Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
Tempo an, um Innis nicht aus den Augen zu verlieren. Erst als sie in der Dunkelheit die Umrisse von Ballinarin ausmachen konnten und bald darauf in den Hof ritten, zügelten sie die Pferde.
An der Eingangstür kam ihnen die Haushälterin entgegen, die von dem Hufgetrappel aus dem Schlaf gerissen worden war.
„Weck die Familie", rief AnnaClaire laut und hastete mit Innis an der fassungslosen, völlig überraschten Frau vorbei.
„Aber, Mylady, die Herrschaften schlafen doch alle noch tief und fest", wandte Mistress Finn ein.
„Ich sagte, du sollst sie wecken", befahl AnnaClaire in einem für sie ungewöhnlich harten Tonfall. „Sag ihnen, sie müssen sofort aufstehen und umgehend in die Bibliothek kommen."
Um weiterem Widerspruch zu entgehen, eilte Anna Claire, dicht gefolgt von Innis, an Mistress Finn vorbei durch die Halle.
Gavin und Moira waren die Ersten, die sich in der Bibliothek einfanden. Zwar waren sie angekleidet, doch es war unschwer zu erkennen, dass sie sich in großer Hast angezogen hatten. Auch schienen sie einigermaßen ungehalten zu sein darüber, dass sie in ihrem eigenen Haus wie Dienstboten herbeigerufen worden waren.
„Hoffentlich habt Ihr einen wirklich guten Grund für Euer Verhalten, Engländerin", meinte Gavin finster, während er und Moira sich so dicht wie möglich an das von Innis neu ent fachte Kaminfeuer stellten.
Briana trat ein, dicht gefolgt von Conor, dessen Sachen unordentlich und zerknittert waren.
Das Haar hing ihm wirr um das schmale Gesicht. Er warf einen Blick in die Runde. „Wo ist Rory?"
„Er ist der Grund, warum ich Euch alle habe rufen lassen", sagte AnnaClaire. Sie unterbrach ihre rastlose Wanderung durch die Bibliothek und schaute zur Tür, durch die soeben Pater Malone hereinkam. Er schien als Einziger hellwach und frisch zu sein, als wäre er schon seit Stunden auf den Beinen. Wahrscheinlich hatte er in seiner Kammer gebetet und daher den Aufruhr auf Ballinarin gehört.
„Rory ist von englischen Soldaten gefangen genommen worden." Entsetztes Schweigen folgte AnnaClaires Worten.
Gavin fand als Erster die Sprache wieder. „Und woher wollt Ihr das wissen?"
„Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie ihn fortge bracht haben."
„Was redet Ihr denn da, Frau! Erklärt uns alles ganz ge nau", verlangte Gavin.
„Rory hatte geplant, die Soldaten von Ballinarin fortzulocken, um Euch alle zu schützen.
Doch er tappte in eine Falle. Als er in der Dorfschänke eint raf, warteten die Engländer dort schon auf ihn."
„Ist er also tot?" Briana hatte die Augen weit aufgerissen.
„Nein." Anna Claire nahm den allgemeinen Stoßseufzer der Erleichterung wahr. „Aber er wurde verletzt. Dutzende von Soldaten waren um ihn herum, als man ihn fortbrachte."
„Wohin werden sie ihn bringen?" erkundigte sich Gavin eindringlich.
„Tilden hat gesagt, er würde ihn mit nach England nehmen."
„Tilden?" Conor umfasste AnnaClaires Arm mit schmerzhaftem Griff. „Der Bastard ist hier in unserem Dorf?"
„Ja, er stellte wohl den Köder dar, mit dem man Rory in die Falle locken wollte."
Conors Augen glitzerten vor unterdrückter Erregung. „Und wie kommt es wohl, dass Ihr in der Lage wart, das alles zu beobachten? Woher kanntet Ihr denn die Pläne meines Bruders?"
„Er überraschte mich in meinem Schlaf gemach, als ich ge rade im Begriff stand, Ballinarin zu verlassen."
„Zu verlassen?" Gavin erhob sich und machte einen Schritt auf AnnaClaire zu.
„Ich ... ich hatte vor, ins Dorf zu reiten und mich den Engländern zu ergeben."
Argwöhnisch musterte der alte Mann sie. „Damit Ihr sie auf direktem Wege zu Rory führen konntet?" mutmaßte er misstrauisch.
„Nein. Um sie von ihrer Suche nach ihm abzulenken. Aber als Rory von meiner Absicht erfuhr, meinte er, sein Plan sei besser und sicherer. Und als ich versuchte, ihn zurückzuhalten, hat er mich an Händen und Füßen gefesselt, so dass ich ihm nicht folgen konnte."
„Aha, er hat Euch also gefesselt, und trotzdem habt Ihr es geschafft, zu entkommen."
Gavins sarkastischer Tonfall zeigte, dass er AnnaClaire kein einziges Wort glaubte.
„Es stimmt, was sie sagt", mischte sich jetzt Innis ein, der bislang geschwiegen hatte. „Ich habe gehört, wie sie sich zu befreien versuchte. Dann habe ich der Lady die Fesseln abge-nommen. Als ic h hörte, dass sie allein ins Dorf reiten wollte, bestand ich darauf, sie dorthin zu begleiten."
„Zwei Narren!" Gavin ging aufgebracht vor dem Kamin hin und her. „Zwei
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