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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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sie da eigentlich tat, als sie schon die Arme um seinen Körper geschlungen hatte. Jack stand reglos mit erhobenen Armen vor ihr. Eva spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. Es ließ sich nicht vermeiden, ihn beim Anbringen des Tuches zu berühren.
    „Der Knoten muss richtig gebunden sein“, erklärte sie hastig. „So, das müsste genügen.“ Sie trat einen Schritt zurück und hoffte, er würde ihr gerötetes Gesicht mit ihrer allgemeinen Aufregung erklären. Seine Wärme hatte eine weitere verwirrende Wirkung auf sie. Sie zwang sich, klar zu denken. Ihre befremdliche Unruhe war gewiss nur mit dem Schock der Situation zu erklären. „Und jetzt?“
    „Gibt es eine unbewachte Hintertreppe zum unteren Burghof?“ Ryder versteckte seine Pistole im Faltenwurf der Schärpe.
    „Ja, natürlich. Aber am Ende des Gangs stehen Wachen – meine persönliche Leibgarde.“ Sie sah ihn fragend an. „Ich kann mich unmöglich unerkannt an ihnen vorbeischleichen – oder an anderen Burgbewohnern.“
    „Das versuchen wir erst gar nicht. Sie gehen einfach neben mir her, schimpfen auf mich ein, und wir nehmen die Hintertreppe.“ Er schwang sich die kleinere Tasche auf die Schulter, wodurch er eine Hälfte seines Gesichts verbarg, anschließend nahm er die zweite Tasche in die Hand.
    „Ich verstehe.“ Evas Spannung löste sich ein wenig, sie lächelte dünn. Es war lange her, seit sie Grund gehabt hatte zu lächeln. „Kommen Sie!“ Sie stieß die Tür auf und trat in den Flur. In einiger Entfernung, wo der Korridor sich zu einer Galerie weitete, standen zwei Bewaffnete mit aufgepflanzten Bajonetten. Beim Klang der großherzoglichen Stimme nahmen die Wachen Haltung an.
    „Es ist mir unbegreiflich, wie ein Mensch so lange brauchen kann, um eine einzige Lederschlaufe anzunähen“, lamentierte sie gereizt. „Und wie du behaupten kannst, nicht zu wissen, an welcher Tasche du die Schlaufe auswechseln sollst, ist mir ein Rätsel! Wie kann man nur so begriffsstutzig sein! Ich sehe mir das lieber selbst an, bevor du noch mehr Schaden anrichtest. Wie lange stehst du eigentlich schon in unseren Diensten? Ich muss ein ernstes Wort mit dem Majordomus sprechen. So etwas ist mir in meinem ganzen Leben nicht untergekommen.“
    Das Paar passierte die Wachen, während die unentwegt nörgelnde Burgherrin an Jacks ungeschützter Seite ging. Die Soldaten hielten den Blick starr geradeaus gerichtet, während sie mit klappernden Absätzen auf den Steinfliesen an ihnen vorübereilte. „Hier entlang, wir nehmen die Hintertreppe. Ich habe nicht den ganzen Abend Zeit!“
    Jack eilte mit gesenktem Kopf neben Eva her und unterdrückte ein Schmunzeln über ihren keifenden Tonfall. Wenn sie tatsächlich so zänkisch war, stand ihm keine angenehme Zeit bevor. Allerdings fiel ihm die Vorstellung schwer, dass diese schöne Frau sich als Xanthippe entpuppen könnte. Als sie um das Leben ihres Sohnes fürchtete, hatte sie Tränen in den Augen gehabt. Abgesehen davon wirkte sie eher kühl, hochmütig und verschlossen. Sie wies alle Eigenschaften auf, die ihm geschildert worden waren.
    Mit hochgezogenen Schultern und weiter auf den Boden gehaltenem Blick blieb er in der Nähe der Großherzogin. Sie kamen an einer Gruppe schwatzender Mägde vorüber, die hastig knicksten, ohne auf den Bediensteten zu achten, der gehorsam der gertenschlanken Gestalt ihrer Herrin folgte.
    Sie führte ihn eine schmale Wendeltreppe nach unten und danach durch lange dunkle Flure. Sie schien sich erstaunlich gut im Gewirr der Gänge, die wohl zum Wirtschaftstrakt gehörten, zurechtzufinden. Offenbar ließ sie es sich nicht nehmen, den großen Haushalt persönlich zu überwachen. Jack bewunderte heimlich ihre anmutigen Bewegungen, den Schwung ihrer Hüften in dem schlichten Kleid, zwang sich aber rasch, den Blick abzuwenden und sich die Richtung des Fluchtwegs zu merken.
    Eva öffnete eine eisenbeschlagene Eichentür und blieb auf einmal stehen. Jack sah sie fragend an. Die Großherzogin war aus keinem für ihn ersichtlichen Grund bleich geworden. Er hatte keine sonderbaren Geräusche wahrgenommen, keine sich bedrohlich nähernden Fußtritte. Nichts. Vor ihnen befand sich nur eine weitere dunkle Wendeltreppe. Sie schien dennoch um Fassung zu ringen, und die Knöchel ihrer Finger, die den schweren Eisenring an der Tür umfassten, schimmerten weiß.
    Nach kurzem Zögern hob sie das Kinn, eilte energischen Schrittes die Steinstufen hinab und stieß eine weitere schwere Tür

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