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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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auf, die in eine große, von wabernden Dämpfen erfüllte Küche führte. In dem alten Gewölbe hallte ohrenbetäubender Lärm klappernder Töpfe, klirrender Schüsseln und dem lauten Stimmengewirr der Küchenmägde wider. Inmitten dieses emsigen Treibens stand ein dickleibiger Koch, der mit hochrotem Gesicht einen riesigen Kochlöffel schwang und seine Untergebenen unwirsch herumscheuchte. „Welches hirnlose Schaf hat die Suppe mit Sahne angereichert?“, fragte er mit einer Stimme wie Donnerhall. „Weißt du dumme Gans immer noch nicht, dass Ihre Königliche Hoheit keine Sahne verträgt? Willst du sie vergiften?“ Sein empörter Blick durchdrang den Nebel der Küchendünste, und schließlich entdeckte er auch seine Herrin an der Türschwelle. Er verneigte sich ehrerbietig. „Königliche Hoheit! Welche Ehre!“
    „Lasst euch nicht stören.“ Mit einer herrischen Geste gebot die Großherzogin dem Personal, weiter ihre Arbeiten zu verrichten, und den Meister der Kochtöpfe ließ sie einfach stehen, sodass er nicht umhin konnte, ihnen hinterherzugaffen. „Hier entlang“, murmelte sie, und schon stand Jack in einem kleinen Hof, in dem Brennholz aufgeschichtet war. Ein junger Bursche, beladen mit einem Korb Holzscheite, drängte sich an dem Paar vorbei. Schließlich standen sie allein in der Dunkelheit.
    Jack stellte die kleinere Tasche ab und entnahm ihr den Umhang sowie sein Jackett. „Hier! Ziehen Sie die Kapuze tief ins Gesicht.“ Danach verstaute er die leere Tasche unsichtbar für andere in einem Zwischenraum hinter dem Holzstoß, fasste Eva beim Ellbogen und führte sie in die Richtung, in der er, wenn ihn sein innerer Kompass nicht trog, den äußeren Burghof vermutete, zu dem die Stadtbewohner ungehinderten Zugang hatten. Bald würden Passanten sie für ein harmloses Paar halten, das an einem lauen Frühsommerabend einen Spaziergang machte.
    Das Unterfangen ließ sich leichter an, als er sich erhofft hatte. Die Großherzogin folgte seinen Instruktionen, ging allerdings stocksteif neben ihm her, augenscheinlich nicht daran gewöhnt, den Anweisungen eines Mannes unter ihrem Stand Folge zu leisten. Am Haupttor standen weitere Wachtposten, die jedoch keine Notiz von den beiden nahmen.
    „Unten, an der Ostbrücke, wartet eine Kutsche auf uns“, erklärte Ryder und führte sie durch das Tor, vorbei an einer lachenden Männergruppe, die eine Weinschänke ansteuerten. Danach wich er einem Händler aus, der seine Waren auf einen Handkarren lud und dabei war, seinen Verkaufsstand zu verriegeln. „Es sind mehr Leute unterwegs, als ich vermutete“, stellte er sichtlich erleichtert fest. Und die Frau an seiner Seite zierte sich weniger, als er befürchtet hatte, bewahrte einen kühlen Kopf, hatte jedoch eine spitze Zunge.
    In der steil zum Flussufer abfallenden Gasse erlag er beinahe der Versuchung, seine Schritte zu beschleunigen, was aber nur unnötige Aufmerksamkeit erregt hätte. Am Ende der Gasse konnte Jack das gelegentliche Aufblitzen der Wasserfläche im Schein einer Laterne wahrnehmen. Kurz darauf entdeckte er das schief hängende Wirtshausschild, an dem er sich bei seiner Ankunft orientiert hatte. „Hier entlang.“
    Er bog in eine Nebengasse ein, eigentlich nur ein schmaler Durchlass, mit Steinstufen in der Mitte. Eva ging tapfer neben ihm her, hielt den Umhang mit beiden Händen am Hals fest und wirkte immer noch ruhig und gefasst. Jack schickte ein stummes Dankgebet zum Himmel, der ihn vor einem hysterischen Frauenzimmer verschont hatte, und seine Zuversicht auf ein glückliches Gelingen dieser Flucht wuchs zusehends.
    Plötzlich glitt Eva mit einem erschrockenen Laut auf dem glitschigen Kopfsteinpflaster aus. Jack ließ die Tasche fallen, um ihren Sturz abzufangen. Zu spät. Sie ging zu Boden. Er hörte das Zerreißen von Stoff.
    „Autsch! Das hat wehgetan.“ Sie versuchte sich schnell wieder aufzuraffen, und gereizt zerrte sie an dem weiten Umhang, in den sie sich verheddert hatte. In der Dunkelheit konnte er nur das helle Oval ihres Gesichts erkennen und die flatternden Bewegungen ihrer Hände.
    „Sind Sie verletzt?“ Jack ging in die Knie, um ihr aufzuhelfen.
    „Höchstens ein paar blaue Flecke, mehr nicht.“ Eva nestelte an dem Umgang. „Dieses dumme Ding! Der Verschluss wurde beim Sturz herausgerissen.“ Jack stützte sie. Sie hatte geschmeidige Bewegungen, registrierte er beiläufig, war kräftig und gelenkig. Auch das eine Erleichterung. Er hatte befürchtet, eine plumpe,

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