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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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argwöhnischen Seitenblick ein, den er mit ebenso unschuldiger Miene quittierte. Daraufhin wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu, nur ihre aufeinandergepressten Lippen deuteten auf ihren Unmut hin. Die Großherzogin besaß die Gabe, unangenehme Dinge einfach zu übergehen – bei Hofe gewiss eine vorteilhafte Taktik. „Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie die Papiere sortiert?“
    „Offenbar handelt es sich um technische Zeichnungen, wobei ich vermute, sie gehören alle zusammen.“ Jack reizte es, ihr die Stirnfalte zu glätten. Auch das unterließ er, stattdessen vergrub er seine zu Fäusten geballten Hände in den Hosentaschen und trat neben sie. „Die Blätter sind durchnummeriert und mit einem Datum versehen.“ Eva wies anschließend auf einen Stoß schwarz gebundener Notizhefte. „Und in diesen befinden sich chemische Formeln und Berechnungen, die mir nichts sagen.“
    „Ebenso wenig wie mir.“ Jack blätterte die Seiten des obersten Heftes durch und wandte sich danach den Zeichnungen zu. „Das sind Konstruktionszeichnungen für Raketen.“
    „Feuerwerkskörper?“ Eva beugte sich vor, und Jack atmete heftig ein. Von ihr ging ein zarter Duft nach Gardenien aus und rief lebhafte Erinnerungen an ihre Umarmung in ihm wach.
    „Nein, Artilleriegeschosse.“ Jack entfernte sich einen Schritt von ihr und deutete auf eine Zeichnung. „Brandraketen, eine Erfindung des englischen Offiziers William Congreve. 1805 wurden diese Raketen zum ersten Mal von den Briten zum Einsatz gebracht, seitdem hat man sie auch in Seeschlachten verwendet. Napoleon versprach französischen Ingenieuren hohe Belohnungen für ähnliche Konstruktionen – doch bisher sind ihnen keine vergleichbaren Leistungen gelungen. Allerdings sind Brandraketen nicht besonders treffsicher.“ Er beugte sich vor und studierte die anderen Skizzen. „Sehen Sie, das sind Abschussrampen und Geschützlafetten, um die Raketen abzufeuern. Vermutlich arbeiten die Ingenieure daran, die Zielsicherheit zu erhöhen.“
    „Und die Notizhefte enthalten vermutlich chemische Formeln für die Zusammensetzung des Sprengstoffs?“
    „Ja, das könnte sein. Wir müssen einige dieser Hefte mitnehmen.“ Über Evas Gesichtszüge huschte ein verschmitztes Lächeln. „Ma’am, ich hoffe, Sie verschonen mich mit einer Bemerkung wie: ‚Das habe ich erwartet‘.“
    Sie zog eine Braue hoch. „Zu so etwas würde ich mich nie hinreißen lassen, Mr. Ryder. Sagen Sie mir lieber, wie wir all diese Papiere an Georges vorbeischmuggeln wollen?“
    „Das versuchen wir erst gar nicht. Jedenfalls nicht alle.“ Jack nahm eine Schere aus einer Schreibtischschublade und begann damit, die Ränder der obersten Zeichnung eines jeden Stapels sorgfältig wegzuschneiden. „Wir nehmen nur die neuesten Zeichnungen mit und das Notizheft mit den aktuellsten Eintragungen. Den Rest verbrennen wir im Kamin dort drüben.“
    Eva nickte, sammelte die restlichen Zeichnungen ein und warf sie in die zum Glück noch nicht erloschene Feuerstelle. Danach begann sie, die Seiten aus den Notizbüchern herauszureißen. „Lose Blätter brennen besser“, erklärte sie ihr Tun.
    Jack faltete die verbliebenen sechs Konstruktionszeichnungen sorgfältig zusammen, steckte sie gemeinsam mit einem schwarzen Heft, das das neueste Datum trug, in die Brusttasche seines Jacketts. Anschließend entzündete er einen Holzspan an der Laterne. Die Papiere fingen augenblicklich Feuer, die hohe Stichflamme wurde bald immer kleiner, und von den Zeichnungen blieb nichts übrig als graue Asche. Die letzten Funken löschte Jack mit dem Schürhaken, danach richtete er sich auf. „Erste Lektion, wie Prinz Antoine das Handwerk zu legen ist.“
    „Er wird außer sich sein vor Zorn“, stellte Eva ungerührt fest, bückte sich nach ihrem Umhang und schüttelte mit gerümpfter Nase den Schmutz ab. Jack nahm ihn ihr ab und legte ihn ihr um die Schultern. „Danke, Mr. Ryder. Höchste Zeit, uns aus dem Staub zu machen, nicht wahr?“
    „Im wahrsten Sinne des Wortes.“ Jack suchte etwas auf dem Fußboden, bis er schließlich einen flachen Metallsplitter aufhob, nicht länger als sein kleiner Finger. „Damit verschließe ich die Tür hinter uns.“ Zunächst ließ er das Schloss zuschnappen, danach schob er das Metallstück ins Schlüsselloch und drückte die Klinke herunter, bis sie sich nicht mehr bewegen ließ. Jack erklärte: „Die Tür lässt sich nicht mehr öffnen, und man wird zunächst annehmen, das Schloss klemmt.

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