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Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin

Titel: Hiske Aalken 01 - Die Lebenspflückerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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Warum zum Teufel hat sie sich nicht daran gehalten und ist hierhergekommen? Sie kannte die Gefahr.« Sie lupfte Tydes Rock und schüttelte dann den Kopf. »Die Geburt war weit fortgeschritten, ich hätte sie nicht mehr stoppen können.« Sie tastete sich mit ihren Blicken weiter nach oben, überstreckte Tydes Hals. Dann nickte sie, und auch Jan sah, was sie meinte. Tyde von Ascheburg war die Kehle durchschnitten worden, kein Zweifel.
    »Noch ein Mord«, stellte Hiske fest. Ihre Augen schienen mit einem Mal in tiefen Höhlen zu liegen, das Gesicht war so weiß, als würde sie gleich zusammenbrechen. »Sie liegt in meinem Kräutergarten, Jan. Ich habe so etwas Ähnliches schon einmal erlebt. Man will mir hier einen Mord in die Schuhe schieben, damit ich aus dem Weg bin. Ich dachte, ich sei in der Herrlichkeit sicher, aber es ist hier keinen Deut besser als in Jever.« Sie spuckte aus. »Lass uns nach Krechting rufen. Ich muss meinem Schicksal ins Auge sehen. Ich bin mir ganz sicher, dass ich dieses Mal nicht mehr davonkomme.«
    Hiske richtete sich auf, sah Jan in die Augen, und er erkannte für einen kurzen Augenblick eine große Traurigkeit und Schwäche darin. Nun konnte er nicht anders. Er zog Hiske zu sich her, nahm sie in den Arm und wiegte die junge Frau hin und her, bis ihr Zittern nachließ.
    Dudernixen stand mit Wolter vor dem bewusstlosen Krechting, der heftig aus einer Kopfwunde blutete. Er war nicht ansprechbar, und als Dudernixen Krechtings Wams öffnete, sah er auch die tiefen Messerstiche in seinem Leib. Elske stand in der Tür und weinte, wie er noch nie ein Weib hatte weinen sehen. Dudernixen war erstaunt, denn er hatte nicht geglaubt, dass Krechtings Frau so an ihrem Mann hing. Er hatte jedoch nur wenig Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn jetzt galt es, Krechtings Leben zu retten. Wobei er sich nicht ganz sicher war, ob es für die Gemeinschaft nicht ein Gewinn sein konnte, wenn es auch Krechting nicht mehr gab und Dudernixen selbst das Zepter fest in der Hand hielt. Mit Schemering allein würde er schon fertig. Er, Krechting und von Ascheburg hatten es doch bislang nicht geschafft, die Sache voranzutreiben, und auch der lang ersehnte Rothmann als Messias ließ auf sich warten.
    Er selbst würde die Dinge ganz anders und viel kompromissloser angehen. Was sollte der Schulterschluss mit den Reformierten, wenn sie doch alle Täufer waren und planten, ihr Reich genau hier aufzubauen. Wenn Krechting starb, hatte er freie Bahn, und das kam ihm sehr gelegen. So ließ Dudernixen sich mehr Zeit als nötig. Es konnte ja nicht schaden, wenn er dem Schicksal ein wenig nachhalf. Er drückte zunächst ein Tuch auf die blutende Kopfwunde.
    Noch während er seinen Gedanken nachhing, dröhnte ihm die Stimme Jan Valkensteyns im Ohr. »Wo ist Krechting? Wir haben eine Tote. Tyde von Ascheburg ist ermordet worden!«
    Dudernixen sah auf. »Tyde von Ascheburg?«, fragte er. »Wo?«
    »Im Kräutergarten der Hebamme.«
    Ein Lächeln machte sich auf Dudernixens Gesicht breit, das er aber sofort wieder glättete. Er schürzte die Lippen. Manchmal spielte das Leben gerade so, als habe er die Partitur dazu verfasst. Als setzte es um, was er komponiert hatte, und gebe dem Ganzen noch eine besondere Note. »Bei der Toverschen?«
    »Sie ist keine Hexe, Bader.« Valkensteyn baute sich vor ihm auf und versuchte, ihn mit seinen Augen zu bändigen.
    Dudernixen antwortete nicht, sondern wandte sich wieder dem um sein Leben ringenden Krechting zu. Der Atem ging flach, die Zeit arbeitete für den Bader. Bald würde er genau die Macht haben, die man ihm in der Herrlichkeit bislang verwehrt hatte. Keiner traute ihm zu, dass er Krechtings Position genauso gut ausfüllen konnte.
    »Was ist denn hier los?« Erst jetzt erkannte Jan, womit der Bader da gerade beschäftigt war.
    »Sieht dieses Mal nicht gut aus!« Der Bader bemühte sich, einen Hauch von Bedauern in seine Stimme zu legen. Er wiegte mit dem Kopf, drückte das Leinen fest auf die Wunde. »Gar nicht gut …«
    Jan stieß Dudernixen zur Seite und bemerkte durchaus den hasserfüllten Blick, der ihn dabei streifte. Jetzt war keine Zeit für Intrigen, keine Zeit für Höflichkeiten und Bitten. Hier lag gerade ein Mensch im Sterben, und er musste sehen, ob er noch etwas tun konnte. Jan riss dem Verwundeten die Kleider vom Leib und betrachtete die tiefe Verletzung, die seinen Bauch klaffen ließ. Er schrie nach sauberem Leinen und einer Bettstatt für Krechting. Elske erwachte

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