HISTORICAL Band 0264
Beitrag für die Weihnachtskörbe angenommen. Obgleich sie neulich in der Morgendämmerung zu ihm gekommen war und sich ziemlich unpersönlich gegeben hatte, war sie nicht übermäßig feindselig gewesen.
Jetzt sah er nur ihre schönen Augen und dachte flüchtig daran, was die unverhoffte Freundlichkeit verursacht haben mochte. Doch als sich gar ein Grübchen an ihrem Mundwinkel zeigte und Blair ihm die Hand auf den Arm legte, war ihm die Ursache für den plötzlichen Sinneswandel vollkommen gleichgültig. Die bloße Tatsache, endlich wieder akzeptiert zu werden, gab ihm das Gefühl, als habe es nie die langen Jahre gegeben, in denen er von Blair getrennt gewesen war. „Frohe Weihnachten, Blair“, sagte er, neigte sich zu ihr und drückte ihr impulsiv einen sanften Kuss auf die Wange.
„Frohe Weihnachten“, antwortete sie leise und errötete ein wenig unter den neugierigen Blicken der Kirchgänger. Dann kam ihr ein boshafter Gedanke. Vielleicht war dies die beste Gelegenheit herauszufinden, warum Cameron kostspielige Damenkleider bei einer Londoner Schneiderin arbeiten ließ? Kein anständiger Mensch würde lügen, wenn er vom Gottesdienst kam. „Gehen Sie heute Abend zu Lord Haverbrook?“, fragte sie beiläufig.
„Nein. Solange der Dieb alles mitnimmt, was nicht angenagelt ist, verbringe ich den Heiligen Abend lieber daheim. Aber ich nehme an, dass Sie Harrys Gesellschaft besuchen werden“, sagte Lord Lindsay mürrisch und runzelte die Stirn. Die finstere Miene sollte eigentlich den Eindruck des besorgten englischen Aristokraten unterstreichen, aber Cameron merkte schnell, dass sein Unwille echt war. Hatte Blair seine Einladung, mit ihm am Weihnachtsabend zu dinieren, nicht mit dem Vorwand abgelehnt, sie habe keine Zeit? Und heute war sie bereit, zu Harry zu gehen. Natürlich wusste Cameron recht gut, dass sie richtig handelte, wenn sie sich zum Nutzen der Dorfbewohner mit Harry und den übrigen Engländern gut stellte. Und wenn er ehrlich war, konnte er sie für diese Haltung nicht tadeln. Wann aber würde sie endlich einsehen, dass auch er sie brauchte? Viel wichtiger jedoch war ihm, wann sie begreifen würde, dass sie selbst seiner bedurfte?
„Ja, ich werde auf der Heimfahrt bei Lord Haverbrook vorbeischauen“, erwiderte Blair und verzog leicht belustigt den Mund. Cameron würde vermutlich an diesem Abend noch sehr beschäftigt sein. Sie hatte ihre milden Gaben ausgeteilt, aber er würde wohl noch einige Male auf dem Weg nach Lindsay Hall anhalten.
„Darf ich Sie dann in meiner Kutsche mitnehmen?“, fragte er.
„Nein, Robbie bringt mich nach Haus, bevor er mit Mrs. Brown und den MacNabs ein wenig feiert. Aber sagen Sie mir, Mylord, werden Sie sich nicht einsam fühlen, wenn Sie Weihnachten in den Highlands verbringen müssen?“, fragte Blair, fest entschlossen, endlich herauszufinden, was es mit der verwünschten Schneiderrechnung auf sich hatte.
„Nein“, antwortete er und freute sich, dass sie sich um ihn Gedanken machte. „Die Highlands sind zu jeder Zeit des Jahres schön.“
„Das sind sie wirklich. Vermissen Sie denn nicht Ihre Verwandten? Wartet nirgends ein Weihnachtsdinner auf Sie, bei dem Ihnen eine hübsche Tante, Cousine oder ein Mündel Gesellschaft leistet?“
So also ist das, dachte Cameron erfreut. Die kleine Hexe war darauf aus, ihn morgen zu Tisch zu bitten, ohne dabei über den eigenen Schatten springen zu müssen. Nun, sie sollte ihren Willen haben. Er würde auf das Spielchen eingehen und den Verlassenen mimen, der sich nach einer Familie und einem gemütlichen Heim sehnte. Dann konnte sich Blair die Ausrede machen, dass sie ihn aus reiner Nächstenliebe einladen musste. „Nein, Madam, ich habe niemanden, der mir ein warmes Plätzchen bei der Weihnachtsfeier bereithält“, antwortete er und schaute sie erwartungsvoll an. Nun würde sie ganz gewiss die gewünschte Einladung aussprechen.
„Tatsächlich?“, sagte sie unvermutet schroff. Das Lächeln schwand aus ihrem Gesicht bei der Vorstellung, dass es Frauen gab, deren Kleider er bezahlte.
„Ja, so ist es leider.“ Seine freudige Erregung wich der Verwunderung über Blairs veränderte Stimmung.
„Das ist wirklich jammerschade“, sagte Miss Duncan in gepresstem Ton, wandte sich brüsk ab und stieg in ihre Kutsche.
Verblüfft und höchst enttäuscht blieb Cameron zurück, neugierig angestarrt von den Bewohnern von Glenmuir.
Der Earl of Haverbrook hatte erwähnt, dass sich nur eine kleine Gesellschaft am
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