HISTORICAL Band 0264
meinte Sally. „Das kommt sicher nicht oft vor.“
„Ich liebe dich.“ Er legte den Arm um sie und zog sie dichter an sich. „Ich habe dich vom ersten Augenblick an geliebt, obwohl ich das überhaupt nicht begriff. Ich war so an den Gedanken gewöhnt, dass die einzige Frau, die ich jemals lieben könnte, Merle gewesen war.“
„Das verstehe ich“, versicherte Sally. „Schließlich war sie deine erste große Liebe.“
„Es war wie ein Rausch, wie eine Droge“, erklärte er. „Von dem Moment an, als wir uns das erste Mal begegneten, war ich wie von Sinnen, verliebt in sie und in die Liebe ganz allgemein. Aber bei dir …“, er küsste sie leicht, „… empfinde ich so viel mehr – Liebe, Anerkennung und Frieden, aber auch Aufregung, wenn ich an die Zukunft denke.“ Er hielt inne. „Ich kann nicht gut mit Worten umgehen, aber ich liebe dich so sehr, dass ich es kaum glauben kann.“
„Du könntest es mir zeigen“, schlug Sally vor und sah ihn unschuldsvoll und herausfordernd zugleich an. „Wenn du Lust hast.“
Zu seiner eigenen Verwunderung zögerte er. Es kam ihm befremdlich vor, dass ausgerechnet er, der größte Lebemann in London, Hemmungen haben sollte, mit seiner eigenen Verlobten zu schlafen, dennoch fühlte er sich unsicher. Fast alles machte ihn unsicher in dieser neu entdeckten Welt, in der Sally seine Zukunft in den Händen hielt. „Willst du das wirklich …“, begann er, aber sie hatte ihm bereits die Hand in den Nacken gelegt und ihn zu sich herangezogen, um ihn zu küssen. Sie schmeckte süß und begehrenswert, und ihm wurde schwindelig. Doch dann entspannte er sich, weil er erkannte, dass da jetzt so viel mehr war als nur Lust, so viel Großzügigkeit, Wärme und Liebe – und all das gehörte nun ihm.
Sally unterbrach den Kuss. „Wenn wir erst einmal das Hochzeitsdatum festgelegt haben, wird deine Großtante Ottoline so unglaublich viel Schicklichkeit von uns verlangen, dass wir uns am besten jetzt schnell noch einmal vollkommen unschicklich benehmen.“
Jack nahm ihre Hand und wollte mit Sally in den Club zurückgehen, aber sie hielt ihn zurück.
„Nein“, flüsterte sie. „Dort sind noch zu viele Leute. Komm mit …“
Wie eine Fee in silbernem Kleid zog sie ihn mit sich in die grünen Tiefen des Gartens. Sie führte ihn zu einem hohen Heckenbogen, der sich zu einem Wasserbecken und einer kleinen Holzpagode öffnete. Das Wasser glitzerte im ersten Morgenlicht, und die Luft duftete nach Rosen. Sally ließ Jacks Hand los, um eine Decke aus der Pagode zu holen, die sie im Schatten der Hecke auf dem Rasen ausbreitete.
„Hier“, sagte sie mit einem betörenden Lächeln, dann senkte sie die Lider. „Ich muss gestehen, durch unser letztes Zusammensein habe ich ein Faible für frische Luft entwickelt.“
Jacks Mund wurde plötzlich trocken. „Hier …?“, wiederholte er.
Sie warf ihm einen etwas zweifelnden Blick zu. „Langsam fange ich an zu glauben, dass Ihr Ruf eindeutig unverdient ist, Mr. Kestrel!“
Mit einem Schritt war er bei ihr, zog sie in seine Arme und küsste sie. „Das werden wir ja sehen.“
„Das ist übrigens ein sehr teures Kleid“, teilte sie ihm etwas atemlos mit, als er sie wieder freigab.
Jack lachte. „Liebling, ich kaufe dir zwanzig davon!“
Sally, die gerade mit den Knöpfen seines Hemdes beschäftigt gewesen war, hielt inne. „Könntest du das denn?“
„Ja.“ Jack half ihr und streifte das Hemd selbst ab. Dann zog er sie mit sich hinunter auf die Decke. „Du scheinst dir bislang wirklich wenig Gedanken über meine finanzielle Situation gemacht zu haben – trotz meines schändlichen Verdachts, du seist bloß auf mein Geld aus –, aber ich gelte als äußerst reich, musst du wissen.“
„Wie erfreulich.“ Sally strich mit den Händen aufreizend über seine nackte Brust. Sie küsste ihn auf die Schulter, und ein Schauer überlief ihn.
Er versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren, ehe es zu spät war. „Du wirst nach unserer Hochzeit weiterarbeiten wollen“, vermutete er. „Dafür habe ich Verständnis.“
„Das musst du auch, schließlich hast du mir den Club geschenkt.“ Sie bedeckte seine Brust mit zahllosen Küssen.
„Aber wir haben vielleicht ein Haus auf dem Land …“
„Wo ich einen noch viel größeren und aufregenderen Garten als diesen anlegen werde.“ Sie nestelte jetzt an seinem Hosenbund. „Muss ich das eigentlich alles allein machen?“, beklagte sie sich.
„Nein.“ Er drehte sich mit ihr um,
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