Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL Band 0264

HISTORICAL Band 0264

Titel: HISTORICAL Band 0264 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
Vom Netzwerk:
können, dass Jack Kestrel und der König ihr sorgfältig geplantes Programm für den Abend gründlich durcheinanderbringen würden. Zuerst hatte sie den König begrüßen, dann eine kleine Willkommensrede für die Gäste halten und anschließend den Salon für wieder eröffnet erklären wollen, ehe sie den Champagner bringen ließ … Aber natürlich mussten Jack und König Edward zu früh erscheinen und ihre Pläne zunichtemachen.
    Inzwischen trafen die ersten Gäste ein, die Damen elegant in farbenfrohen Abendkleidern, die Herren in Smoking oder Frack. Alle machten ein erschrockenes Gesicht, als sich herumsprach, dass der König schon im Haus war. Sally eilte zum Purpursalon, die Absätze ihrer Schuhe klapperten auf dem Marmorboden.
    Dan öffnete die Tür für sie, und Sally blieb auf der Schwelle stehen. Einen Moment lang fühlte sie sich genau um eine Woche in der Zeit zurückversetzt – an jenen Abend, als Jack beinahe die Spielbank gesprengt hatte. Heute hatte er die Kleiderordnung allerdings eingehalten und sah atemberaubend gut aus in seinem schwarzen Frack und dem blütenweißen Hemd. Sonst jedoch war das Bild weitgehend unverändert: Jack saß lässig auf seinem Stuhl, eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn, und die Karten hielt er lässig in einer Hand. Er hatte den Frack abgelegt, und das blendende Weiß des Frackhemds bot einen starken Kontrast zu seiner gebräunten Haut. Er sah arrogant, gefährlich und so unglaublich attraktiv aus, dass Sally das Herz bis zum Hals schlug. Sie atmete tief durch und zwang sich, ganz ruhig zu wirken.
    Jack sah auf, als Sally auf den Spieltisch zukam. Er verschlang sie förmlich mit seinen Blicken, und seine ganze Aufmerksamkeit galt ihr allein. Nur ganz am Rande nahm Sally die anderen Gäste wahr, die tuschelnd und drängelnd hinter ihr in den Salon strömten. Sie mussten die Spannung spüren, die in der Luft lag, und ahnten wohl, dass etwas Unerwartetes passieren würde.
    Als Sally an den Tisch trat, erhoben sich beide Männer, Jack Kestrel und König Edward.
    „Eure Majestät.“ Mit äußerster Willenskraft beachtete sie Jack nicht, sondern lächelte den König an, während sie vor ihm knickste. Der König, bereits eingehüllt in eine Wolke von Zigarrenrauch, strahlte über das ganze Gesicht.
    „Guten Abend, Miss Bowes!“ Galant beugte er sich über ihre Hand. Er entschuldigte sich nicht dafür, dass er viel zu früh gekommen und damit alle ihre Pläne durcheinandergebracht hatte. Schließlich hatte er als König alle Freiheiten. „Sie sehen heute Abend fantastisch aus, meine Liebe“, stellte er bewundernd fest. „Finden Sie nicht auch, Kestrel?“
    „Atemberaubend“, pflichtete Jack bei, und der Ausdruck seiner Augen ließ sie beinahe schwindeln.
    „Es tut mir leid, dass ich Sie habe warten lassen, Eure Majestät“, entschuldigte Sally sich.
    „Das macht nichts.“ Edward lächelte zufrieden. „Jack hier wollte mich mit einer Partie Chemin de fer unterhalten. Ich fürchte allerdings, er gewinnt schon wieder, meine Liebe. Die Bank hat bereits fünfhundert Pfund verloren.“
    Sally verzog das Gesicht. „Mr. Kestrel hat eben verteufeltes Glück, wie Sie bereits selbst erwähnt haben.“
    Jack lachte, und seine Augen funkelten verwegen. „Mein gesamter Gewinn heute Abend gegen eine Nacht mit Ihnen, Miss Bowes“, sagte er wie schon damals an jenem Abend.
    Ein entsetztes Raunen breitete sich unter den Gästen aus.
    Sally holte tief Luft und hielt seinem Blick herausfordernd stand. „Mr. Kestrel, ungeachtet Ihrer Fähigkeiten im Glücksspiel lernen Sie recht langsam. Ich sagte Ihnen bereits, dass das Blue Parrot nicht diese Sorte von Club ist und ich nicht diese Sorte von Frau.“ Sie zog die Brauen hoch. „Außerdem spielen Sie jetzt gegen Ihre eigene Spielbank, nicht wahr, Mr. Kestrel? Immerhin gehört Ihnen der Blue Parrot Club ja inzwischen.“
    Jacks Augen wurden schmal. Er verbarg seine Überraschung gut, wie Sally fand. Kein Wunder, dass er beim Kartenspiel so erfolgreich war. Trotzdem merkte sie ihm an, er hatte nicht geahnt, dass sie Bescheid wusste. Wenigstens in der Hinsicht behielt sie die Oberhand. Jack sah sie unverwandt an, und für den Bruchteil einer Sekunde nahm Sally Unsicherheit in seinem Blick wahr, ja sogar eine gewisse Verwundbarkeit. Er zögerte. Sally hätte nie erwartet, Jack Kestrel jemals verwundbar zu sehen. Das ging ihr zu Herzen, und es verwirrte sie.
    Plötzlich herrschte eine solche Stille im Raum, dass Sally ihren eigenen

Weitere Kostenlose Bücher