalen Karabiner und alle anderen Hilfsmittel für das technische Klettern.
    »Griaß eich«, begrüßt der wettergegerbte sportliche Verkäufer seine
drei Kunden. Mit seinen blauen Augen und dem dunklen Bart sieht er aus wie ein
echter Gebirgler.
    »Guten Tag«, sagt Marjana gut verständlich, trotzdem mit unverkennbarem
Akzent. »Wir brauchen Ausrüstungen für ein paar Höhlenklettereien für uns drei.
Können Sie uns da alles Nötige zusammenstellen?«
    »Seid ihr aus Tschechien?«, will der Mann mit dem grau werdenden
Bart wissen.
    »Nein, aus der Ukraine.«
    »Tschechen waren erst letzte Woche da, das hätt mich jetzt schon
gewundert, wenn diese Woche schon wieder welche ankommen wär’n. Natürlich kann
ich euch was z’sammenstellen. Ich muss halt wissen, was es kosten darf. Und
passen und g’fallen soll es euch dann natürlich auch noch. Was braucht ihr denn
alles?«
    »Alles. Einfach alles, außer vielleicht Unterhosen, obwohl, eigentlich
sogar die.«
    »Alles? Seil, Kletterkarabiner, Rucksack, Steigklemmen, Achter,
Stiefel, Leuchten, Hosen, Jacken?«
    »Genau. Tun Sie einfach so, als würden Sie mit uns in eine Höhle
losgehen, und alles, was Sie dafür zusammengestellt haben, kaufen wir Ihnen ab.
Dreimal.«
    »Ihr wisst aber schon, was des kost?«
    »Wir wollen gutes, sicheres Material. Denn zum Sparen sind wir nicht
hergekommen.«
    »Gut, dann hamma des a geklärt.«
    Marjana sagt im Aufbrechen: »Wir kommen dann so in einer Stunde
wieder und holen die Sachen ab.«
    »Gleich darfst gehen, jetzt möcht i nur noch wissen, in welche Höhle
ihr einfahren wollt.«
    »Warum?«
    »Ja, ich muss doch wissen, ob’s eine nasse Höhle ist, mit einem See
oder einem Wasserfall, wo ihr durchmüsst. Ob’s eine Schachthöhle ist oder eine,
in der ihr fünfhundert Meter kriechen müsst. Am einfachsten, ihr sagt mir, wie
die Höhle heißt, dann kann ich

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