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Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Titel: Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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getroffen. »Das hat hoffentlich nichts mit dem Mord an diesem Kaufmann zu tun. Oder hat man den Täter schon gefunden?«
    Jan schüttelte den Kopf. »Ich glaube, man hat gar nicht weiter nach ihm gesucht, Krechting. Das Leben in der Neustadt geht seinen ruhigen Gang. Es fällt nicht auf, ob Friso van Heek unter ihnen weilt oder nicht, weil er nicht von hier war. Deshalb scheint das Interesse gering. Auch vonseiten des Landrichters.«
    Krechting stimmte diese Nachricht nicht glücklich. Aber er wirkte auch nicht überrascht, offenbar hatte er genau das befürchtet. »Ich will mit Euch reden, Valkensteyn. Kommt bitte später noch auf die Burg.«
    »Ja, das werde ich tun. Ich glaube, wir müssen bei der Suche nach dem Mörder noch ganz andere Gesichtspunkte beachten. Der Hebamme war aufgefallen, dass der Kaufmann tags zuvor ein Medaillon trug, auf dem ein Meerkristall abgebildet war. Es ist aber seit seinem Tod verschwunden. Sollte es nicht ins Siel gefallen sein, besteht die Möglichkeit, dass der Mörder es hat. Vielleicht müssen wir diesem Schmuckstück eine tiefere Bedeutung beimessen.« Jan hielt inne. Er wollte jetzt nicht über den Mord reden. Er wollte Hiske finden. Er hätte zwar gern noch ein paar Worte mit seinem alten Freund gesprochen, doch war er zu sehr in Sorge, als dass er dazu die nötige Muße hatte. »Ich empfehle mich, werte Herren. Mein größtes Anliegen ist es, die Hebamme wiederzufinden, danach können wir über alle anderen Dinge sprechen.«
    Krechting und Cornicius nickten Jan verständnisvoll zu, Bente Westerburg war ohnehin mit ihrer Magd weitergeeilt.
    Auch wenn es Jan widerstrebte, sein erster Weg würde ihn zu Anneke führen. Garbrand hatte gesagt, Hiske habe zuletzt im Haus der Marketenderin zu tun gehabt. Außerdem wollte er den Dudernixens auf den Zahn fühlen. Er hatte Melchior stark in Verdacht, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Wenn Hiske etwas bei ihm entdeckt hatte, was ihn gefährdete, hätte der Mann keinerlei Skrupel, sie eiskalt aus dem Weg zu räumen. Naheliegend war tatsächlich, dass er Rache am Kaufmann genommen hatte, weil der seiner Frau zu nahe gekommen war. Oder gab es noch eine ältere Verbindung, bei der sich die beiden vor vielen Jahren bereits in Amsterdam begegnet waren? Ja, Jan war sich beinahe sicher: Für den Mord kamen nur Melchior oder Magda Dudernixen infrage. Was aber geschah, wenn sie Hiske in ihrer Gewalt hatten und merkten, dass er ihnen auf die Schliche gekommen war? Er wollte sie nicht in noch größere Gefahr bringen. Außerdem gab es da noch immer den Fremden, den mit dem schlurfenden Schritt, den alle nur gehört hatten, den aber keiner je gesehen hatte.
    Jan stand vor Annekes Tür. Er klopfte an und wartete, bis sie öffnete. Sie schien nicht mit ihm gerechnet zu haben, denn das Haar hing ihr strähnig und unfrisiert in die Stirn, ihr Atem roch abgestanden. »Oh, Jan«, sagte sie und fuhr sich mit der Hand immer wieder über den Kopf, um ihre Haare zu ordnen, aber sie machte es eher schlimmer.
    Jan trat ein. Er wunderte sich über die Sauberkeit, die das Haus beherrschte. Alles war klein, wirkte geduckt und eng, aber Anneke schien großen Wert darauf zu legen, dass weder Staub noch anderer Schmutz hier Einzug hielten. Ihr eigenes ungepflegtes Äußeres passte nicht hierher. Anneke deutete auf die kleine Warentheke und ein paar herumstehende Fässer. »Davon lebe ich jetzt.« Ein Lächeln überzog ihr Gesicht, aber ihre Mundwinkel zuckten, die Hände glitten unruhig an ihrer Schürze auf und nieder. »Möchtest du dich nicht setzen?«, fragte sie und deutete auf eine niedrige Tür, hinter der Jan die Küche und den Mittelpunkt des Hauses vermutete. Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ich muss dich nur etwas fragen.«
    Bei diesem Satz erhellte sich Annekes verhärmtes Gesicht. »Frag! Dabei kann ich dir aber gern etwas Dünnbier anbieten. Und vom Käser habe ich gestern frischen Käse erstanden. Er wird dir dazu munden.« Ihre Stimme klang unsicher. Etwas stimmte nicht.
    »Ist alles in Ordnung, Anneke?«
    Der Marketenderin schossen die Tränen in die Augen. »Nein, nichts ist in Ordnung. Lina, mein kleines Mädchen, ist tot. Sie hatte das Fieber.«
    Jan sog die Luft ein. Das erklärte ihr verhärmtes Aussehen. Sie hatte die letzten Nächte am Bett der Kleinen verbracht. »Das tut mir leid.«
    »Doch einen Krug Dünnbier?«
    Jan lehnte erneut ab. So sehr ihn Linas Tod betrübte, auch wenn er sie nicht kannte, so viel wichtiger brannte ihm nun seine

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