Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
darüber."
„Wirklich?"
„Ja, denn ich fände es grausam für Rory, wenn er sein Herz an eine Frau verloren hätte, die seine Liebe nicht erwidert. Es ist wie ein Wunder, dass er sich von seinem Verlust erholt hat.
Und dieses Wunder hast du vollbracht, AnnaClaire."
Sie reckte sich auf die Zehenspitzen und gab Conor einen Kuss auf die Wange. „Ich danke dir, Conor. Ich möchte jetzt in meine Kabine gehen. Dieser Wind ... brennt mir in den Augen."
Sowie AnnaClaire in ihrer Kabine war und die Tür hinter sich fest zugezogen hatte, erfasste sie tiefe Mutlosigkeit. Von der Zuversicht, die sie der Familie O'Neil gegenüber zur Schau getragen hatte, war nichts mehr übrig. Sie hatte nämlich nicht die geringste Ahnung, wie ihr Vater auf ihr plötzliches Erscheinen bei Hofe reagieren würde.
Und was er überdies dazu sagen würde, dass sie sich mit einem irischen Gesetzlosen eingelassen hatte, mochte sich AnnaClaire nicht ausmalen.
Erschöpft ließ sie sich auf den Rand ihrer Koje sinken. „Nun führt kein Weg mehr zurück", sagte sie laut vor sich hin. „Dein Bestimmungsort heißt jetzt England."
„Ist das wirklich wahr?" erklang eine gedämpfte Stimme.
AnnaClaire sprang erschrocken auf und sah sich in der engen Kabine um. Dann öffnete sie entschlossen die Tür der winzigen Kleiderkammer und blickte schockiert und ungläubig auf die Gestalt, die zwischen ihren Kleidern kauerte. „Innis! Wie kommst du hierher?"
„Ich habe mich in der großen Seekiste versteckt, und sobald ich an Bord war, habe ich mich einfach unter die Arbeiter an Deck gemischt, bis Velia Eure Kabine verlassen hatte.
Dann habe ich mich hier verborgen, um abzuwarten, bis wir auf ho her See sind, damit ich nicht mehr zurückgeschickt werden kann."
Unwillig runzelte AnnaClaire die Stirn. „Ist dir eigentlich klar, was du getan hast?"
„Ja, ich habe einen Befehl vom großen O'Neil missachtet. Er wird sehr böse darüber sein."
„Daran habe ich keinen Zweifel. Aber hast du auch bedacht, was du mit deinem Verschwinden angerichtet hast?"
„Ich habe eine Nachricht hinterlassen, unter meiner Bettdecke."
„Und du glaubst, ich könnte dich nicht mehr zurückschicken? Wieso bist du dir dessen so sicher?"
„Ihr würdet es nicht wagen, so viel Zeit zu vergeuden, Engländerin. " Er war aus dem Schrank herausgestiegen und rieb sich die Hände an der Hose. „Es war ziemlich warm da drinnen", erklärte er. „Aber nicht annähernd so unbequem wie in der Seekiste."
„Ach, Innis." AnnaClaire seufzte. „Was mache ich denn jetzt bloß mit dir?"
„Ihr könntet versuchen, mir etwas zu essen zu besorgen. Ich habe den ganzen Tag noch nichts gehabt."
Sie schüttelte den Kopf über so viel Unverfrorenheit. Dann wurde ihr die ganze Tragweite dessen bewusst, was Innis ge tan hatte. Sie nahm ihn in die Arme. „Es könnte sein, Innis, dass keiner von uns bei diesem Unternehmen überlebt. Hast du auch daran gedacht?"
Unsicher trat er einen Schritt zurück. „Ja, Engländerin. Aber wenn ich sterben muss, werde ich dem Tod furchtlos ins Angesicht sehen, wie mein Vater und mein Großvater es taten. Und ich befinde mich dann in guter Gesellschaft mit Rory und Conor."
Mitfühlend blickte sie den Jungen an, der so gern schon ein Mann sein wollte. „Nun, ich denke, wir sollten jetzt zunächst einmal zu Conor gehen. Bereite dich innerlich darauf vor, dass er sich nicht freuen wird, dich zu sehen."
Bereitwillig folgte Innis ihr. Mit der Unbekümmertheit der Jugend dachte er keine Sekunde lang an die, die er auf Ballinarin zurückgelassen hatte und die vor Sorge um ihn außer sich sein würden. Auch an die Gefahren, die auf ihn in England lauerten, verschwendete er keinen einzigen Gedanken. Für ihn zählte nur, dass er an Bord war mit der Lady, die zwar zu den verhassten Engländern gehörte, ihn aber gleichzeitig an seine schöne Mutter erinnerte.
Zusammen waren Innis und AnnaClaire auf dem Wege zu dem größten Abenteuer ihres Lebens.
18. KAPITEL
„Oh Mylady!" Velia, die hinter AnnaClaire und Conor herstolperte, konnte gar nicht genug bekommen von all den Sehenswürdigkeiten und Geräuschen der Londoner Docks. „Mir ist schon ganz schwindlig von all dem hier."
Innis, der neben Velia herlief, drehte und wendete ohne Unterlass den Kopf in alle Richtungen, damit ihm ja nichts ent ging. Es gab Käfige mit Affen, die zum Ergötzen der Menschen ihre Spaße machten. In einem anderen Käfig strich ein Tiger unruhig an den Gitterstäben seines
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