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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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Er schaut in die Runde und bleibt bei Kollegin Morgenroth
hängen. Sie grinst über das ganze Gesicht.
    » LKA -Beamte haben wir auch selten
hier«, schlägt Lebow eine Brücke übers Glatteis. »Aber das hängt ja auch
irgendwie damit zusammen, dass uns die Verbrecher-Prominenz fehlt. Und was
machen wir, wenn der Ukrainer gar nicht in Bayern übernachtet hat, sondern
drüben in Österreich?«
    »Jetzt machen wir erst mal hier bei uns mit der Suche nach seinem
Hotel und nach möglichen Kontakten weiter. Er muss doch irgendwen oder
irgendwas gesucht oder verfolgt haben. Und dann hoffen wir, dass unser
Höhlenforscher-Trio, von dem der Purtscheller-Wirt gesprochen hat, auch mit
dabei ist. Der Putin und seine zwei Begleiterinnen. Auf die bin ich schon gespannt.
Weißt du schon etwas von der Spurensicherung, Meik?«
    »Nein, aber ich telefoniere gleich mit dem Ernst.«
    »Und ich mit meiner Dienststelle«, sagt Weidinger. »Wo kann ich mich
denn hier einrichten? Habt ihr ein Plätzchen für mich in eurer Villa? Muss auch
nicht unbedingt mit Balkon und Watzmannblick sein. Wenn’s überhaupt ein Zimmer
ohne Bergblick gibt hier bei euch.«

Berchtesgaden, 30. Mai 2010
    In der Kapsel ist aus Decken und Schlafsäcken ein richtiges Nest
entstanden.
    »Dass wir es heute so luxuriös haben werden, hätte ich mir vor zwei
Stunden noch nicht vorstellen können«, sagt Luba.
    »Wenn ich ehrlich sein soll, fehlt mir doch der Whirlpool.« Marjana
kramt die Zigaretten aus ihrer Hose.
    »Du qualmst uns hier nicht die Kapsel voll«, protestiert Wiktor.
»Wenn du unbedingt rauchen musst, dann draußen vor der Luke, aber nicht hier
drinnen. Und vergiss nicht zu duschen und dir die Zähne zu putzen, bevor du
wieder reinkommst.«
    Marjana beachtet ihn gar nicht und zündet sich ungerührt ihre
Zigarette an. »Schade, dass wir keinen Champagner haben«, sagt sie nach dem
ersten Zug. »Ich hatte noch nie so viel Lust auf Schampus wie heute. Und dazu
vielleicht einen Joint. Hey, wir sind unsagbar reich. Ist das nicht ein Grund
zum Champagnertrinken?«
    »Hallo? Bist du taub? Ich habe gesagt, hier wird nicht geraucht.«
    »Ich bin nicht taub, ich mache nur das, was ich gerade will. Ich
habe noch nie Tendenzen zur Unterwürfigkeit gehabt.«
    »Das stimmt allerdings«, sagt Luba, »und von mir aus darfst du heute
auch in geschlossenen Räumen rauchen. Und wenn du fertig bist, dann könnten wir
vielleicht mal schlafen, ich bin nämlich ziemlich müde.«
    »Dieser Qualm ist nicht zum Aushalten«, sagt Wiktor, der zwischen
Luba und Marjana liegt. »Ich geh ins Nichtraucher-Abteil.«
    »Du hörst jetzt auf damit, den Beleidigten zu spielen, und bleibst
hier zwischen uns liegen, sonst bin ich beleidigt.
Lass mich einfach den größten Tag meines Lebens so zu Ende bringen, wie ich es
will. Und dazu gehört nicht, dass einer eingeschnappt davonkriecht, nur weil
ich vor dem Schlafen noch eine qualme.«
    Wiktor legt sich wieder hin, und Marjana drückt ihre Zigarette auf
Blondis Ledersitz aus. »Jetzt können wir schlafen.«
    Nachdem die Stirnlampen ausgeschaltet sind, sagt Luba: »Bin ich
froh, dass ich nicht alleine hier drin bin. Es ist so unglaublich dunkel hier.«
    »Die dunkelste Dunkelheit, die ich je erlebt habe. Hunderte Meter
Stein zwischen uns und der Welt. Diese vollkommene Abgeschiedenheit und
Schwärze, die spürt man körperlich. Geht es euch auch so?«, fragt Marjana.
    »Wollt ihr jetzt schlafen oder philosophieren?«, fragt Wiktor.
    »Na gut, schlafen.« Marjana legt ihren Kopf auf Wiktors Brust.
    Luba legt ihren Kopf von der anderen Seite auf seine Brust.
    »Ihr seid ganz schön schwer«, mault Wiktor.
    »Das sagt man nicht zu Frauen, und schon gar nicht zu so schönen und
reichen Frauen, wie wir es sind«, sagt Luba.
    »Gut, dann versuche ich eben, trotz dieser Last zu schlafen.«
    Kurz darauf bewegt Wiktors tiefes Ein- und Ausatmen, begleitet von
einem leichten Fast-Schnarchen, seinen Brustkorb in gleichmäßigem Rhythmus auf
und ab.
    Luba starrt in die Dunkelheit. Sie kann nicht einschlafen und horcht.
Sie hört ein leises Tropfen. Es scheint sehr weit weg zu sein. Sie stellt sich
vor, es ist Wasser, das am Eingang des Stollens auf die Oberfläche einer der
großen Pfützen tropft, durch die sie hindurchwaten mussten. Durch Mitzählen
versucht sie herauszufinden, wie viele Tropfen in der Minute auf die
Wasserfläche fallen, aber sie kommt immer wieder durcheinander und muss von
vorne anfangen.
    Atmet Marjana so gleichmäßig, weil

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