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Hirschkuss

Hirschkuss

Titel: Hirschkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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Sie wissen schon.«
    »Was wissen mir?«, fragte der Inspektionschef böse. »Gar nix wissen mir!«
    Anne spürte, dass Mattusek wegwollte. Und tatsächlich stammelte der Holzinvestor wenig später: »Es … es … tut mir leid. Ich habe noch viel zu tun. Brauchen Sie mich jetzt noch?«
    »Na ja«, entgegnete Anne nicht ohne Schärfe in der Stimme. »Uns würde schon interessieren, weshalb Ihre Mitarbeiter meinen, dass Sie uns zum Verschwinden der Frau Näheres erzählen können.«
    Nun schien Mattusek seine Gesichtzüge besser unter Kontrolle zu haben und blockte diese Frage kühl ab: »Das würde mich auch interessieren. Ich habe keine Ahnung, wie die darauf kommen.«
    Beim Abstieg erkundigte sich Nonnenmacher ganz genau bei Anne, welche Art von Bildern in der Zeitschrift zu sehen gewesen war. Doch Anne verspürte keine große Lust, allzu sehr ins Detail zu gehen. Sie ärgerte sich über das ergebnislose Gespräch mit Mattusek. »Herr Nonnenmacher, das waren oberprimitive Pornos mit Mösen und Schwänzen und fetten Leuten beim Sex – anal, oral, Natursekt und Gelutsche. So was eben.«
    »Ach so, ach so«, stammelte Nonnenmacher. Weiter kam er nicht.
    »Ein neureicher Geldhai, der auf der Almhütte Fickhefte studiert, weil seine Frau in Düsseldorf ist. Darauf muss man auch erst einmal kommen!« Anne schüttelte den Kopf. »Und was hat uns die ganze Aktion gebracht? Nichts! Null!«
    Annes Ärger über den aufwendigen, aber nutzlosen Einsatz war bald verraucht. Das Wandern in der Sonne hatte gutgetan, ihr ganzer Körper hatte Wärme getankt. Sie fühlte sich wohl, und plötzlich schlich sich – warum das nun schon wieder? – Johann Bibertal in ihre Gedanken.
    Als sie die Forstwege verlassen hatten und wieder Kurs auf die Südspitze des Sees nahmen, platzte es plötzlich aus ihr heraus: »Das kann doch nicht sein!«
    »Was?«, erkundigte sich Nonnenmacher.
    »Dass eine Frau verschwindet, und es gibt keine einzige Spur!« Anne schaltete in einen höheren Gang, weil sie jetzt die lange Gerade entlangfuhren, die an einigen großen Bauernhöfen vorbeiführte – darunter der von jenem Vitus Kofler, der hier schon Hippiemädchen aus Sachsen das Zelten erlaubt hatte – und schließlich in der südlichen Seegemeinde endete, die als die mondänste unter den vier am Bergsee gelegenen Ortschaften galt.
    »Wenn ein Mensch verschwindet, gibt es immer eine Spur!«, sagte Anne wütend. »Irgendjemand lügt hier!« Sie machte ein nachdenkliches Gesicht. »Was bedeutet es, wenn ein Mann Proletenpornos liest, Herr Nonnenmacher?«
    »An sich nix«, meinte der Chef trocken. »Ich tät so was zwar niemals lesen, weil ich hab ja auch meine Helga, und an der ist zum Glück alles dran. Aber wenn der Mattusek seine Frau in Düsseldorf hocken hat, dann stellt sich die Situation natürlich schon anders dar.«
    »Aber deuten solche Zeitschriften nicht darauf hin, dass jemand ein gestörtes Sexualleben hat? Dass jemand irgendwie einen Hau weg hat?« Anne wandte kurz den Blick von der Fahrbahn ab und schaute zu ihrem Beifahrer.
    »Also wissen’S, Frau Loop, es gibt schon viele Männer, die wo Pornos lesen. Und das sind ja nicht alles Verbrecher.«
    »Aber auch solch eklige Pornos?«
    »Also, ich meine, ich hab das ja jetzt nicht mit eigenen Augen geprüft. Aber Pornos hin oder her: Dass dieser Mattusek ein Depp ist, der unseren Wald garantiert nicht aus Naturliebe zusammengekauft hat, das ist wohl klar. Und ich kann mir auch vorstellen, dass der krumme Geschäfte macht, wenn’s zu seinem Vorteil ist. Aber letztlich glaube ich nicht, dass er ein Kapitalverbrecher ist, der wo eine Frau verschwinden lässt. Dazu wirkt der mir doch eine Spur zu seriös.« Der Dienststellenleiter kratzte sich am Bart. »Und warum sollte er auch?« Er sah Anne an. »Haben’S die Bonzenuhr gesehen, die der hat? Der Mann hat Geld. So ein Kamerad braucht doch keine Frau zwingen, dass sie mit ihm was anfängt. So einer kann sich das alles kaufen.«
    »Und wenn er auf Sachen steht, die man sich nicht kaufen kann? Was total Abartiges?«
    »Man kann sich alles kaufen, glauben’S mir, Frau Loop, alles.«
    »Mmh«, meinte Anne. »… gehen wir mal davon aus, Sie haben recht … Was haben wir noch? Die hunderttausend Euro in bar und die Tatsache, dass die Nikopolidou-Eltern schon einmal wegen Steuerbetrugs verurteilt wurden, uns das aber verschwiegen haben. Warum? Und zu welchem Zweck hatte Hanna Nikopolidou so viel Geld zu Hause?«
    »Ich meine, dass das Geld

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