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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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aus ihren Verankerungen zu keilen. Sie müsste dieses Herzogtum regieren. Der Grund, warum er ihr gegenüber einen lockeren Umgangston anschlug, lag nur darin, dass er seine Mission nicht gefährden wollte. Keineswegs geschah es aus Mangel an Hochachtung für diese Frau, mochte sie auch in diesem Punkt anderer Meinung sein.
    Ihn schauderte bei dem Gedanken, was die Herren Minister in Whitehall sagen würden, wenn sie wüssten, dass er die Großherzogin dazu ermutigt hatte, sich an einem Einbruch und einer Spionageaffäre zu beteiligen.
    Die Eisenverriegelung des ersten Schranks sprang endlich auf, und Jack bearbeitete nun auch die nächste Sicherheitsvorrichtung. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass Eva die flachen Schubladen des schon geöffneten Schranks aufzog und ihnen Papiere entnahm, die sie auf dem langen Tisch ausbreitete.
    Die Hiebe in das massive Holz ließen ihn seine Muskelzerrungen am Brustkorb spüren, dort, wo das Seil, an dem er sich an der Mauer hinuntergelassen hatte, ins Fleisch schnitt. Ein Schmerz, den er ignorierte, weil er an den tödlichen Abgrund unter ihm gar nicht erst erinnert werden wollte.
    Auch jetzt war der Moment nicht unbedingt geeignet, um an gequetschte Rippen zu denken. Es gab wichtigere Überlegungen, etwa der kritische Gesundheitszustand des Regenten, der augenscheinliche Hochverrat von Prinz Antoine, die mysteriösen Dinge, die sich in dieser Manufaktur abspielten. Das alles waren Faktoren, die nicht zu seinen Instruktionen gehörten, aber nun in seine Pläne einbezogen werden mussten. Dazu kam die Wirkung dieser Frau auf ihn, die ihn zwang, seine Taktik grundlegend zu ändern, um sich neutral verhalten zu können.
    Es war nicht besonders erstaunlich, dass er sie für ihre Gelassenheit und ihren Mut bewunderte, allerdings hatte er nicht damit gerechnet, dass sie ein Begehren in ihm weckte – eine Tatsache, die nicht zu leugnen war. Und das lag nicht nur an ihrer Schönheit. Mit einem letzten gewaltigen Schlag sprang auch die zweite Verrieglung aus ihrer Verankerung. Nein, es war etwas anderes. In ihren klaren braunen Augen loderte Leidenschaft, er spürte ihre Lebendigkeit, ihr sprühendes Temperament, das sie hinter einer kühlen Distanz und einer würdevollen Haltung verbarg. Und der Gedanke an ihre weichen Rundungen, als sie in seinen Armen lag, an die köstliche Süße ihres Mundes, ließ ihn regelrecht schwindelig werden.
    Er ließ die Axt sinken und machte Platz für Eva, die auch diese Schubfächer ausräumte und die Blätter über den anderen auf dem Tisch ausbreitete. Sie bewegte sich wie eine Königin bei einem Staatsempfang, obgleich ihre Haare sich aus dem Nackenknoten gelöst hatten und strähnig ins Gesicht hingen. Und ihre Wangen waren vom Hin- und Herlaufen in dem stickigen Raum gerötet. Den Umhang hatte sie in eine Ecke geworfen, die hochgeschobenen Ärmel ihres Kleides entblößten schlanke Unterarme und zarte Handgelenke.
    Während sie die letzten Blätter ordnete, lehnte Jack sich gegen die zersplitterten Holzschränke und beobachtete sie. Er hätte sie nicht küssen dürfen, aber in der prekären Situation war ihm nichts Besseres eingefallen, und außerdem war die List gelungen.
    Die Freimütigkeit ihres Kusses, nachdem sie aufgehört hatte, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen und die Offiziere nicht mehr in der Nähe waren, verwunderte ihn nicht sonderlich. Immerhin war sie verheiratet gewesen und wusste, was sie tat. Falls sie sich in ihrer Witwenzeit einen Liebhaber genommen hatte, war sie höchst diskret vorgegangen, da in seinen Anweisungen über ihre Person nichts davon erwähnt wurde. Vielleicht war er ja in den Genuss ihrer plötzlich aufflammenden Leidenschaft nach Jahren der Enthaltsamkeit gekommen.
    Aber es gab noch eine andere Erklärung: Beide waren großer Gefahr ausgesetzt, und diese Umarmung war vermutlich eine Reaktion auf den Druck. Ähnlich erging es Soldaten, die sich nach einer Schlacht vor lauter Freude betranken, weil sie mit dem Leben davongekommen waren. Offensichtlich hatte sie dieses Zwischenspiel verdrängt, und das sollte auch er tun. Das war jedoch leichter gesagt als getan.
    „Mr. Ryder? Sind Sie eingeschlafen?“ Ihre schnippische Bemerkung genügte, um seinen Wunsch zu verdrängen, ihr kastanienbraunes Haar vollends zu lösen und es über ihre Schultern fallen zu lassen. Er war sowieso verboten.
    „Nein, Ma’am, ich wollte nur nicht im Weg stehen.“ Mit seiner unschuldigen Erklärung handelte er sich einen

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