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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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das
meinst.«
    »Aber für den Erstkontakt schon. Und für das Erkennen eines russischen
Namens auch, denke ich. Also, los, los, damit wir vorankommen.«
    Lebow will schon zurück an seinen Schreibtisch gehen.
    »Meik?«
    »Ja?«
    »Wie lange dauert es, bis wir die Ergebnisse der DNA -Analyse haben?«
    »Vierundzwanzig Stunden.«
    »Was? Sind die immer noch nicht schneller? Wir stehen hier total
unter Druck.«
    »Du stehst unter Druck, wegen deiner Alm. Und vierundzwanzig Stunden
ist schon die Spezial-Schnellversion, hat mir der Ernst erklärt. Schneller
geht’s einfach nicht.«
    »Na, in Gottes Namen.«

Berchtesgaden, 31. Mai 2010
    Als Luba erwacht, weiß sie nicht, wo sie ist, ob es Tag oder Nacht ist,
welcher Tag, welche Uhrzeit. Sie erinnert sich an Gefühle, an Empfindungen,
Berührungen, Hände auf ihrer Haut, Zärtlichkeiten. Hat sie das geträumt? Sie
spürt die Wärme eines Körpers neben sich, streckt den Arm aus.
    »Guten Morgen, Schätzchen«, murmelt Marjana neben ihr.
    Erschrocken zieht Luba ihre Hand zurück. Ein heißer Schauer der
Scham steigt von ihrem Unterleib auf, durchflutet ihren ganzen Körper und
bringt ihr Gesicht zum Glühen.
    Marjana dreht sich im Schlafsack zur Seite, weg von Luba. Sie hört
Wiktors leises Schnarchen. Jetzt fällt ihr ein, wo sie sind. Unter der Erde,
tief im Fels. In der Rakete mit dem separaten Sitzplatz für diesen Hund, auf
dessen Lederbezug Marjana ihre Zigarette ausgedrückt hat.
    Luba tastet nach der Stirnlampe und schaltet sie ein. Sie ist nicht
mehr müde, aber sie hat auch nicht das Gefühl, richtig wach zu sein. Es ist
alles völlig unwirklich. Diese absolute Dunkelheit könnte man auch als
Einladung verstehen, nie wieder aufzuwachen.
    »Was ist denn?«, murmelt Marjana, die eine Veränderung spürt. »Es
ist doch noch ganz dunkel, lass uns noch ein bisschen schlafen.«
    »Es wird nicht viel heller«, sagt Luba. »Nur zu deiner Orientierung,
hier gibt es keine Vorhänge zum Aufziehen, wir sind in der Tiefe.«
    Statt einer Antwort Stille. Auch Marjana muss sich erst neu
sortieren.
    »Ach, Luba? Dieses Erlebnis in der Nacht, hab ich das nur geträumt,
oder war da wirklich was?«, fragt Marjana.
    »Da war nichts, aber ich weiß, was du meinst. Ich hab das Gleiche
geträumt. Und ich wäre froh, wenn wir es dabei belassen könnten.«
    »Warum denn, fandest du es nicht schön? Ich jedenfalls fand es wirklich
schön. Wir haben uns eben gegenseitig ein bisschen getröstet in dieser kalten,
dunklen Welt. Ist das so verwerflich? Das hat doch keinen Sinn, dass du dich
jetzt deswegen schämst. Es ist passiert und fertig.«
    »Ja, ja, schon gut, hör auf, es zu zerreden. Wiktor wacht gerade
auf«, zischt Luba. »Jetzt halt bitte die Klappe, ja?«
    »Ach, Wiktor. Vor dem ist mir doch nichts peinlich. Außerdem habe
ich gestern beschlossen, dass mir nie mehr etwas peinlich ist. Ich will so
leben, wie ich immer leben wollte. Ohne Verstellen, ohne Verstecken, ohne Angst,
dass etwas an mir oder von mir entdeckt wird, das gut erzogene Damen
verheimlichen würden.«
    »Gut erzogene Damen? Also ehrlich, Marjana. Ich finde, du redest
ziemlichen Blödsinn. Muss an der Dunkelheit liegen oder an der hohen
Luftfeuchtigkeit. Oder vielleicht bist du auch noch nicht richtig wach, und
dein Gehirn muss erst wieder anlaufen. Vielleicht hast du Hunger.«
    »Hunger nicht, aber ein schöner heißer Kaffee wäre jetzt prima.«
    »Ist der Kaffee schon fertig?«, murmelt Wiktor im Halbschlaf.
    »Ja, Kaffee, Cappuccino, Espresso, alles da. Was hättest du denn gern?
Jetzt aufstehen, Wiktor. Luba hat gesagt, es wird nicht mehr heller. Los, es
geht an die Arbeit. Goldbarren schleppen.«
    Wiktor rührt sich nicht. Plötzlich fängt der Felsboden an zu
vibrieren. Ein Grummeln, das lauter wird, Blechteile knarzen und kratzen
aneinander.
    Luba schreit: »Die Rakete, die Rakete. Wir starten!«
    »Sie explodiert!« Marjana packt Wiktor am Arm. »Tu was, schnell.«
    Draußen fallen Gesteinsbrocken mit dumpfem Knall zu Boden.
    Luba drückt sich an Marjana, und das Vibrieren ist vorbei, so plötzlich,
wie es gekommen ist.
    »Das war nicht die Rakete, das war etwas anderes. Wahrscheinlich ein
Erdbeben. Ein Felsbeben. Was sonst, natürlich.« Wiktor kriecht aus seinem
Schlafsack.
    Nun schalten auch er und Marjana ihre Stirnlampen ein. Sie ziehen
sich an, steigen aus der Kapsel. Wiktor leuchtet mit der Lampe in den Stollen.
Alles scheint so, wie es gestern Abend gewesen war. Nur ein Felsbrocken liegt
auf dem

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