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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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beide
Platz auf der Erde sein.«
    Damit schiebt er ihn zur Zimmertür hinaus.
    Im Auto ruft von Reichenberg Mandy an. »Alles okay, in einer Viertelstunde
bin ich da.«
    »Wieso nuschelst du so?«
    »Oh, Verzeihung, ich muss nur schnell mein Gebiss neu einrichten.«
    »Was für ein Gebiss? Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«
    »Ja, das, was ich suche, und leider noch ein bisschen mehr. Das ist
mir nicht bekommen. Aber das Wichtigste ist, dass ich jetzt weiß, wo der Schatz
liegt.«

Berchtesgaden, 29. Mai 2010
    »Ich finde, jetzt reicht es. Seit Stunden quälen wir uns in dieser
verdammten Höhle nach unten. Ich kann nicht mehr.« Es fällt Wiktor nicht
leicht, sich geschlagen zu geben, und er versteht auch nicht, wieso gerade er
so fertig ist, während Luba und Marjana keine nennenswerten Anzeichen von Schwäche
zeigen. Vielleicht war es das Aufstehen mitten in der Nacht. Er kann sich gar
nicht erinnern, wer eigentlich diese Schnapsidee hatte. Ein Aufstieg in der
Vollmondnacht, dann wieder das Suchen nach einem Höhleneinstieg. Und als sie
ihn dann über den Schneetrichter fanden, nach dem sie die letzten Tage immer
wieder gesucht hatten, dieses extrem schwierige Einsteigen in die sehr tiefe
Höhle. Nur mit Hilfe der Karte haben sie überhaupt das Felsband im oberen
Stück, wenige Meter unter dem Trichter, gefunden, auf dem sie zu Fuß und ohne Kletterei
in einen Seitengang gelangten, in dem sie sich dann weiter voranarbeiten
konnten. Für ein komplettes Abseilen in die Haupthöhle hätten ihre Seile
sowieso nicht gereicht.
    »Schlagen wir doch hier unser Lager auf. Wir gehen weiter, wenn wir
uns ausgeruht haben.« Wiktor setzt den Rucksack ab.
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Schau doch mal auf die Karte,
wir sind fast am Ziel. Bisher hat alles ganz genau gestimmt. Wir haben maximal
noch eine halbe Stunde zu gehen.« Luba packt die Karte wieder weg, schnallt
ihren Rucksack um und stapft weiter.
    »Du hast ja gehört, was unsere Chefin und Hüterin der Schatzkarte
sagt«, redet Marjana ihm zu. »Ich habe nicht die Energie, mich zu widersetzen.
Vielleicht hat sie ja recht. Im Stollen ist es bestimmt angenehmer als hier in
der feuchten Höhle, wo der Wind durchpfeift und wir auf dem blanken Fels
schlafen müssten. Los, Wiktor, nicht schlappmachen, ich erkenne dich ja nicht
wieder, Commandante.«
    »Du bist aber auch allmählich nicht wiederzuerkennen. Schlägst dich
hier ohne Murren und ohne Zigaretten, dafür bestens gelaunt mit Stirnleuchte
und schwerem Rucksack durch die Dunkelheit.« Er streckt den Kopf in die Luft
und schnuppert. »Sag mal, riechst du eigentlich schon was?«
    »Ja, ich denke schon. Ich spüre es, nicht nur in der Nase, sondern
überall: Gold! Und ich möchte es sehen und anfassen. Und am liebsten heute
noch.«
    »Und wenn wir keines finden? Was machen wir dann?«
    »Das überlege ich mir, wenn es so weit ist. Bis dahin freue ich mich
auf den größten Schatz aller Zeiten. Und wenn du nicht so ein Miesepeter und
außerdem Hasenfuß wärst, dann würdest du das auch tun.«
    »Quatsch hier nicht rum, Wiktor, nimm deinen Rucksack und geh«,
zischt Luba.
    »Ich kann nicht mehr, Lubotschka, kapierst du das nicht? Ich bitte
um eine Pause, zwanzig Minuten reichen mir, versprochen.«
    »Hoffentlich schlaf ich dann nicht ein«, sagt Marjana.
    »Also gut. Ich stell meine Uhr, und wer eingeschlafen ist, wird geweckt,
und dann geht’s weiter, klar?«, fragt Luba.
    »Klar, Boss«, sagt Wiktor. Er packt sein Alukissen aus, setzt sich
auf den Boden und lehnt sich mit dem Rücken an einen großen Stein. Er schließt
die Augen und möchte zumindest fünfzehn der verhandelten zwanzig Minuten dösen.
Ich muss mich entspannen, denkt Wiktor. Wie ein Film laufen die Bilder der
letzten Tage in seinem Kopf durcheinander und sind nicht unter Kontrolle zu bringen.
Mal blitzt diese, mal jene Szene auf. Ordnung in seine Gedanken bringen, das
will er schaffen, vielleicht kann er dann entspannen, und vielleicht fällt ihm
noch etwas Wichtiges ein, das er bisher übersehen hat.
    Dieser grässlich lange, gellende Schrei, den sie hörten, kaum dass
sie den Einstieg zum Trichter passiert hatten. Luba und Marjana müssen genau
wie er wissen, dass es auf den Schrecken, der ihnen in die Glieder fuhr, und
die Frage »Was war das?« nur eine einzige Antwort gibt. Jemand ist ihnen
gefolgt. Vom Tal zur Hütte und mitten in der Nacht von der Hütte hinauf auf den
Berg, in dieser Vollmondnacht, die so friedlich wirkte und

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