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Hirschkuss

Hirschkuss

Titel: Hirschkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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Abend essen wolle. Das Genöle, das der abgeschlagene Wunsch zur Folge hatte, ignorierte sie. Die Polizistin ärgerte sich schon genug darüber, dass Schönwetter ihnen für den morgigen Tag die Hausdurchsuchung aufs Auge gedrückt hatte, da wollte sie wenigstens die paar Stunden, die ihr heute noch an Freizeit verblieben, so richtig genießen.
    Gerade als Mutter und Tochter das Gartentörchen passiert hatten und ihre Räder über den kleinen Weg zum Haus schoben, hörte Anne hinter sich erneut das Quietschen des Türchens und blickte sich um.
    »Du bist schon da?«
    »Ja«, rief Johann strahlend. »Und ich habe etwas mitgebracht!«
    »Was denn?«, fragte Anne und küsste ihn zur Begrüßung. Er roch nach Johann.
    »Grillsachen!«, tirilierte Annes Freund. »Steaks, weiße Bratwürste, rote Bratwürste, Baguette, Tomaten, Kartoffeln und Gurken für Salat, und sogar Knoblauchbutter.«
    »Wunderbar«, entgegnete Anne, »dann können wir jetzt bis Weihnachten durchgrillen.«
    »Was meinst du?«, fragte Johann.
    »Nun, ich habe in meinem Rucksack weiße Bratwürste, rote Bratwürste, Baguette, Tomaten, Kartoffeln und Gurken für Salat.«
    »Und Knoblauchbutter?«, fragte er mit neckischem Gesichtsausdruck.
    »Nein, das nicht.«
    »Siehst du!«
    »Dafür habe ich Rinderlende.«
    »Das wird doch super!«, freute sich Johann. »Hast du Kohle?«
    »Oh«, meinte Anne. »Nö, Kohle habe ich keine.«
    »Dann hole ich besser noch schnell welche.« Er küsste Anne noch einmal und war schon wieder weg.
    Eine Stunde später duftete es in Annes Garten köstlich nach gegrilltem Fleisch. Johann hatte den Grill nur wenige Meter vom Ufer entfernt aufgebaut, und Lisa hatte direkt daneben eine Picknickdecke ausgebreitet. »Auf der Terrasse sitzen ist doch langweilig«, hatte die Neunjährige behauptet. »Können wir nicht ganz nah am Wasser essen? Und auf dem Boden sitzen? Als wären wir in der Wildnis?« Die beiden Erwachsenen waren einverstanden gewesen.
    Es wurde ein fröhlicher Abend, Lisa durfte extra viel Limonade trinken und bis halb elf aufbleiben. Als das Mädchen schon pausenlos gähnte, brachte Anne es ins Bett. Nicht einmal eine Geschichte wollte Lisa an diesem Abend mehr hören. Sie war zu müde. »Nur noch am Rücken streicheln, Mama«, sagte sie, aber da schlief sie schon fast.
    Ehe Anne wieder zu Johann ging, warf sie einen Blick aus dem Fenster von Lisas Zimmer. Auf der anderen Seite des Sees waren die Lichter der südlichen Seegemeinde zu sehen. Und dort, wo Johann lag, war der schwache Schein glimmender Kohle zu erkennen. Anne erkannte die Umrisse seines Körpers. Einen Moment zögerte sie, dann ging sie ins Bad, schob die Glastür zur Dusche auf, zog sich aus und ließ das eiskalte Wasser über sich laufen. Nach dem Duschen cremte sie sich mit Pfirsichlotion ein, warf ein kurzes weißes Sommerkleid über und tänzelte barfuß zurück zum See.
    Johann bemerkte sofort, dass Anne duftete wie eine süße Frucht. Als sie sich neben ihn gesetzt hatte, nahm er sie vorsichtig in den Arm und legte sie auf den Rücken. Dann beugte er sich über sie, küsste ihre Lippen und erkundete die geheimsten Stellen ihres Körpers.

Samstag

    »Du siehst aus wie ein pubertierender Teenager«, meinte Anne, als die ersten Sonnenstrahlen sie aufweckten. Sie lagen noch immer auf der Wiese. Johann kratzte sich an der Wange, sein Körper war übersät von kleinen roten Pusteln. »Oder hast du die Masern?«, juxte Anne. Sie fühlte sich glücklich, als wäre sie beschwipst.
    »Warum haben die Mücken nur mich verstochen?«, fragte Johann empört.
    Anne zuckte die Schultern. »Stechmücken sind immer weiblich, und Frauen finden dich lecker. – Komm, wir kuscheln uns noch zwei Stunden ins Bett. Dann muss ich sowieso los.«

Widersprüche in Vernehmungen können auf Falschaussagen hindeuten. Experimente zeigen, dass aus einer unstrukturierten Zeugenaussage neunzig Prozent korrekt sind.
    Rolf Ackermann, Kriminalist und Jurist
    NEUN
    »Also ich weiß ja nicht, für was mir jetzt das noch einmal alles durchsuchen sollen. Was soll das für einen Sinn haben? Und warum ausgerechnet am Samstag? Ich wollte heute mit meiner Mutter nach Tirol fahren«, jammerte Kastner, während Anne und er vor dem einstigen Kanzlerbungalow am Ackerberg auf den Chef warteten.
    »Keine Ahnung«, meinte Anne. »Ich mag den Schönwetter ja eigentlich ganz gerne. Aber gestern war er so richtig bescheuert.«
    Kastner sah Anne lange an.
    »Was guckst du so?«, fragte diese, als

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