HISTORICAL Band 0272
Tänzer einbezogen. Wieder und wieder stolperte er, wurde aber mitgeschleift. Obwohl sein Bein unerträglich schmerzte, ließ er sich von der allgemeinen Feststimmung anstecken. Als er an der anderen Seite des Raums angelangt war und die Säcke sah, die einer neben dem anderen an den Wänden der Halle niedergelegt worden waren, wurde ihm klar, dass es Hochzeitsgeschenke waren, die die Leute angeschleppt hatten. Offenbar hatten sie ihre Vorratskammern geleert und auch noch das Familiensilber mitgebracht. Er war gerührt.
Einige der Frauen hatten im Kamin Feuer gemacht. James griff nach der Hand der Frau, die ihm am nächsten stand, und führte sie an seine Lippen. „Danke, Margie. Danke euch allen, auch für die Hochzeitsgeschenke. Ich schwöre, bald wird es genug für alle geben.“
Sie grinste und verpasste ihm einen Nasenstüber. „Aber sicher, James. Wir haben nie an dir gezweifelt. Deine Frau ist also schön reich?“
Er nickte und sah zu Susanna hinüber, die aussah, als würde sie das Fest aus vollem Herzen genießen. Ihre Haare und ihr weiter Rock wirbelten durch die Luft, und sie klatschte vergnügt in die Hände, während sie einen Eightsome Reel tanzte.
„O ja. Meine Frau ist sehr schön und sehr reich.“ Er wandte den Blick von Susanna ab und meinte zu Margie gewandt: „Und du hast mittlerweile Zwillinge in die Welt gesetzt, hat Orvie erzählt. Da wird sich Jack aber freuen. Ich gratuliere euch beiden!“
Verschmitzt lächelte die junge Frau. „Du wirst dich anstrengen müssen, jetzt, wo du verheiratet bist. Ich hab dir vier Kinder voraus.“
James blickte wieder zu Susanna hinüber. Sie schien die Hochzeitsfeierlichkeiten aus vollen Zügen zu genießen. Wäre das mit ihrer Ehe auch der Fall? Er zweifelte daran.
Während er so dastand, drückte ihm Kenneth, sein Lieblingscousin, einen Holzbecher in die Hand. „Grüner Whisky, Jamie! Besseren gibt es nicht.“
„Anderen haben wir ja gar nicht. Das Zeug wird hier einfach nicht alt“, spottete James und nahm einen großen Schluck von dem Gebräu. Angewidert verzog er das Gesicht. „Verflixt – der löst einem ja sämtliche Zähne auf!“, keuchte er.
„Und die Sorgen in Wohlgefallen“, erwiderte Kenneth und nahm seinen Becher wieder an sich. „Wohl bekomm’s!“
Einen Augenblick sahen beide den Tänzerinnen und Tänzern zu. „Oben im Firth wartet eine Ladung Waren auf uns – das Schiff war wahrscheinlich schneller als Lady Garrow und ich. Könntest du dich morgen darum kümmern? Die Lieferung ist schon bezahlt“, meinte James schließlich, bevor er ein paar Banknoten aus seiner Weste zog und sie seinem Cousin reichte. „Miete ein paar Karren und Ochsen, um das Zeug herzuschaffen.“
„Aber gerne doch“, grinste Kenneth. „Ich nehme an, du wirst die nächsten Tage mit deiner Frau beschäftigt sein.“
„Schön wär’s – aber nein: Ich muss nach Drevers, Mr. Colin hinauswerfen. Eastonby hat Susanna den Landsitz zur Hochzeit geschenkt. Ich bin der neue Verwalter.“
„Gott hat ein Einsehen gehabt! Also musst du keine Ausflüge mehr in dieses stinkende Höllenloch Edinburgh machen, um Steine zu hauen?“
„Nein, vermutlich nicht“, sagte James. Er war selbst überrascht, dass er bei dem Gedanken daran ein wenig wehmütig wurde. Ja, es war nicht zu leugnen: Er würde seine Steinmetzarbeiten vermissen. Etwas Schönes, Vollendetes aus einem nur grob behauenen Stein hervorzubringen, erfüllte ihn mit Stolz. Er ließ seinen Blick durch die Halle schweifen. Selten zuvor war ihm die Rohheit der Wände so sehr bewusst gewesen.
Er griff nach dem Holzbecher, den Kenneth hielt, und nahm noch einen großen Schluck von dem übel schmeckenden Gebräu.
Susanna scherte soeben aus der Reihe der Tanzenden aus, fächelte sich Luft zu und kam zu ihm herüber. Zum ersten Mal registrierte James, wie anmutig ihre Bewegungen waren.
„Haben sie dich sehr erschreckt?“, erkundigte er sich besorgt, als sie sich zu ihm gesellte.
Susanna lachte. „Ich war wie erstarrt, als diese Männer über mich herfielen! Erst als sie mir den Kranz auf den Kopf drückten, wurde mir klar, dass sie nicht beißen würden. Sie haben auch versucht, sich mit mir zu unterhalten. Aber unglücklicherweise verstehe ich die Sprache nicht, die hier alle sprechen. Und ich dachte, du sprichst Schottisch! So kann man sich irren. Die meiste Zeit …“ Als seine Augenbrauen sich zusammenzogen und ein düsterer Ausdruck in seinen Augen erschien, versuchte sie zu erklären:
Weitere Kostenlose Bücher