Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
Engländerin", meinte er missbilligend. „Nun wartet hier, und lasst Euch keinesfalls von irgend jemandem sehen."
„Ich denke überhaupt nicht daran, von dir irgendwelche Anordnungen anzunehmen. Sag mir lieber, was du vermutest, Innis."
Er atmete tief durch, bevor er antwortete: „Nun gut. Ich glaube, dass die englischen Hundesöhne den Blackhearted O'Neil heute Nacht hier erwarten. Warum sonst wohl gibt es draußen keine Wachen? Rory soll in einen Hinterhalt gelo ckt werden."
„Eine Falle? Um Himmels willen, Innis! Dann müssen wir sofort etwas unternehmen!"
Seufzend musste er AnnaClaire Recht geben und öffnete die Tür. Sie traten in den Flur und machten sich daran, schnell und leise die Treppe hinunterzugehen, die in den Schankraum führte.
Für Rory war es so, als ob die Zeit stillstünde. Endlich hatte er sein Ziel greifbar vor Augen.
All der Schmerz und unbändige Hass, die er zwei Jahre lang mit sich herumgetragen hatte, nahmen nun endlich Gestalt an in Form des Scheusals Tilden.
Mit einer Hand tastete er nach dem Schwert und zog es vorsichtig aus der Scheide. Bei dieser Bewegung wurde es in dem Schankraum schlagartig völlig still, so still, dass man eine Nadel hätte zu Boden fallen hören können. Die Blicke aller Anwesenden waren auf Rory gerichtet, dem sein eigener Herzschlag laut in den Ohren dröhnte.
Die Härchen in seinem Nacken richteten sich auf. Zu spät erkannte er, dass er in eine Falle getappt war. Er hatte die Gefahr gespürt und für sich entschieden, alle Anzeichen davon zu ignorieren.
„Lass die Waffe fallen, Rory O'Neil", befahl eine Stimme hinter ihm. „Oder du hast deinen letzten Atemzug getan!"
Rory sah über die Schulter. Mindestens ein Dutzend Soldaten stand direkt hinter ihm. Jeder Einzelne hielt seine Schwertspitze auf Rorys Herzgegend gerichtet. „Nun, es mag mein letzter Atemzug sein", entgegnete er völlig ruhig. „Aber wenigstens habe ich die Genugtuung, diesen Bastard mit in die Hölle zu nehmen."
Tilden entging Rorys Wut nicht. Mit einem Satz sprang er auf die Füße, zerrte das Mädchen hinter dem Ausschank hervor und hielt es wie ein Schutzschild vor sich.
Gleichzeitig zückte er sein Messer und presste dem Mädchen die Klinge so fest gegen den Hals, dass einige Blutstropfen sichtbar wur den. „Lass dein Schwert fallen, O'Neil", befahl er,
„oder die Frau hier stirbt."
Diese stieß einen schrillen Schrei aus, und ihr Vater, dem das Wirtshaus gehörte, sank auf die Knie. Er begann zu weinen und flehte inständig, seine Tochter zu verschonen.
So verlockend nah, dachte Rory, und doch so fern! Sosehr er auch von dem Wunsch beseelt war, Tilden zu vernichten, so war sein Tun doch von dem Wissen um Recht und Unrecht bestimmt. Er wollte und durfte nicht schuld am Tod des Mädchens sein.
Deshalb ließ er das Schwert fallen, das mit einem Klirren auf dem Boden aufschlug. Einer der Soldaten schob es mit dem Fuß beiseite, so dass Rory keine Gelegenheit haben wür de, es wieder aufzunehmen.
„Und nun tötet den Blackhearted O'Neil!" erklang eine eis kalte Stimme. Rory spürte, wie er an verschiedenen Stellen von den Klingen der Schwerter verletzt wurde. Brennender Schmerz durchzuckte seine Schulter und seinen rechten Arm.
Aus mehreren tiefen Wunden blutend, wurde ihm schwindelig. Er taumelte und fiel schließlich auf die Knie. Er wusste, dass nun der Moment gekommen war, da er sein Leben verlieren würde.
Doch bevor ihn der entscheidende Hieb traf, ließ sich Tilden vernehmen: „Nein, hört auf.
Ich will diesen Mann le bend!"
„Warum?" wollte einer der Soldaten wissen.
„Tut einfach, was ich sage. Fesselt ihn und bindet ihn auf einem Pferd fest." Tilden schob das Mädchen, das er noch immer umklammert hielt, vor sich her zu einem kleinen Nebenraum. „Ich habe hier noch eine Kleinigkeit zu erledigen."
Anzügliche Bemerkungen wurden laut, und Gelächter ertönte. Tilden grinste seine Kameraden an und versicherte: „Aber es wird nicht lange dauern. Diese Bauerntölpel sind kaum besser als Kadaver. Wenn ich mit der hier fertig bin, reiten wir nach Dublin. Ich weiß zufällig, dass morgen ein Schiff von dort nach London in See sticht. Auf jeden Fall werde ich an Bord sein, zusammen mit dem Blackhearted O'Neil. Es wird mir außerordentlich großes Vergnügen bereiten, ihn in Ketten der Königin vorzuführen."
Triumphierend lachend verschwand Tilden mit dem schluchzenden Mädchen. In Gedanken war er schon daheim in London. Wenn er dort mit dem
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