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Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Titel: Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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persönlichen Peiniger wurde, nie begegnet.
    Was hatte der Mann getan, nachdem er sein Bein verloren hatte und er auf diese Weise seiner Existenzgrundlage beraubt worden war? Er hat dich gesucht, sagte eine innere Stimme. Er hat sich seitdem mit seinem Rachefeldzug beschäftigt und sein ganzes Augenmerk nur darauf gelegt. Hiske wusste, dass es stimmte. Und sie wusste, dass sein Plan nicht nur tödlich war. Er war vernichtend und qualvoll.
    Jan flößte dem Wortsammler den Kräutersud ein, den Garbrand zurechtgemixt und mit heißem Wasser übergossen hatte. Dazu machte er ihm ein lauwarmes Fußbad aus gemahlenen Senfkörnern. Anschließend legte er ihm Senfkompressen an, die immens brennen mussten, da die ätherischen Öle sich in die Haut fraßen und sie röteten. Dennoch bestand Jan darauf, dass der Wortsammler es aushalten musste, denn die heilende Wirkung der Senfsamen war in mehreren Büchern beschrieben. Senf reinigte das Blut, und genau das war jetzt wichtig. Er wollte alle Möglichkeiten ausschöpfen, den Knaben zu retten.
    »Ich geh noch mal in die Neustadt«, sagte Jan, nachdem der Wortsammler in einen ruhigeren Schlaf geglitten war, weil die Hitze sich tatsächlich gesenkt hatte. »Ich frage herum, ob irgendwer etwas weiß, gehört oder gesehen hat. Hiske kann doch nicht einfach wie vom Erdboden verschwunden sein.«
    Garbrand nickte. »Geh nur! Ich halte die Stellung, und ich sorge für den Knaben, als wäre er mein eigen Fleisch und Blut.«
    »Ich weiß«, sagte Jan. »Ich weiß.« In der Tür hielt er noch einmal inne und warf einen Blick auf den blassen Wortsammler. »Gibt es in der Neustadt eigentlich weitere Fälle vom Marschenfieber?«
    Garbrand schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts von neuen Erkrankungen gehört. Kurz, nachdem dieses erste Unwetter über uns hinweggezogen ist, hat das Fieber nicht mehr zugeschlagen. Es gibt nur zwei Kinder, die während des Gewitters erkrankt sind und noch um ihr Leben kämpfen. Und eben den Wortsammler.«
    Jan umschlang sich mit seinem Umhang und stürzte hinaus. Das Wetter spielt also eine Rolle, dachte er. Das, was wir schon alle vermutet haben. Nur ist es nicht der Herbst oder Winter, es ist die Wärme. Die giftigen Dämpfe haben bei kälterem Wetter keine Macht, verbreiten sich also nur, wenn wir alle schwitzen.
    Er machte sich mit großen Schritten auf den Weg in den neuen Flecken. Es konnte nicht sein, dass ein Mensch so mir nichts dir nichts aus der Herrlichkeit verschwand.
    Als er auf die neue Straße trat, eilte ihm Krechting entgegen, der mit dem eben angelegten Schiff aus Emden zurückgekommen war. Jan war überrascht, er hatte vermutet, Krechting würde länger dort weilen. Im Schlepp folgten ihm ein Mann, der Jan nicht hätte willkommener sein können, und eine junge, überaus anmutige Frau. Die beiden waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie den Arzt zunächst gar nicht bemerkten. Krechting selbst wirkte gehetzt und nicht so, als habe er Lust auf einen Plausch. Doch die Höflichkeit verbot es ihm, Jan Valkensteyn nicht in angemessener Weise zu begrüßen. So blieb er stehen, wies mit dem Kopf zu Jacobus Cornicius, dessen Begleitung und deren Magd, die ein paar Schritte hinterherlief, wie es sich ziemte. »Ich habe Euch einen alten Freund mitgebracht.«
    Jan ging auf Jacobus zu, und beide schüttelten sich die Hände. Cornicius stellte dem Arzt die Tochter Westerburgs vor. Das Leuchten in seinen Augen war eindeutig, und Jan verspürte einen Stich. Er begrüßte auch die junge Frau.
    Jacobus musterte den Arzt. Ihm waren weder Jans Unruhe noch die große Trauer in seinem Blick entgangen. »Was ist geschehen, werter Freund?«
    »Hiske ist verschwunden.«
    Jacobus Cornicius war nur mit wenigen Einzelheiten der Geschichte vertraut, doch kannte er Jan mittlerweile gut genug, um sich das Ausmaß dieser schlechten Nachricht vorzustellen. Er zog es vor, seine Anteilnahme mit nur zwei Worten auszudrücken. Zwei Worte, in denen sich die Betroffenheit stärker widerspiegelte als in sämtlichen blumigen Sätzen. »Viel Glück!«
    »Danke. Ich mache mich jetzt auf die Suche nach ihr, melde mich später. Wo kommst du unter?«
    Jacobus wies mit der Hand in Richtung Krechting, der ihm offensichtlich ein Quartier angeboten hatte. »Bis später!«
    Krechting aber musterte Jan. »Die Hebamme ist weg?«
    Der nickte. »Spurlos verschwunden. Sie ist nicht mehr in ihre Kate zurückgekehrt, nachdem sie zu einem Notfall gerufen worden ist.«
    Krechting schien tief

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