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Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall

Titel: Hiske Aalken 02 - Der Meerkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regine Kölpin
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war es zu spät gewesen.
    Nun war er dabei, Hiske gegenüber denselben Fehler zu machen. Er war feige, gestand sich seine Gefühle nicht ein. Auf der einen Seite dürstete es ihn danach, sie endlich in den Arm zu nehmen, einmal ihre Lippen zu berühren. Auf der anderen Seite fürchtete er die Gefühle und die Zwänge, die das auslösen würde. Er war ein freier Mann, und, wie er erst wieder unter Beweis gestellt hatte, keiner, der einem Weib wirklich gerecht werden konnte. Dennoch musste er zu ihr. Vermutlich würde sie ihm die Tür vor der Nase zuschlagen. Hiske besaß einen großen Stolz, und den hatte er mit seiner unbedachten Art tief verletzt. Er hatte bereits zwei Tage verstreichen lassen.
    Jan brauchte dringend frische Luft. Er sagte Wolter Schemerings Weib kurz Bescheid und trat anschließend vor die Tür. Die drückende Hitze schlug ihm entgegen und erweckte in ihm den Wunsch, sofort wieder ins Haus zurückzukehren. Doch er wollte, musste mit Hiske reden. Jetzt sofort.
    Als Jan seinen Blick wandte, sah er die dunklen Wolken, die sich drohend im Westen aufbauten. So sehr er die kommende Abkühlung begrüßte, so besorgt sah er aber auch der Gewitterfront entgegen. Bei der anhaltenden Hitze und der Schwärze dieser Wolkenberge würde vermutlich ein Unwetter über sie hereinbrechen. Es war wie ein böses Omen, das deutlich machte, was sich hier gerade abspielte. Jan beschleunigte seinen Schritt, die Wolken verdunkelten bereits die Sonne, und erste heftige Böen ließen die Äste der Bäume auf und nieder tanzen, die Blätter schüttelten sich dabei in alle Richtungen und knisterten ein bedrohliches Lied.
    Jan stand lange unschlüssig vor Hiskes Kate, wagte nicht zu klopfen. Vielleicht würde sie ihn gar nicht anhören. Er hob die Hand, war kurz davor, gegen das Holz zu schlagen, ließ sie dann aber wieder sinken. Er wollte keinen weiteren Fehler machen. »Ich gehe besser. Am besten zurück nach Emden«, sagte er zu sich. »Ich werde mit Jacobus Cornicius weiterforschen, so lange, bis ich sterbe. Das ist mein Leben. Nicht das hier! Das kann ich nicht. Obwohl ich es mir doch so sehr wünsche.«
    Gerade, als er von der Kate zurücktrat, knallte eine der Dachpfannen aufs Pflaster und zersprang in unzählige Teile. Jan schrak zusammen und drückte sich an die Hauswand. Auch Hiske hatte das Scheppern der heruntergerutschten Pfanne gehört und öffnete mit erschrockenem Blick die Tür. Sie sah Jan sofort, zog die Brauen hoch und ging wortlos ins Haus.
    »Warte!« Jan schoss hervor und folgte Hiske in die Kate.
    Sie wandte sich ihm zu und blitzte ihn an. »Was willst du, Jan Valkensteyn? Mir noch mehr wehtun? Du weißt, was in mir vorgeht. Ich kann dir keinen Vorwurf machen, du hast mir nie Hoffnungen oder Versprechungen gemacht. Und doch schlägt mein Herz für dich, und ich bin mir sicher, dass du das genau weißt. Du erwiderst meine Gefühle nicht, schon deshalb bitte ich dich, mich zukünftig nicht mehr aufzusuchen. Es wird besser sein, du gehst zurück nach Emden. Ich glaube, dort wirst du glücklicher sein als hier. Du wolltest immer forschen, bitte mache das. Und verschwende deine Zeit nicht mit einem toverschen Weib wie mir. Anneke wird dir sicher gern folgen.«
    »Anneke ist eine Duuvke«, hob Jan an. Leise fügte er hinzu: »Ich hatte nur einmal in meinem Leben eine Hure, und ich will es nicht wieder tun. Es gibt mir nichts. Und ein Weib, das … so eines will ich nicht.«
    Hiskes Blick ruhte noch immer skeptisch auf dem jungen Arzt. »Dennoch glaube ich, dass du ein Mann bist, der seine Freiheit braucht. Für all das, was ihm wichtig ist. Ich habe dich beobachtet, viel über dich nachgedacht.«
    Jan sah Hiske fragend an.
    »Du liebst die Forschungen, du musst oft allein sein. Wäre ich dir wichtig, hättest du dich nicht drei Jahre in Emden verkrochen, und auch jetzt wohnst du so, dass deine Abreise täglich möglich ist.« Hiske hielt kurz inne und flüsterte dann: »Du hattest von Beginn an nicht vor, dir eine feste Bleibe in der Neustadt oder in Dykhusen zu suchen!«
    Jan sah betreten zu Boden. Er konnte nichts erwidern, weil Hiske recht hatte. Er konnte sich nicht entscheiden zwischen der Liebe zu ihr und seiner Freiheit. Deshalb machte er einen Fehler nach dem anderen.
    Hiske aber war noch nicht fertig. Er bewunderte sie für diese Stärke, ihm all das sagen zu können, während er wie ein Schwächling vor ihr stand und sie ihm sagen musste, wie es war.
    »Ich weiß nicht, was mit dir und Lieke

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