Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
die junge Lady völlig erschöpft sein muss? Bedenke doch, was für eine anstrengende Reise sie in den vergangenen Tagen zu bewältigen hatte."
„Sie kann so lange schlafen, wie sie will. Aber erst, wenn das Spiel vorüber ist."
Bevor Moira noch weitere Einwände erheben konnte, legte Conor seiner Mutter einen Arm um die Schultern und führte sie von dem Spieltisch fort. „Komm, Mutter. Du weißt doch, dass Vater einen unbeugsamen Willen hat. Wir gönnen uns noch ein Ale und hören uns Rorys Abenteuergeschichten an."
Während der nächsten halben Stunde bemühte sich Rory, seine Familie mit spannenden Erzählungen zu unterhalten, doch er war ganz und gar nicht bei der Sache. Immer wieder warf er verstohlene Blicke auf AnnaClaire und seinen Vater, die die Köpfe über das Brett gebeugt hatten.
Hatte sie überhaupt eine Ahnung davon, worauf sie sich da eingelassen hatte? Für seinen Vater handelte es sich bei die sem Schachspiel keineswegs nur um ein Spiel. Für Gavin war es ein Krieg, den er mit Leidenschaft führte. Wenn er ihn ge wonnen hatte, würde AnnaClaire zweifelsohne in Tränen aufgelöst sein.
„Ich habe Euch in eine Ecke gedrängt, Engländerin." Gavin O'Neil läche lte triumphierend. Er und AnnaClaire hatten die Partie langsam und vorsichtig begonnen, um erst einmal die Strategie des Gegners herauszufinden.
Er war äußerst überrascht gewesen, wie schnell AnnaClaire seine Züge durchschaut und vorausgesehen hatte. Sehr geschickt hatte sie jeden seiner Vorstöße abgeblockt. Aber nun stand sie kurz vor der Niederlage.
„Ja, das habt Ihr allerdings." AnnaClaire überdachte konzentriert die Möglichkeiten, die ihr noch offen standen. Dann schenkte sie ihm ein bezauberndes Lächeln. „Deshalb muss ich Euch jetzt ganz schnell sagen: Ihr seid schachmatt, Gavin O'Neil."
„Aber das ist unmöglich. Ich habe jeden Zug genauestens durchdacht. Bei allen guten Geistern ..." Seine Stimme war immer lauter geworden, und die anderen kamen eilig herbei.
Rory und Conor studierten die Positionen der Schachfiguren, während Moira besorgt ihren Mann beobachtete. Sie versuchte herauszufinden, wie groß sein Ärger wohl sein mochte.
Denn sie wollte nicht, dass er wieder so die Beherrschung verlor wie zuvor im Speisezimmer.
Hinter ihr drückte sich der kleine Innis herum. Schon den ganzen Abend war er wie ein Schatten immer in ihrer Nähe gewesen. Unverwandt blickte er zu Boden. Rorys Rückkehr und die gleichzeitige Ankunft dieser fremden Frau wühlten ihn zutiefst auf. Die Neuigkeit, dass AnnaClaire Engländerin war, hatte dazu geführt, dass er sich noch mehr in sich selbst zurückzog.
Briana klebte förmlich an Rory, und zwar schon den ganzen Abend. Es schien, als ob sie sich unbedingt ständig davon überzeugen musste, dass ihr über alles geliebter Bruder tatsächlich bei ihr war.
Doch ihr größtes Interesse galt AnnaClaire. Ihr ganzes junges Leben lang hatte Briana Berichte und Schauergeschichten über die Brutalität der Engländer gehört. Doch AnnaClaire hatte absolut nichts Grausames oder Bedrohliches an sich und war überhaupt völlig verschieden von den jungen Frauen, die Briana sonst kannte.
AnnaClaire hatte ihr Leben riskiert, um einen Fremden zu retten. Sie war mit Rory durch ganz Irland gereist, ohne zu wissen, wo diese Reise enden würde. Und jetzt saß sie hier ganz ruhig und spielte ein verwirrendes Strategiespiel gegen einen Mann, der sie als Feindin betrachtete.
Obwohl sie wusste, dass es an Verrat grenzte, für die Engländer auch nur einen einzigen freundlichen Gedanken zu he gen, so war Briana doch beinahe traurig, wenn sie daran dachte, dass AnnaClaire am nächsten Tag Ballinarin schon wieder würde verlassen müssen. Sie fand sie äußerst faszinierend.
„Diese Frau hat Zauberkräfte." Gavin trank einen großen Schluck Whiskey und starrte dann wieder auf die Schachfiguren. Er suchte immer noch einen Ausweg aus seiner hoff-nungslosen Lage.
„Akzeptiere einfach, dass sie besser war als du, Vater."
Gavin schüttelte heftig den Kopf. „Das ist unmöglich."
Moira tätschelte seine Hand. „Es wird höchste Zeit, dass wir alle ein wenig zur Ruhe kommen, Lieber. Sei nicht so ungnädig mit dir selbst. Es ist doch nur ein Spiel."
„Ein Spiel?" wiederholte er empört. „Es handelt sich um weitaus mehr als ein Spiel. Und ich habe noch nie eine Frau gesehen, die von ihren geistigen Fähigkeiten her in der Lage gewesen wäre, die Strategie der Kriegsführung zu erfassen."
„Nun,
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