Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
Rory seine Mutter kalt. „AnnaClaire Thompson hat ihr eigenes Leben und das aller in ihrem Haushalt lebenden Personen aufs Spiel ge setzt, um mich zu retten. Ich erwarte von meiner Familie nicht weniger, als dass sie sich gleichermaßen großmütig verhält."
Gavins Stimme klang wie Donnergrollen, als er anklagend hervorstieß: „Ihr Vater trifft sich wahrscheinlich in diesem Moment mit der Königin, die die restlose Zerstörung unseres Landes plant. Ich werde unserem Feind weder Hilfe noch Schutz gewähren."
„Ohne AnnaClaire, die du als unsere Gegnerin betrachtest, würde ich jetzt nicht hier stehen und mit dir diskutieren", erwiderte Rory.
Gavin hieb mit der Faust auf den Tisch, so dass das Geschirr klirrte. „Dieses ist keine Diskussion", rief er erbost aus. „Es handelt sich um einen Befehl. In meinem Haus habe ich das Recht zu bestimmen, wer unter meinem Dach Zuflucht findet und wer nicht. Und ich sage nochmals ..."
Conor stellte sich zwischen seinen Vater und seinen Bruder. Seit frühester Kindheit hatte er als mittleres Kind in dieser gefühlsbetonten, willensstarken Familie gelernt, zwischen den Fronten zu vermitteln. Obwohl er genauso schockiert war über AnnaClaires Herkunft, bemühte er sich doch um einen versöhnlichen Tonfall.
„Vater, nach zwei für uns endlos langen Jahren ist Rory heimgekehrt. Du weißt, wie sehr du um ihn getrauert hast und wie verzweifelt wir oft waren. Und nun ist er wieder da, als wäre er von den Toten auferstanden."
„Ja, ich habe mich um ihn gegrämt", bestätigte Gavin. „Und was muss ich jetzt feststellen?
Mein Erstgeborener hat sich von unserem Feind einlullen lassen."
Conor sprach ruhig und mit einschmeichelnder Stimme. „Du hast uns dazu erzogen, immer ehrenhaft zu sein. Willst du Rory jetzt absprechen, dass er eine Ehrenschuld zu begleichen hat?"
„Du weißt, dass ich das nicht tun würde." Gavin war immer noch über alle Maßen erzürnt, doch er erkannte, worauf Conor hinauswollte. Und er lehnte diesen Weg entschieden ab.
„Die Frau, der Rory sein Leben zu verdanken hat, ist jetzt selber gerade wegen ihrer Großherzigkeit in höchster Gefahr. Er hat sie zu ihrem Schutz nach Ballinarin gebracht.
Dürfen wir etwa zu weniger bereit sein als diese junge Lady?"
„Ihr Vater ist ein verdammter Engländer." Gavin wollte sich noch nicht völlig geschlagen geben.
„Und ihre Mutter war Irin", warf Rory herausfordernd ein.
„Irin?" Moira war erleichtert, dass die Spannung momentan etwas nachzulassen schien, und nutzte die Möglichkeit, der Angelegenheit eine andere Richtung zu geben. Fragend sah sie AnnaClaire an. „Wie war ihr Name?"
AnnaClaire blickte kein Mitglied der Familie O'Neil an und schwieg. Sie verabscheute es zutiefst, in eine derart entwürdigende Lage gebracht worden zu sein.
Rory antwortete an ihrer Stelle. „Der Name ihrer Mutter war Margaret Doyle aus Dublin."
„Und hieß Margarets Vater etwa Hugh Doyle? Hugh Doyle aus Kerry?" Moiras Stimme klang vor Aufregung unnatür lich hoch.
AnnaClaire kniff die Augen ein wenig zusammen. Sollten diese Leute es wagen, auch nur ein einzige s abfälliges Wort gegen ihre Mutter zu verlieren, würde sie, AnnaClaire, sofort diesen schrecklichen Ort verlassen. „Ja. Der Vater meiner Mutter hieß Hugh, ihre Mutter Claire."
Zutiefst bewegt, zerrte Moira am Arm ihres Mannes. „Gavin, so hör doch! Ich kenne Margaret. Wir haben als kleine Mädchen zusammen gespielt. Später hörte ich, sie habe einen Engländer geheiratet, der immer gut zu ihr gewesen sei. Er soll sie sehr geliebt haben. Und nun ist sie tot."
AnnaClaire hob das Kinn. „Ja, seit fast zwei Monaten."
Moira schien mit sich selbst zu ringen. Schließlich kam sie um den Tisch herum und legte AnnaClaire eine Hand auf die Schulter. „Dann ist der Schmerz noch frisch", sagte sie mitfühlend. „Es tut mir Leid, dass Ihr diesen Verlust erleiden musstet. Margaret war ein bezauberndes Mädchen und, da bin ich sicher, eine liebevolle Mutter. Ich kann mir vorstellen, dass Ihr sie sehr vermisst."
AnnaClaire nickte stumm. Sie war überwältigt und zutiefst berührt von Moiras Worten.
Nur mit Mühe hielt sie die Tränen zurück. Sie wollte sich nicht die Blöße geben, hier vor diesen Menschen zu weinen, die sie als Feindin betrachteten.
„Gavin, wir brauchen Zeit, um über diese Dinge nachzudenken und unsere nächsten Schritte abzuwägen", sagte Moira und sah ihrem Mann fest in die Augen. „Es ist alles so neu und verwirrend."
Gavin
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