Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
nicht in Irland seid?" erkundigte sich Innis.
„Ja, manchmal." AnnaClaire schaute sich um. Die Möbel und kleinen Kostbarkeiten, mit denen der Salon geschmückt war, waren ihr seit frühester Kindheit vertraut. „Wir haben noch ein wunderschönes Anwesen in der Grafschaft Berkshire und ein weiteres in Surrey."
Ruhelos ging Conor hin und her. „Wenn du an mehreren interessanten Orten ein Zuhause hast, frage ich mich, warum du nach Dublin gegangen bist."
„Meine Mutter wusste, dass sie bald sterben würde." Wie immer, wenn AnnaClaire von ihrer Mutter sprach, wurde ihre Stimme sehr weich und leise. „Und sie wollte auf irischem Grund und Boden sterben. Damals konnte ich nicht nachvollziehen, warum ihr das so wichtig war. Doch jetzt verstehe ich meine Mutter gut. Ihr Herz schlug für Irland, so wie meines jetzt auch für Irland schlägt."
Sowohl Conor als auch Innis musterten AnnaClaire überrascht und auch zufrieden wegen dieses Eingeständnisses. Be vor sie jedoch darauf etwas erwidern konnten, trat Wilona ein.
„Mylady, die Köchin möchte wissen, ob Ihr und Eure Gäste zum Abendessen bleiben werdet."
AnnaClaire schaute Conor an, der den Kopf schüttelte. „Nein, Wilona, heute nicht", gab sie dann zur Antwort. Ihr Blick fiel auf Innis, der so müde war, dass er kaum noch die Augen offen halten konnte. „Aber du kannst diesen jungen Mann hier mit nach oben in meine Gemächer nehmen", fügte sie hinzu. „Wenn er sich etwas ausgeruht hat, soll er mit Velia zusammen das Abendessen einnehmen."
„Sehr wohl, Mylady." Das Mädchen stellte ein Tablett mit nach Früchten duftendem Tee sowie einer Platte mit hauchdünn geschnittenen Scheiben Fleisches ab. Auch frische Früchte und verschiedene Käsesorten gehörten zu der kleinen Mahlzeit. Dann bedeutete Wilona Innis, ihr zu folgen.
Der Junge griff nach AnnaClaires Hand. „Wenn all das hier vorüber ist, werdet Ihr dann mit Rory nach Ballinarin zurückkehren?"
AnnaClaire drückte seine Hand. „Das ist mein sehnlichster Wunsch, Innis."
„Meiner auch." Die nächsten Worte wählte Innis mit großem Bedacht. „Ich wünsche mir schon seit langem, dass Rory mein Vater wird. Und Euch, Engländerin, wünsche ich mir zur Mutter. Hättet Ihr etwas dagegen?"
Gerührt nahm AnnaClaire ihn in die Arme. „Etwas dagegen haben? Innis, aus tiefster Seele wünsche ich mir, dich zum Sohn zu haben."
Lange sah er sie unverwandt an. Dann drehte er sich wortlos um und folgte dem Dienstmädchen nach draußen.
AnnaClaire brauchte eine Weile, um sich wieder zu fassen. Schließlich wandte sie sich an Conor, der sie schweigend beobachtet hatte. „Hast du schon einen Plan?"
„Im Großen und Ganzen schon", gab er zurück. Auch er war tief bewegt von dem, was er soeben gesehen und gehört hatte. Seine Entschlossenheit, seine Aufgabe in London zu einem glücklichen Abschluss zu bringen, wuchs dadurch noch.
„Wir werden uns um eine Audienz bei der Königin bemühen. Ich hoffe, dass dein Vater uns eine solche verschaffen kann. Aber zuerst muss ich einen Weg finden, Rory zu sehen. Ich möchte mich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass er ..." Conor sprach den Satz nicht zu Ende. Er hatte schreckliche Geschichten darüber gehört, wie irische Gefangene auf der Reise nach London behandelt wurden und was sie im Gefängnis erwartete. Es fiel ihm sehr schwer, diese Gedanken zu verdrängen.
Doch AnnaClaire verstand ihn auch, ohne dass er ihr Einzelheiten erzählte. Ein Blick in sein von Entsetzen gezeichne tes Gesicht sagte ihr mehr als alle Worte. Sie setzte ihren Be cher ab und ging zur Tür. „Wir werden einen Weg finden, zu ihm zu gelangen. Vielleicht können wir einen Wärter bestechen?"
Conor hielt sie am Arm zurück. „Warte, AnnaClaire. Fleet ist wahrlich nicht der geeignete Aufenthaltsort für eine Lady wie dich. Du bleibst mit Innis hier im Haus deines Vaters."
„Ich denke überhaupt nicht daran! Ich werde den Weg bis zum Ende gehen. Außerdem brauchst du mich, Conor, weil ich nämlich London gut kenne und dir den Weg zum Gefängnis und wieder zurück zeigen kann. Ohne mich wirst du die nächsten Tage kaum überstehen."
Conor bemerkte das erhobene Kinn und den entschlossenen Zug um AnnaClaires Mund und lachte auf. „Himmel, allmählich erkenne ich, worauf sich mein armer Bruder eingelassen hat. Nun gut, dann gehen wir zusammen. Aber ich warne dich, AnnaClaire, du wirst schockiert sein über das, was du dort zu sehen bekommst."
Es stellte sich heraus, dass
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