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Hirschkuss

Hirschkuss

Titel: Hirschkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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sie es bemerkte.
    »Du schaust ja … wie soll ich es sagen …?«, druckste er herum.
    »Habe ich Pickel? Mückenstiche? Pigmentstörungen?«
    »Nein, gar nicht, ich meine, du schaust ja … also … eigentlich immer … gut aus. Aber heut«, er musterte ihr Gesicht, »… heut schaust du … besonders gut aus.« Anne lächelte ihren Kollegen an, woraufhin er noch ein »Fast wie eine Blume« hinterherschob.
    »Ach ja?«, freute sich Anne. Derart hilflos poetische Komplimente gelangen wirklich nur Sepp Kastner.
    »Ja.«
    »Danke, Seppi.«
    Kastner war im Laufe dieses kurzen Dialogs rot geworden. »So, so, so, wo bleibt jetzt der Chef?«, meinte er dann verlegen und suchte in der Hosentasche nach seinem Handy. »Du, ich glaub, ich ruf den jetzt mal an.« Anne lächelte, als Kastner sich einige Schritte von ihr entfernte.
    Nonnenmacher hatte eine verschwitzte Stirn und rote Flecken auf den Wangen, als er zwanzig Minuten später mit dem Dienstwagen anrollte und ziemlich ungeschmeidig mit quietschenden Reifen in der Einfahrt zum Stehen kam.
    »Servus, Herrschaften, ich hatte noch etwas Wichtiges zu erledigen.«
    »Rausch ausschlafen?«, fragte Kastner frech.
    Doch darauf ging der Inspektionschef nicht ein. Er trat an die Haustür, nahm das grün-weiße Siegel mit der Aufschrift »Beschädigung, Ablösung, Unkenntlichmachung stellt nach §   136 STGB eine Straftat dar« ab und sperrte auf. Im Haus war es angenehm kühl. Anne, die als Letzte eintrat, schloss hinter sich die Tür.
    In den nächsten dreieinhalb Stunden durchsuchten die Ermittler das Haus. Jedes Mal, wenn Anne Nonnenmacher sah, hatte sie den Eindruck, dass es ihm gar nicht gut ging. Vermutlich war der Chef am Vorabend etwas zu lange im Bräustüberl gesessen. Obwohl die Polizistin an dem Sinn der gesamten Durchsuchungsaktion zweifelte, erledigte sie ihre Arbeit mit bester Laune. Zwischendurch ertappte sie sich dabei, wie sie »Love, love me do« von den Beatles summte. Als sie schon längst nicht mehr damit rechnete, noch irgendetwas Bedeutsames zu entdecken, stieß sie plötzlich einen spitzen Schrei aus. Sofort stand Kastner, der sich gemeinsam mit ihr das Obergeschoss vorgenommen hatte, in dem Zimmer, das Mattusek vermutlich als Schlafzimmer genutzt hatte. Anne balancierte auf einer wackeligen Klappleiter und reichte Kastner eine große Tüte nach unten. »Da musst du reinschauen, Seppi!«
    »Seppi!«, sagte Kastner genervt, nahm aber das Behältnis entgegen und zog, während Anne von der Leiter stieg, eine in Reizwäsche gekleidete Barbiepuppe aus der Tüte.
    »Kurt, komm einmal nach oben!«, rief Kastner dem Chef im Erdgeschoss zu.
    Als der verkaterte Koloss die Treppe heraufgekeucht gekommen war, hatten Anne und Kastner bereits den gesamten Inhalt der Tüte auf dem Bett ausgebreitet.
    »Wart’s ihr im Sexshop, oder was?«, wollte Nonnenmacher wissen.
    »Mir nicht, aber der Mattusek anscheins!«, rief Kastner aufgeregt. Neben einer weiteren Barbiepuppe, die in einer Art Domina-Anzug aus Gummi steckte, lagen ein Paar schwarzer Stilettos, ein Schwesternkittel und ein Dessousset mit Strapsen auf der Tagesdecke des Betts – allerdings nicht in Puppengröße, sondern für eine echte Frau.
    »Warum haben wir das bei unserer letzten Hausdurchsuchung nicht gefunden? Wer hat dieses Zimmer durchsucht?«, fragte Anne böse.
    Kastner sagte leise: »Ich glaub, das warst du, Kurt.« Er sah den Inspektionschef unsicher an. »Hast nicht du den Wandschrank überprüft?«
    Nonnenmacher verzog das Gesicht und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Leute, erstens hab ich saumäßig Kopfweh. Zweitens hab ich saumäßig Kopfweh. Und drittens: Nein, ich habe diesen Wandschrank beim letzten Mal nicht durchsucht. Malefiz!«
    Anne verdrehte die Augen. »Ich bin immer davon ausgegangen, dass Sie Ihre Arbeit ordentlich machen! Hätte ich das gewusst, hätte ich …«
    »Hätte, hätte, hätte – warum mandeln’S sich eigentlich so auf? Das ist doch jetzt überhaupts nicht überraschend, dass mir bei diesem Triebtäter so eine … so eine …«, er suchte nach dem richtigen Wort …
    »Sexwäschesammlung«, warf Kastner ein.
    »Ja, Sexwäschesammlung finden«, nahm Nonnenmacher den Vorschlag auf.
    »Ich meine schon, dass das überraschend ist«, widersprach Anne. »Denn schließlich behauptet seine Frau, nie hier gewesen zu sein. Da gibt es für mich nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie lügt – oder hier war noch eine andere Frau! Eine Unbekannte, von der

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