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HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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Bekanntschaft von Stephens Cousin, Gregory Holt, gemacht?“, erkundigte er sich kalt.
    Holt ergriff Sallys Hand und hielt sie länger, als es die Etikette gestattete. „Miss Bowes und ich kennen uns schon sehr lange, Jack.“
    „Tatsächlich“, bemerkte Jack frostig. Sally spürte deutlich den Zorn und die Anspannung in ihm. Jetzt, da sie Greg Holt hier angetroffen hatte, war es ihr noch peinlicher, in diese Familienparty hineingeschneit zu sein. Sie kannte Holt seit einer halben Ewigkeit – er war Student bei ihrem Vater in Oxford gewesen –, und vor vielen Jahren, als sie mit Jonathan so unglücklich gewesen war, hatte er ihr mehr als nur seine Freundschaft angeboten. Nun sah er sie mit derselben warmherzigen Bewunderung an, die er ihr immer entgegengebracht hatte. Jacks Feindseligkeit schien ihm nicht entgangen zu sein, sie schien ihn allerdings auch nicht zu stören. Er zog nur fragend eine Augenbraue hoch und drückte Sallys Hand noch fester.
    „Ach, das ist ja wundervoll!“, rief Charlotte strahlend. „Sie sehen, Sie befinden sich bereits unter Freunden, Miss Bowes!“, fügte sie hinzu. Dann packte sie ihren Mann am Arm und zog ihn vom Wagen weg, den er immer noch bewunderte. „Sag Jack, er kann nicht so unhöflich sein, wieder zu verschwinden, wo er doch gerade erst gekommen ist! Er hat sich die hirnverbrannte Idee in den Kopf gesetzt, nicht bleiben zu wollen, weil er Bertie sucht und Bertie nicht hier ist.“ Sie fing Jacks warnenden Blick auf und verstummte gerade noch rechtzeitig, ehe sie sich mit der ganzen Geschichte von Berties Durchbrennen verplappert hätte. „Ganz abgesehen davon ist die arme Miss Bowes sehr müde und sollte heute Abend nicht mehr zu einem so fruchtlosen Unterfangen wie der Suche nach Bertie gezwungen werden.“ Sie streckte flehend die Hände aus. „Stephen, bitte, so tu doch etwas! Sag ihnen, sie sollen bleiben!“
    Sally hatte das Gefühl, als sei Stephen Harrington die melodramatischen Auftritte seiner Frau gewöhnt. Er fuhr sich nur mit der Hand durch das blonde Haar, lächelte Sally an und bemerkte gelassen, dass Jack sich nicht von seinem Entschluss abbringen lassen würde, wenn er sich einmal in den Kopf gesetzt hatte abzureisen.
    „Denn du weißt, dass er genauso stur ist wie du, mein Liebling“, sagte er zu Charlotte. „Wenn du etwas wirklich willst, kann man dich auch nicht davon abbringen.“
    „Und ich“, gab seine Frau temperamentvoll zurück, „ will nun einmal, dass sie bleiben!“ Sie wandte sich wieder an Sally. „Zumindest müssen Sie hereinkommen und Tee trinken, ehe Sie so überstürzt wieder abreisen.“ Sie hakte sich bei Sally unter. „Hier entlang, Miss Bowes. Ich bin sicher, Sie sind froh, wenn Sie ein wenig ausruhen können. Das Fahren in einem Automobil ist zwar sehr modern, aber auch recht anstrengend in Gesellschaft eines schlecht gelaunten Grobians!“ Sie bedachte Jack mit einem vorwurfsvollen Blick. „Stephen und Gregory, ihr nehmt Jack mit und setzt ihm irgendeinen großen Drink vor, in der Hoffnung, dass seine Laune dann wieder besser wird. Oder, falls das nicht passiert, gebt ihm so viel, dass er nicht mehr in der Lage ist, dieses Automobil zu fahren!“
    In Charlottes mit reichlich blauem Damast ausgestatteten Salon legte Sally Hut und Schleier ab und nahm erleichtert Platz. Sie fühlte sich erschöpft. Charlotte läutete nach Tee und setzte sich dann neben sie auf das elegante Sofa.
    „Das Ganze tut mir so schrecklich leid, Mrs. Harrington“, sagte Sally, als Charlotte ihr lächelnd das Gesicht zuwandte. „Mr. Kestrel war sich sicher, dass Mr. Basset Connie hierhergebracht hatte.“ Ihre Miene wurde verzagt. „Ich war so enttäuscht, als sich herausstellte, dass wir uns geirrt hatten.“
    Charlotte tätschelte tröstend Sallys Hand. „Mir tut es leid, dass Sie solchen Kummer haben, Miss Bowes. Der Versuch, das Richtige für Ihre Schwester zu tun, muss sehr schwer sein. Haben Sie noch andere Verwandte, oder stehen Sie allein auf der Welt?“
    „Ich habe noch eine jüngere Schwester“, berichtete Sally und dachte an Nell. „Aber unsere Eltern leben nicht mehr.“
    „Und ich vermute, Sie waren stets diejenige, die auf die anderen aufpassen musste“, meinte Charlotte und nickte. „Sie müssen sich sehr einsam gefühlt haben. Die Älteste zu sein kann bisweilen eine große Last sein, nicht wahr, Miss Bowes?“
    „Ja, das stimmt“, gab Sally ihr recht und erkannte erst jetzt auf einmal, wie einsam sie tatsächlich

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