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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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ihre gemeinsamen Nächte dachte. „Es überrascht mich“, fuhr er gedehnt fort, „dass Sie sich Ihre Unschuld so lange bewahrt haben, wo Sie sie doch auch für Geld hätten hergeben können. Haben Sie mich gesehen, Miss Bowes, und gedacht, ich sei reich genug, um zum Zahlen bewegt werden zu können? Wie lang mag es dauern, bis ich Besuch von Ihrem Anwalt erhalte, der mir die Anzeige wegen Defloration einer unschuldigen Frau überbringt?“ Er lachte verächtlich. „Verdammt, selbst wenn ich dafür bezahlen muss, das war es fast wert. Sie waren sehr süß.“
    Zorn und Elend überwältigten sie beinahe. Sally merkte, dass sie zitterte. Sie dachte an Nell, die verzweifelt zweihundert Pfund brauchte, um ihre Kinder retten und ihnen Medizin kaufen zu können, und gleichzeitig an Jacks hasserfüllte Gefühlskälte. Er hatte doch ohnehin schon eine so schlechte Meinung von ihr, schlimmer konnte es gar nicht mehr kommen. Sie würde seine Meinung niemals ändern können. Ihre berauschende Affäre war vorüber, ehe sie überhaupt richtig begonnnen hatte. Sally atmete tief durch.
    „Ich würde mich mit zweihundert Pfund zufriedengeben“, sagte sie.
    Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, war sie fassungslos über ihre eigene Kühnheit. Ihr war übel, und sie schwankte. Jack hatte sich für einen Moment abgewandt; jetzt fuhr er zu ihr herum, und seine Augen weiteten sich, als hätte sie ihn trotz seiner schlechten Meinung von ihr nun doch überrascht. Vielleicht hatte sie es ja. Vielleicht hatte er nicht erwartet, dass sie so schamlos sein würde. Sally klammerte sich fieberhaft an den Gedanken an ihre Familie und wartete ab.
    Mit einem harten, abschätzenden Blick musterte er sie von Kopf bis Fuß. Dann fing er plötzlich an zu lächeln, aber es war ein zynisches Lächeln. Ganz langsam fasste er in sein Jackett und zog eine lederne Brieftasche hervor.
    „Ich würde Ihnen empfehlen, Ihren Preis künftig im Voraus zu verhandeln, Miss Bowes“, bemerkte er gedehnt.
    Sally schluckte krampfhaft. Ihre Kehle war wie ausgedörrt, und ihr Herz klopfte so laut, dass sie glaubte, er müsste es hören können.
    „Zweihundert Pfund für zwei Nächte.“ Jack zog mehrere Geldscheine aus seiner Brieftasche. „Sie hätten viel mehr verlangen können.“ Er kam auf sie zu und legte eine Hand an ihre Wange. Die Berührung war sanft, aber der Ausdruck seiner Augen war hart. „Wie viel verlangen Sie, wenn Sie meine Geliebte werden sollen?“
    Sally schloss die Augen. Sie wusste, mit ihrer Forderung hatte sie seine Ansichten über ihren geldgierigen Charakter voll und ganz bestätigt. Doch trotz der offenen Feindschaft zwischen ihnen wollte er immer noch mit ihr schlafen, weil die sinnliche Leidenschaft bei ihnen noch nicht erloschen war. Er hatte ihre Unschuld gekauft, jetzt glaubte er, Sally als seine Geliebte kaufen zu können.
    Sie hatte ihre Unschuld für zweihundert Pfund verkauft.
    Die Erkenntnis traf sie mit aller Wucht, und sie erbebte vor Verzweiflung und vor Abscheu vor sich selbst. Im selben Moment beugte Jack sich über sie und küsste sie.
    Der Kuss war beinahe grob und endete, kaum dass er begonnen hatte, trotzdem erschütterte er Sally bis ins Innerste. Jack ließ sie los, und sie rang zitternd nach Luft. Wieder betrachtete er sie von Kopf bis Fuß, so als würde er ihr in Gedanken jedes Kleidungsstück einzeln ausziehen.
    „Wie viel?“, wiederholte er und drückte ihr die Geldscheine in die Hand.
    „Gar nichts.“ Sally räusperte sich. „Das heißt … ich habe kein Interesse daran, Ihre Geliebte zu werden, Mr. Kestrel.“
    Er grinste spöttisch. „Ich bin mir sicher, ich könnte Sie umstimmen, wenn der Preis stimmt.“ Er richtete sich auf. „Aber darüber reden wir später. Jetzt möchte ich mit Ihrer Schwester sprechen. Ist sie im Haus?“
    „Ich … ja.“ Sally versuchte, sich zusammenzunehmen. „Connie ist in der Tat hier – ich habe mich heute Morgen mit ihr unterhalten.“ Sie sah ostentativ auf die Uhr. „Connie wird noch im Bett sein, Mr. Kestrel. Sie sind heute recht früh dran, und ich fürchte, meine Schwester steht selten vor Mittag auf.“
    „Dann werden wir sie eben wecken“, teilte Jack ihr grimmig mit.
    „Sehr gern.“ Mit unsicheren Schritten ging Sally zur Tür, sie zitterte immer noch. Sie brauchte unbedingt etwas Zeit für sich, die Geldscheine schienen ihre Handfläche zu versengen. „Wenn Sie bitte hier warten würden?“
    „Ich werde wohl kaum müßig herumsitzen, während Miss

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