Historical 148 - Die Geliebte des Rebellen.doc
AnnaClaire mehr als schockiert war. Sie war fassungslos und zitterte vor Entsetzen über das Elend, das sich ihr offenbarte, als sie und Conor die in den Stein gehauenen Stufen hinunter in die tiefsten Gewölbe des Gefängnisses gingen.
Es war dort unten fast völlig dunkel. Nur durch winzige Lö cher in den massiven Steinwänden erkannte man wenigstens, ob es Tag oder Nacht war. Die Luft war abgestanden und roch nach menschlichen Ausdünstungen und Verwesung. In manchen Zellen waren an die zwanzig Gefangene zusammenge pfercht, einige davon in Ketten. Andere lagen auf dem Steinboden, weil sie zu schwach waren, um sich auf den Beinen zu halten. Von überall her erklang Weinen, Stöhnen und Jammern.
Es hatte eines kleinen Beutels Goldtaler bedurft, um den Wärter dazu zu bringen, ihnen den Weg zu Rorys Verlies zu zeigen. Wahrscheinlich hätte er AnnaClaire und Conor sogar auf halbem Wege sich selbst überlassen, hätte Conor nicht in weiser Voraussicht die Hälfte des Goldes zurückbehalten, bis sie vor Rorys Zelle standen.
„Hier." Conor warf dem bulligen Mann den Rest des Lohns in die ausgestreckte Hand.
„Pass auf, dass wir nicht gestört werden oder irgendeine unliebsame Überraschung erleben.
Wenn du tust, was ich sage, soll es dein Schaden nicht sein."
„Ja, Mylord." Der Mann reichte Conor eine brennende Fackel und schlurfte davon.
In dem flackernden Licht erkannte dieser, dass sie vor einer einzelnen Zelle standen, die sich weit entfernt von den anderen befand. Drinnen lag ein Gefangener auf dem kalten Stein-fußboden.
„Oh Gott!" Für einen Moment glaubte Conor, der Mann sei tot. „Rory? Bitte, Rory, sag etwas!"
Die Gestalt hob den Kopf und stöhnte. AnnaClaire und Conor stießen gleichzeitig einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus.
„Du lebst also", rief Conor.
„So eben noch." Rory hob einen Arm vor das Gesicht, um die Augen vor dem Schein der Fackel zu schützen. „Bist du das etwa, Conor?"
„Ja."
„Und ich bin auch hier, Rory, Liebster."
Beim Klang von AnnaClaires Stimme erhob sich Rory mühsam auf die Knie und drehte sich von dem Lichtschein fort. „Verdammt, Conor, schaff sie hier raus!"
„Rory, wir sind gekommen, um dir zu helfen." Obwohl sie versuchte, ihre Stimme fest klingen zu lassen, konnte sie ihre tiefe Bewegung doch nicht verbergen. „Wir werden zur Königin gehen. Wir werden sie anflehen ..."
„Ihr verschwendet eure Zeit", unterbrach Rory sie. „Mein Leben ist verwirkt. Tilden hat gesagt, er werde mich eher töten, als mich aus diesem Kerker herauszulassen. Jetzt ist er der große Held. Die Königin wird ihn in einer rauschenden Zeremonie empfangen. Und wenn die vorüber ist, wird er verkünden, ich sei bei einem Fluchtversuch ums Leben gekommen. Und jetzt, Conor, bring sie endlich von hier fort. Und sorge dafür, dass sie nicht noch einmal kommt."
AnnaClaire umklammerte die rostigen Eisenstäbe der Zelle. „Ich hätte nie gedacht, dass du ein Feigling bist, Rory O'Neil, der kampflos aufgibt."
„Ich? Ein Feigling?" Rory richtete sich unter großer Anstrengung auf, und in diesem Moment konnten AnnaClaire und Conor das ganze Ausmaß seiner Verletzungen sehen. Seine Sachen waren zerrissen und von Blut und Schmutz verkrustet. Im Gesicht trug er die Spuren heftiger Schläge. An der Hüfte hatte er eine klaffende Wunde, und sein linker Arm hing kraftlos herab.
„Mein armer Geliebter." AnnaClaire konnte nun die Tränen nicht mehr zurückhalten, zwang sich aber, weiterzusprechen. „Wenn du dich selbst aufgibst, so soll es wohl so sein.
Aber ich werde niemals aufgeben." Sie öffnete ihren Mantel und zog ein Bündel hervor, das sie durch die Gitterstäbe presste. „Hier hast du eine wärmende Decke, etwas zu essen und eine Salbe für deine Wunden. Und morgen gehen wir zur Königin und werden sie anflehen, alles zu tun, um dir zu helfen. Wir werden nicht eher ruhen, bis du wieder sicher auf Ballinarin bist."
AnnaClaire wischte sich die Tränen mit dem Handrücken ab. „Ich liebe dich, Rory. Und wenn du auch keine Hoffnung mehr hast, so werde ich doch nicht aufhören, mich für dich einzusetzen. Bis zu meinem letzten Atemzug werde ich um dich kämpfen."
Bei diesen leidenschaftlich hervorgestoßenen Worten steckte Rory eine Hand durch die Gitterstäbe der Zelle und berührte mit einem Finger AnnaClaires Gesicht. „Mein Liebling, mein mutiger Engel. Natürlich werde ich kämpfen, bis kein Leben mehr in mir ist. Ich werde kämpfen, um freizukommen. Aber ich kann
Weitere Kostenlose Bücher