Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
Gefängnisses entlang.
Doch am interessantesten für Innis waren die vielen Menschen unterschiedlicher Herkunft.
Er sah hoch gewachsene dunkelhäutige Gentlemen, die Turbane trugen, und exotisch anmutende grazile Damen, deren dunkle Augen mandelförmig waren und gehe imnisvoll glänzten. Bettler streckten die Hände um Almosen aus. In eleganten Kutschen, die von edlen Pferden gezogen wurden, saßen adlige Ladys, die zum Schutz gegen die Sonne zierliche Sonnenschirme und breitkrempige Hüte trugen.
Inmitten dieses regen Treibens war AnnaClaire dankbar für Conors Ruhe und Gelassenheit. Es war offenkundig, dass er schon viele Reisen gemacht und daher keine Schwierigkeiten hatte, sich um das Gepäck zu kümmern und eine Kutsche für sie aufzutreiben.
Während der Kutscher damit beschäftigt war, die Kisten auf die rückwärtige Ladefläche zu hieven, half Conor seinen Reisegenossen beim Einsteigen und nahm dann AnnaClaire gegenüber Platz. „Und du bist ganz sicher, dass dein Vater nichts dagegen haben wird, sein Londoner Stadthaus mit Mitgliedern der Familie O'Neil zu teilen?"
„Ich habe keine Ahnung, wie er reagieren wird." AnnaClaire lächelte unwillkürlich. „Ich vermute allerdings, dass er euch mindestens so freundlich empfangen wird, wie Gavin mich begrüßt hat, als er erfuhr, dass eine Engländerin an seinem Tisch saß."
Gequält verzog Conor das Gesicht. „Das Temperament meines Vaters ist für uns alle völlig normal. Seine Launen gehö ren zu unserem täglichen Leben wie der Anblick des Croagh Patrick. Aber für dich muss sein ungehobeltes Benehmen ein ziemlicher Schock gewesen sein."
„Es war recht ... nun ... interessant." AnnaClaire warf einen Blick auf Innis, der fasziniert das Treiben draußen beobachtete. „So wie London offenkundig äußerst ungewöhnlich für diesen jungen Mann hier ist. Was denkst du, Innis?"
„Hier gibt es so unglaublich viel zu sehen. So viele eigenartige Menschen. Und alle scheinen sie es furchtbar eilig zu ha ben, irgendwo hinzukommen."
AnnaClaire lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Sie fühlte sich ein wenig erschöpft. „Nach den Monaten in Dublin hatte ich schon fast vergessen, wie hektisch das Leben in London ist."
Der Kutscher kletterte auf den Kutschbock und ließ die Peitsche knallen. Gleich darauf setzte sich das Pferd in Bewegung, und die Kutsche rollte in gemächlichem Tempo in Richtung der Londoner Innenstadt.
AnnaClaire wies ihre Reisegenossen auf Sehenswürdigkeiten und Wissenswertes hin. Sie kamen durch einen hübschen Park. Kinder spielten dort unter den wachsamen Augen ihrer Nannys, die auf Steinbänken saßen und den neuesten Klatsch austauschten.
Die Kutsche verlangsamte ihre Fahrt und bog in eine von dichten Hecken gesäumte Auffahrt ein. „Hier wohnt mein Vater, wenn er in London zu tun hat", erklärte AnnaClaire.
Sie deutete auf ein elegantes dreistöckiges Haus.
Kaum dass die Kutsche vor dem Portal zum Stehen gekommen war, wurde dieses von innen aufgerissen. Ein Dienstmädchen strahlte AnnaClaire an und sagte: „Oh Mylady, wie schön, dass Ihr hier seid. Aber uns hat niemand etwas von Eurer bevorstehenden Ankunft gesagt."
„Ich weiß, Wilona. Es blieb keine Zeit, meinem Vater eine entsprechende Nachricht zukommen zu lassen. Ist er wohl zu Hause?"
„Nein, Mylady. Er ist in Grennwich Palace bei der Königin."
„Ach so, dann residiert Elizabeth zurzeit in London."
„Ja. Seit sie zurückgekommen ist, haben wir Euren Vater kaum zu Gesicht bekommen. Er verbringt fast seine gesamte Zeit am Hof."
AnnaClaire seufzte resigniert auf. Sie hatte gehofft, ein Weilchen mit ihrem Vater allein sein zu können, um ihm von den Ereignissen in Irland zu berichten. Und ihr war natürlich sehr an seinem Rat gelegen, was bezüglich Rory am besten zu unternehmen sei. Nun sah es so aus, als müssten sie und Conor ihr Glück auf eigene Faust versuchen.
„Wilona, das hier ist Velia, meine Zofe. Wenn du ihr den Weg zu meinen Gemächern zeigen würdest? Ich werde bald nachkommen. Meine Freunde und ich werden zunächst im Salon eine Erfrischung zu uns nehmen."
„Sehr wohl, Mylady." Das Hausmädchen knickste. „Ich werde sofort in der Küche Bescheid geben."
AnnaClaire führte Conor und Innis in den Salon, der im Gegensatz zu dem entsprechenden Raum auf Ballinarin hell und freundlich war mit pfirsichfarbenen Wänden und duftigen Vorhängen, die sich im leichten Wind, der durch die geöffneten Fenster drang, bauschten.
„Hier lebt Ihr also, wenn Ihr
Weitere Kostenlose Bücher