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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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wenn sie Millionen wert wären. Wie sollten wir die zu Geld
machen?«
    »Meine Güte, das ist ein Rubens!«, sagt Marjana. »Ich glaube, ich kenne
das Gemälde von Abbildungen. Es gilt als vermisst. ›Die nackte Venus‹, ja, so
heißt es. Peter Paul Rubens. Ist das nicht schön, wie sie diesen Zweig in der
Rechten hält?«
    »Ein bisschen mollig, die Dame«, sagt Luba und sieht sich um. »Wenn
es hier Bilder gibt, dann muss es doch die Schatzkammer sein, oder?«
    Sie gehen weiter und kommen zu einem Regal, das in mindestens zehn
Etagen unterteilt ist. Auf den Regalböden stehen Säcke, so weit das Licht ihrer
Taschenlampen reicht. Ein Jutesack neben dem anderen, Tausende.
    »Da sind sie!«, kreischt Marjana. »Jetzt seht doch her, da sind
sie.«
    Sie packt einen der Säcke und will ihn hochheben, aber er bewegt
sich keinen Millimeter. Fast verliert sie das Gleichgewicht. »Gold. Da ist Gold
drin. Ich rieche es.«
    Zusammen machen sie den ersten Sack auf und kippen den Inhalt auf
den Boden. Hunderte von glänzenden kleinen Goldbarren liegen kreuz und quer
übereinander. Sie laufen zum nächsten Sack, schnüren ihn auf, kippen ihn aus.
Zu dritt ziehen sie an den Sackzipfeln, bis alle Barren auf dem Boden liegen.
Diesmal sind es etwas größere.
    »Seht ihr das?«, schreit Marjana. »Seht ihr das?« Sie läuft zu dem
Haufen mit den kleinen Goldbarren zurück. »Tausende Säcke Gold!« Sie hebt einen
Goldbarren auf und wirft ihn hinaus auf den Gang, den nächsten hinauf ins
Regal, noch einen in die Luft.
    »Vorsicht«, zischt Wiktor Luba zu. »Nicht dass sie noch einen
erschlägt mit dem Gold.«
    »Gold, so viel wir wollen.« Marjana nimmt je einen Barren in die
rechte und in die linke Hand und reibt sich damit über das Gesicht, als benutze
sie ein sündteures Duschgel oder eine Luxusseife. »Noch nie hat es einen
Menschen gegeben, der so viel Gold besaß wie wir. Hey, wir sind die reichsten
Menschen der Welt, wisst ihr das? Es ist nicht zu fassen: So viel Gold!«
    Sie setzt sich auf den Haufen, legt sich darüber, küsst die Barren,
wälzt sich darauf, reibt sich mit zwei Barren die Brüste, öffnet die Bluse und
steckt sie sich in den BH . »So viel Gold, Mann,
ist das geil. Jetzt sagt doch endlich auch mal was, ihr zwei Stummen. Hat es
euch die Sprache verschlagen? Ich weiß, was ich als Erstes mache, wenn wir
wieder in Kiew sind. Ich lasse mir einen Dildo aus purem Gold machen. Ich bin
gespannt, wie der sich anfühlt.«
    »Jetzt hör doch auf, das ist ja peinlich«, sagt Wiktor.
    »Mir ist ab jetzt nie wieder etwas peinlich, das schwör ich dir. Ich
bin die reichste Frau des Planeten. Und du kannst dich auch langsam dran
gewöhnen, dass dir nie wieder etwas peinlich sein muss.«
    »Marjana dreht durch«, sagt Luba. »Das finde ich toll. Ich drehe
jetzt auch durch. Tausend Säcke Gold. Das ist das Geilste, was es überhaupt
gibt.« Sie hebt einen Barren hoch, hält ihn an die Nase, tut so, als röche sie
daran. Sie schleckt mit der Zunge darüber, spuckt darauf und wirft ihn, so weit
sie kann. »Dieser Barren, der nach mir riecht, liegt jetzt irgendwo im Dreck,
und ich muss mich nur bücken und den nächsten aufheben, ihn anspucken und
wegwerfen. Das ist so unfassbar.«
    »Wenn alle verrückt sind, dann will ich auch nicht den Spießer
spielen.« Wiktor macht den Reißverschluss seiner Hose auf und pinkelt in hohem
Bogen auf einen Goldsack.
    »Das kann ich auch.« Luba zieht zuerst die Schuhe, dann die Hose aus
und pinkelt im Stehen auf den Haufen Barren unter ihr.
    Wiktor pfeift anerkennend.
    »Wo hast du das gelernt? Das musst du mir mal beibringen«, sagt
Marjana. »Aber, Leute, jetzt kann ich wirklich nicht mehr. Ich geh in die
Kapsel schlafen. Ich muss.«
    »Ach komm, du kannst doch jetzt nicht schlappmachen«, sagt Luba.
    »Doch, kann ich.«
    »Und das Gold?«
    »Das ist morgen auch noch da.«
    »Ich geh mit«, sagt Wiktor.
    »Okay, dann komme ich auch mit.« Luba steckt sich noch zwei
Kilo-Barren in die Seitentasche ihrer Hose und stolpert den anderen hinterher.
    »Niemals war das eine Amerika-Rakete.« Marjana geht mit ihrem
Schlafsack zur Kapsel. »Das ist irgendein anderer Scheiß, den sich die Nazis
ausgedacht haben und der sowieso niemals funktioniert hätte. Schaut euch die
Kapsel an.« Sie öffnet die Luke. »Die ist ja riesig. Ich geh jetzt da rein und
schlafe, und für euch ist auch noch Platz.«
    Marjana verschwindet in der Kapsel, Luba und Wiktor klettern ihr mit
den Schlafsäcken in der Hand

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