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Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Titel: Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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möglich war oder wo sich ein Versteck bot.
    Außerdem musste er einen Ort finden, an den er das verhasste Weib verschleppen konnte. Einen Ort, der es ihm ermöglichte, seinen Fantasien, die ihn seit drei Jahren begleiteten, freien Lauf zu lassen. Er freute sich darauf, ihre dunkle Haut zu entblößen, die so glatt war, als habe man Milch darübergegossen. Er würde sie beschädigen. Stück für Stück. Dort weitermachen, wo er in Jever begonnen hatte. Da, wo die Metallschellen auf ewig ihre Spuren hinterlassen hatten.
    Doch bevor es so weit war, galt es, sich kundig zu machen, damit er dieses Mal durch nichts, aber wirklich durch gar nichts gestört wurde. Einen Schritt nach dem anderen würde er tun, sich Zeit lassen und die Vorfreude genießen.
    Klaas Krommenga war, seit er in der Neustadt weilte, ruhiger geworden. Sogar das ständige Stechen in der Herzgegend hatte nachgelassen, meldete sich aber dennoch immer mal wieder. Hiske Aalken würde ihm nicht davonlaufen. Sie war eine Gefangene dieses Ortes, den sie nicht so einfach verlassen konnte und sicher auch nicht wollte. Denn sie wiegte sich in einer Sicherheit, die keine war, weil sie nicht wusste, dass er in ihrer Nähe weilte und welche Gefühle ihn bis hierher getrieben hatten. Vermutlich verschwendete sie keinerlei Gedanken mehr an ihn, ihren Peiniger, hatte ihre Zeit im Kerker Jevers längst verdrängt. Er würde sich ihr in Erinnerung rufen. Und wie er das tun würde.
    Das Beste war, dass sie ihn nicht erkennen konnte, wenn er vor ihr stand, denn in Jever hatte er eine Maske getragen – und noch beide Beine gehabt. Es würde Klaas eine besondere Freude sein, wenn er ihr begegnete und sie nichts ahnend an ihm vorbeieilen würde. Vielleicht träfe ihn noch ihr arroganter Blick, der bald brechen würde, wenn er sie erst in der Gewalt hatte. Den ersten Schritt für all das hatte er bereits getan. Alles, was sich ihm in den Weg stellte, würde er beiseitefegen wie diese Mücken, wenn er sie erwischte. Alles war so leicht, jetzt, wo sich das Schicksal auf seine Seite geschlagen hatte.
    Klaas wischte sich den Schweiß von der Stirn. Weil der Weg so beschwerlich war, hatte er sich erkundigt, ob vielleicht ein Wasserlauf in Richtung Burg führte, denn dann hätte er die Strecke mit seinem Boot zurücklegen können. Aber die Schlote dorthin waren unwegsam und nicht dafür geeignet hindurchzufahren, zumal wegen der anhaltenden Trockenheit der Wasserstand sehr niedrig war und er Gefahr lief, auf Grund zu laufen. So hatte er sich vorgenommen, in der kommenden Nacht den ganzen Weg bis zu ihrer Kate zu gehen. Es war wichtig, genau zu wissen, wie lange er für die Strecke brauchte.
    Jetzt wollte er sich um eine Bleibe kümmern, denn die Nächte im Boot waren unbequem. Nachdem er die Neustadt und ihre Bewohner genau beobachtet hatte, war er zu dem Entschluss gekommen, dass er sich den Bader zum Freund machen würde. Er wirkte verschlagen und falsch, genau der richtige Mann.
    Klaas Krommenga hatte den unehrenhaftesten Beruf gehabt, den sich ein Mensch vorstellen konnte. Wer so viele Menschen im Todeskampf und in der gnadenlosen Furcht um ihr Leben gesehen hatte, dem konnte keiner mehr etwas vormachen. So war es ihm in all der Zeit ein Leichtes geworden, in den Gesichtern der Leute zu lesen und ihre Gedanken zu erkennen. Darin war er hier allen überlegen, und sie wussten es nicht.
    Klaas Krommenga konnte sich unter allen Neustädtern frei bewegen. Wie eine Schlange saß er versteckt in der Heimat der Toverschen und würde sein Gift in ihr junges Fleisch spritzen und sie anschließend genüsslich verspeisen.
    Jan war gleich am Morgen zu Garbrand auf den Burghof gelaufen, nachdem er die halbe Nacht endlos mit Krechting diskutiert hatte. Sein Freund schwebte in großer Gefahr. Um nichts in der Welt wollte er ihn am Galgen hängen sehen. Vielleicht würde es vielen in der Herrlichkeit eine Freude sein, ihn tot zu wissen. Ihn, den ehemaligen Mönch und Papisten. Es war überhaupt nicht gelungen, diese Tatsache geheim zu halten. Für Krechting mochte es gar eine glückliche Fügung sein, Garbrand unter Verdacht zu sehen, denn wenn er ihn als Mörder überführen konnte, würde er nicht mit ihm zusammen die geplante Diakonie in der Neustadt aufbauen müssen, sondern konnte, mit seinem in Emden erworbenen Wissen, ganz allein wirken und glänzen – etwas, das ihm bestimmt sehr wichtig war. Folglich war Jan sehr daran interessiert, was genau Garbrand mit Friso van Heek zu schaffen

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