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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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Constance heimlich durch den Hintereingang flieht“, knurrte Jack, dann zog er höhnisch eine Augenbraue hoch. „Sie stören sich doch sicher nicht daran, dass ein Herr ihr Schlafzimmer betritt? Das müssen im Lauf der Jahre viele getan haben, diesen Papieren nach zu urteilen.“
    Sally biss die Zähne zusammen. Sie hatte sich soeben in seinen Augen als geldgierige Verräterin erwiesen, also war sie wohl nicht sonderlich gut geeignet, eine andere Person zu verteidigen. Sie dachte angestrengt an Nells Kinder. Jetzt bekamen sie endlich ein Dach über dem Kopf und die Medizin, die sie brauchten. Und Nell würde auch den anderen Familien helfen können …
    „Constance …“, meinte Jack nachdenklich. „Was für ein unpassender Name für Ihre Schwester, Miss Bowes. Es sei denn, man bedenkt die Konstanz und Ausdauer ihres Strebens nach Geld.“
    Sally achtete nicht auf ihn. Sie öffnete die Tür und stürmte durch das Vorzimmer, wo Mary und das Mädchen, das auf der Schreibmaschine schrieb, so taten, als hätten sie nicht jedes Wort belauscht. Dieses Mal hatte Jack fast Mühe, mit ihr Schritt zu halten, als sie die beiden Treppen hinaufeilte, den Flur entlanglief und die Tür zu Connies Zimmer aufriss.
    Es war dunkel im Raum.
    Sally ertastete sich den Weg zum Fenster und zog die Vorhänge auf. Das Zimmer sah aus, als hätte ein Wirbelsturm darin gewütet oder ein sehr unordentlicher Einbrecher. Das Bett war leer und ungemacht, Decken und Laken türmten sich daneben auf dem Boden. Die Kleiderschranktüren standen weit offen, Kleidungsstücke und Schuhe waren überall wild im Raum verstreut.
    „Was, zum …?“, begann Jack.
    „Connie ist sehr unordentlich“, fiel Sally ihm abrupt ins Wort und stieg über Kleiderhaufen, um zum Frisiertisch zu gelangen.
    „Und sie ist sehr abwesend“, stellte Jack fest.
    Sally nahm das Blatt Papier zur Hand, das auf dem Tisch lag. Erst vor vier Stunden hatte sie Connie zurückgelassen, damit diese sich von ihren Ausschweifungen erholen und schlafen konnte, doch nun traf sie die Wahrheit wie ein Faustschlag in den Magen. Ihre Schwester hatte nie vorgehabt zu bleiben. Sie hatte sich nur ins Haus geschlichen, um sich ein paar Sachen zum Anziehen zu holen, dann war sie verschwunden. Mit Bertie Basset. Sally sah auf den Briefbogen.
    Liebste Sally ,
    wenn Du diese Zeilen liest, bin ich fort! Bertie und ic h werden heiraten! Gleich nachdem ich Dich heute Mor gen gesehen habe, haben wir uns heimlich auf den Weg gemacht.
    Sally ließ sich abrupt auf den Hocker vor dem Frisiertisch fallen. Im Spiegel konnte sie ihr entsetztes, blasses Gesicht sehen. Sie dachte an Connie, an Bertie Basset, an ein Leben voller Elend, Untreue und an einen Scheidungsprozess zum Schluss. Connie hatte nie einen anderen als John Pettifer geliebt, und Sally wusste, dass sie Bertie nicht so uneingeschränkt liebte wie eine Frau den Mann lieben sollte, den sie zu heiraten gedachte. Connie benutzte Bertie, und das konnte nur mit Leid enden.
    Wir wussten, dass Berties Vater unserer Liebe nie seinen Segen geben und den armen Bertie dazu zwingen wür de, mich zu verlassen. Daher sahen wir uns nun zu die sem Schritt gezwungen. Wir hatten das schon beschlos sen, ehe wir erfuhren, dass Berties schrecklicher Cousin Jack sich auf dem Kriegspfad befand. Es tut mir leid, dass ich Dich hintergangen habe, aber ich liebe Bertie so sehr. Die Tatsache, dass er jetzt kein Geld mehr hat, darf mich nicht belasten, und ich muss fest zu ihm halten.
    Kleine Lügnerin, dachte Sally. Die Gefühle ihrer Schwester waren so seicht wie eine Regenpfütze. Jetzt konnte sie den ganzen Schwindel durchschauen – der unreife, leicht beeinflussbare Bertie wollte Connie aufrichtig heiraten, und sie wollte seinen Titel, sein Geld und seinen Rang. Die Sache mit dem Durchbrennen hatten sie sich gemeinsam ausgedacht, aber Connie hatte insgeheim noch ihr eigenes Süppchen gekocht, um sicherzugehen. Sie hatten zu Recht vermutet, dass Lord Basset Bertie den Geldhahn zudrehen würde, also hatte Connie versucht, Lord Basset sowohl zu erpressen, als ihn auch in dem Glauben zu wiegen, die Affäre wäre beendet. Hätte er gezahlt, um sie zum Schweigen zu bewegen, hätte Connie beides bekommen, das Geld und den Mann …
    Sallys Kehle war wie ausgedörrt. Es war nicht zu leugnen, ihre Schwester war ein kleines, gerissenes Biest. Sobald Connie gehört hatte, dass Jack mit ins Spiel gekommen war, hatte sie erkannt, dass kein Geld fließen würde. Sie hatte

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