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Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Titel: Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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Frau, die das Schwert Gottes gerichtet hat. Bestimmt gehörte sie auch dieser gottesfernen Brut, den Täufern, an.« In der Stimme schwingt Wut und Verachtung. »Da haben sie doch erst welche enthauptet. Diesen Jan Folkertsz Trypmaker. Auf Stangen haben sie seinen Kopf und die der anderen von Den Haag nach Amsterdam gebracht. Und dabei hat er seine täuferischen Lehren widerrufen, er steht also nicht mal dazu. Aus solchem Stall kommt dieses Balg! Ganz bestimmt.«
    »Woher wollt Ihr das wissen? Außerdem ist es egal, denn es ist ein Kind.«
    Die Frau winkt ab. Verächtlich. »Das Kind hat das Böse in sich. Guckt es Euch doch an!« Sie bekreuzigt sich.
    »Ich glaube, es braucht einfach nur Zuwendung.« Die warme Stimme nähert sich, das Kind kauert noch immer unter dem Tisch, wartet ab, ob die Hand ihm wehtut, als sie auf der Schulter liegt. Doch sie ist warm, ruhig. »Du bist ein hübsches Mädchen«, sagt die Stimme. »Ich bin Amilia. Komm mit mir. Ich tue dir nichts.«
    Mädchen, hämmert es in ihrem Kopf. Nicht Kind. Kein Nichts. Mädchen. Die Frau hat Mädchen gesagt.
    »Du wirst mir sicher noch sagen, wie du heißt, oder?«
    Das Mädchen schüttelt den Kopf. Mädchen muss erst mal reichen.

11. Kapitel
    Die Gewitterfront war über Emden hinweggefegt. Hinrich Krechting sah aus dem Fenster der Burg. Er hatte sein Wams bereits zugeknöpft, denn er war mit Dr. Westerburg, dessen Tochter Bente und Jacobus Cornicius verabredet. Sie wollten gemeinsam bei dem Emder Stadtarzt speisen und über die aktuelle Lage der Stadt, der Religion und der Armenversorgung sprechen. Das Gespräch mit a Lasco am Morgen war sehr erquicklich gewesen. Emden gefiel ihm von Stunde zu Stunde mehr.
    Als Stadtarzt verfügte Jacobus Cornicius über tiefe Einblicke in das Armenwesen, außerdem galt er als überzeugter Reformer. Des Weiteren musste Krechting das Emder Stadthaus planen, eine Aufgabe, die er nicht vernachlässigen sollte, denn das hatte Hebrich von Knyphausen ihm explizit aufgetragen.
    Der Regen ließ nach, aber als Krechting, Bente und Dr. Westerburg in die Gasse traten, wurde ihnen das Ausmaß des Unwetters bewusst. Die Straße hatte sich in einen reißenden Bach verwandelt, in dem der Unrat durcheinandergewirbelt wurde. Knochen, Gräten und Stoffreste tanzten auf braunen Strudeln, die gegen die Hauswände schlugen, sich neu formierten und ihre Fracht anschließend weiterschoben, bis das Spiel von Neuem begann.
    »Wir müssen wohl oder übel warten, bis wir trockenen Fußes laufen können«, sagte Krechting. »So können wir keinen Diener bitten, eine Kutsche fertigzumachen, die kommt hier auch nicht durch.« Sein Bauch knurrte, er hoffte, dass es nicht mehr allzu lange dauern würde. Die drei zogen sich vorerst auf die Burg zurück.
    Nach einer Stunde schien es, als sei nun ein Fußmarsch möglich, Krechting klopfte an die Tür des Pastors, der bereits mit seiner Tochter wartete. In Emdens Gassen stand der Matsch knöcheltief, es war eine Tortur, sich hindurchzubewegen. Westerburgs Tochter quetschte sich an den Häuserwänden entlang, hatte ihr Kleid ganz hochgezogen, um den Saum nicht völlig zu ruinieren. Ihre Schuhe waren allerdings binnen kürzester Zeit durchweicht.
    »Es hat aber auch keinen Zweck, eine Kutsche zu nehmen«, sagte Dr. Westerburg und deutete auf ein Gefährt, dessen Räder im Matsch feststeckten. Der Kutscher bemühte sich vergeblich, sie freizubekommen.
    »Mir ist es ohnehin lieber, die reingewaschene Luft zu genießen«, sagte Krechting. »Jetzt in der stickigen Droschke zu sitzen, wäre mir nicht angenehm.«
    »Nur noch zwei Häuserecken, dann haben wir es geschafft«, ächzte Dr. Westerburg, dem die Stadt sehr geläufig war, hatte er doch schon einige Zeit hier verbracht. »Glücklicherweise sind die Wege nie weit.«
    Sie klopften an, und ein Gesindemädchen öffnete. »Ihr werdet bereits erwartet«, sagte sie und führte die drei durch die Diele, nachdem sie ihnen mit sauberen Lappen den gröbsten Dreck von den Schuhen gewischt hatte.
    In der Stube strahlte ein Kandelaber, die Kerzen darauf verbreiteten ein anheimelndes Licht, das den Schmutz und das durchgezogene Unwetter vergessen ließ. Jacobus Cornicius eilte seinen Gästen entgegen. »Werter Dr. Westerburg, mein lieber Herr Krechting und das junge Fräulein, seid willkommen in meinem Haus.«
    Er rückte die Stühle nach hinten und deutete seinen Gästen an, darauf Platz zu nehmen. Anschließend klatschte er in die Hände, und das Dienstmädchen

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