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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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die zurückgestaute Leidenschaft sich Bahn, die jahrelange Sehnsucht nach dieser Frau, und er konnte sich nicht mehr beherrschen. Mit einem Griff zog er das Tuch weg, das ihren Körper verhüllte.
    Bei dieser unverschämten Anmaßung überkam sie Wut; das Blut stieg ihr in die Wangen, und ihre Augen loderten vor Zorn. Trotzig warf sie den Kopf in den Nacken, als wolle sie Cameron herausfordern, den nächsten Schritt zu wagen. Eine Ewigkeit verstrich, ohne dass ein Wort fiel. Beim Schein des flackernden Kaminfeuers war jeder in den Anblick des anderen versunken. Blair wusste, dass sie Cameron eigentlich hassen sollte. Er hatte sie und Glenmuir verlassen und vergessen, die Menschen verraten, die ihm vertrauten, und niemals auf Briefe geantwortet. Erst als die Königin ihre Vorliebe für die Highlands entdeckte, war er zurückgekehrt. Und doch erinnerte er sie an den Knaben von einst. Unwillkürlich hob sie die Hand und strich ihm das feuchte Haar aus der Stirn.
    Bei der Berührung lächelte er, ergriff ihre Hand, führte sie an die Lippen und küsste die Innenfläche.
    Die harmlose Geste setzte Blairs Welt mit einem Schlage in Flammen. Nirgendwo würde Blair sich wohler fühlen als in seinen Armen, mochte es auch gegen alle Vernunft sein.
    Als habe er ihre Gedanken geahnt, riss er sie ungestüm an sich, streichelte erregt ihre Schultern, den Rücken und murmelte zärtlich ihren Namen, bevor er ihr den Mund mit einem Kuss verschloss.
    Er raubte ihr den Atem und löschte alles aus. Sie begann zu keuchen; ihr Herz schien im gleichen heftigen Rhythmus zu klopfen wie seines, und das Brausen in ihren Ohren steigerte sich mehr und mehr. Cameron löste sich von ihrem Mund und streifte mit den Lippen ihre Brüste. Sie stöhnte unter dem auf und hatte den sehnlichsten Wunsch, jede dieser neuen Empfindungen wohlig auszukosten.
    Benommen fragte sie sich, wie sie je an Cameron hatte zweifeln können, und drückte sich innig an ihn.
    Er presste die Lippen zusammen, um die Lust zu bezwingen, hob Blair auf die Arme und legte sie auf das Bett.
    Seine Kraft und Behutsamkeit waren hinreißend, und Blair fand alles wunderbar, bis sie plötzlich die kühle Seide des Kleides unter sich fühlte.
    Eloises Kleid! Die Erkenntnis bewahrte sie vor dem Abgrund. Sie riss sich von Cameron los und sprang hastig aus dem Bett. Zornig über sich selbst, aber auch auf den Verführer, begriff sie, was beinahe geschehen und wie leicht sie ein Opfer ihrer Sinnlichkeit geworden wäre. Sie war im höchsten Maße bestürzt, brach in Tränen aus und schluchzte: „Du hast zwar keine einzige Hochlandtracht im Schrank, aber dafür die Ballkleider anderer Frauen! Schick doch nach Miss Eloise! Sie wird sich bestimmt freuen, deine Wünsche zu erfüllen!“
    „Aber Blair, ich habe das nicht gewollt. Ich wollte dir doch nur …“
    Sie raffte das zu Boden gefallene Badetuch auf, wickelte sich hinein und verließ hastig den Raum, als habe sie Camerons Worte nicht gehört. Sie wusste nur allzu gut, was seine Absicht gewesen war. Nun war sie froh, dass sie stolz erhobenen Hauptes und in durchnässten Kleidern den Heimweg nach Duncan House antreten konnte.

6. KAPITEL
    Der späte Abend und die darauf folgende Nacht verschwammen in Blairs Erinnerung. Um halb zehn Uhr morgens lag sie, gedemütigt und zornig, immer noch mit Kopfschmerzen im Bett. Sie hatte Mrs. Pearsons Drängen nachgegeben, in der Kutsche Seiner Lordschaft nach Haus zu fahren, weil das Unwetter noch nicht vorbei war. Aber der Aufruhr der Elemente war mit dem Sturm, der in Blair tobte, kaum zu vergleichen. Sie wusste, nicht der Erfolg, den sie bei Lord Haverbrook erzielt hatte, belastete sie, eher die Tatsache, dass sie in Lindsay Hall beinahe ihre moralischen Grundsätze vergessen hätte. Während der Heimfahrt und die ganze Nacht hatten sie widerstreitende Empfindungen gequält. War sie ein Feigling oder eine Närrin? Fürchtete sie sich nur, körperlichem Verlangen nachzugeben, oder war sie zu altmodisch in einer Welt, die sich jedes Vergnügen nahm, wann und wo es zu haben war, und sei es noch so flüchtig?
    Die Erkenntnis, dass sie fast Lord Lindsays Verführungskünsten erlegen war, nein, hatte erliegen wollen, beschämte sie so sehr, dass sie nicht wusste, woher sie den Mut nehmen sollte, wieder in die Öffentlichkeit zu gehen. Wie sollte sie den Pächtern und Dorfbewohnern ins Gesicht sehen? Ihr Vater hatte jahrelang jedem verlockenden englischen Angebot widerstanden und sich die Ehre bewahrt,

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