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Hirschgulasch

Hirschgulasch

Titel: Hirschgulasch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graf-Riemann/Neuburger
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sie einschlafen will, oder schläft
sie tatsächlich schon? Luba macht die Augen auf, hebt den Kopf, aber sie
erkennt nichts, gar nichts. Noch nie in ihrem Leben und nirgendwo hat sie so
eine Dunkelheit erlebt. Es ist dunkler, als wenn sie unter der Bettdecke die
Augen geschlossen hielte.
    Luba denkt an die Goldbarren und Goldsäcke und die Euphorie, die sie
alle drei erfasst hat, als sie den Schatz tatsächlich gefunden hatten, den
Spaß, den sie miteinander hatten, die Ausgelassenheit. Und statt das Gold nach
oben zu schaffen und ans Licht zu bringen, müssen sie nun in der Dunkelheit ausharren,
in dieser unheimlichen Abgeschiedenheit. Sie fühlt sich von der Welt vergessen.
Niemand weiß, wo sie sich gerade befinden. Keiner käme sie suchen. Sie spürt,
wie die Tränen aufsteigen, und versucht, sich wieder zu beruhigen. Nein, es ist
einfach zu dumm, darüber zu weinen, dass sie jetzt unermesslich reich sind.
Diese Nacht wird nicht die einzige sein, die sie hier unter Tage verbringen
müssen. Also sollte sie jetzt nicht so ein Drama daraus machen.
    Sie denkt an Alexej, den Menschen, der wahrscheinlich als Letzter
vor ihnen hier war und der den Weg nach draußen gefunden hat. Sie denkt an die
Männer, die am Stolleneingang erschossen wurden. Erst die Arbeiter, dann die
Soldaten und schließlich die SS -Mörder selbst.
Sie alle starben, damit das Versteck geheim blieb. Aber wer hatte etwas davon,
dass fünfundsechzig Jahre lang niemand diesen Schatz entdeckte? Jedenfalls
keiner von denen, die damals lebten, nur sie, sie haben jetzt etwas davon. Sie
sind die Ersten und werden hoffentlich die Einzigen bleiben.
    Luba streckt die Hand aus und berührt Marjanas Ellbogen, der auf
Wiktors Bauch liegt. Sie sehnt sich danach, mit jemandem über ihre Gedanken zu
sprechen. Sie will jetzt nicht traurig sein und sich einsam fühlen. Das Bild
von Wiktor, der über den Haufen von Goldbarren pinkelt, taucht vor ihr auf. Es
ist richtig, dass sie nun diesen Schatz gefunden haben, der hier seit so vielen
Jahren nutzlos herumliegt. Sie, drei ganz normale, unbedeutende Menschen, für
die sich noch nie ein Fernseh- oder Radiosender, nicht einmal ein Lokalblatt
interessiert hat.
    Es ist gut, dass Alexej uns den Schatz gerettet hat, denkt Luba, und
ihn kein anderer als wir bekommen wird. Ich kann mir ein neues Motorrad kaufen,
Wiktor vielleicht eine Wohnung für sich und seinen Sohn und Marjana ein Haus
ganz allein für ihre Prada-Schuhe. Sie freut sich, dass mit diesem Schatz
nichts Wichtiges und für die Welt Entscheidendes passieren wird. Niemand wird
damit die Welt retten, sie umkrempeln oder, noch wahrscheinlicher, zerstören.
Das findet sie tröstend.
    Luba spürt Marjanas Atem auf ihrem Gesicht. Sie kann einfach nicht
einschlafen. Und in einem Augenblick zwischen Zufriedenheit und Melancholie,
zwischen Euphorie und Müdigkeit streckt sie ihre Zunge aus dem Mund, um zu
spüren, wie weit Marjanas Gesicht von ihrem entfernt ist. Als sie einen
Widerstand spürt, erschrickt sie und zieht die Zunge zurück.
    Sie wartet einen Augenblick, ist neugierig und möchte noch einmal
ertasten, was sie da gespürt hat. Zaghaft tastet ihre Zunge die Form ab, die
sie gerade noch erreicht. Es fühlt sich an wie eine Lippe, am oberen Rand
geschwungen, in der Mitte ein Einschnitt. Ihr Herz klopft. Etwas streift über
ihre Lippen. Sie öffnet die Augen, kann aber nichts sehen. Trotzdem bildet sie
sich ein, dass auch Marjana die Augen geöffnet hat. Sie spürt die fremde Zunge
auf ihren Lippen, öffnet den Mund und empfängt sie. Mit der Hand streicht sie
über Marjanas Bauch und spürt, wie deren Hand unter ihre Bluse schlüpft und
zaghaft ihren Busen berührt.
    Ihre Zungen spielen miteinander, und Lubas Hand wandert an Marjanas
Bauch nach unten, während Marjana fester nach ihren Brüsten greift.
    Lubas Herz pocht. Sie hält den Atem an. Noch weiter streifen ihre
Finger nach unten und spüren, wie sich Marjanas Becken ihrer Hand
entgegenstreckt. Ein Schauder läuft ihr über den Rücken, als Marjanas Finger
ihre Brustwarze so fest zusammendrücken, dass es fast wehtut.
    Luba zieht ihre Hand zurück und tastet nach einem der Goldbarren,
die sie mit in die Kapsel gebracht hat, und seufzt, als sie ihn findet.
    Marjana zuckt zusammen, als Luba sie mit dem kalten Goldbarren
berührt. Lubas Finger ertasten einen Streifen krauser Härchen, und Marjana
öffnet die Beine und drückt ihre Vulva gegen Lubas Hand.
    »So kalt, das Gold«, sagt sie. Ihr Mund rückt

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