HISTORICAL Band 0272
Finger um dessen Handgelenk und schüttelte ihn, bis er die Waffe fallen ließ.
Die Frauen schrieen. Dann knallte es noch einmal. Besorgt warf James einen Blick zum Teetisch hinüber. Mr. Colin traf ihn mit der Faust am Kinn. Mit einem Schrei schlug James zurück. Wieder und wieder. Schließlich wurde Mr. Colin unter ihm ohnmächtig.
„Susanna?“, rief James, während in seinen Ohren noch immer der Schuss nachhallte. „Bist du verletzt?“
„Nein. Kümmere dich um Vater, James!“
Er hob die Waffe auf und drehte sich zu ihr um. Susanna saß auf Mirandas Rücken und riss mit beiden Händen an ihrem Haar, um sie zu bändigen. Miranda zeterte und schlug wild um sich. Ihre Pistole lag neben Susannas Fuß. James nahm beide Waffen an sich und eilte zum Sofa.
„Dein Vater hat eine hässliche Wunde am Kopf“, erklärte er. „Aber er ist wohl nur ohnmächtig.“ Fassungslos starrte er sie an. „Wer war das? Mr. Colin?“
„Nein – sie !“, fauchte Susanna und riss hart am Kopf ihrer Gefangenen. Miranda fluchte etwas Obszönes.
„Lass mal, das genügt“, meinte James begütigend. „Lass sie ruhig aufstehen. Wenn sie sich bewegt, schieße ich.“ Diese Warnung war an Miranda gerichtet. Er hatte nicht die Absicht, sie oder irgendjemanden sonst zu erschießen, wenn er nicht musste.
„Erschieß sie besser gleich!“, rief Susanna aus, die kurz davor war, zu weinen. „Sie hätte Vater umbringen können – sie wollte uns alle ermorden!“
„Ja, aber dein Vater wird wieder gesund werden. Alles wird gut werden, Susanna, beruhige dich!“
In diesem Moment kam Snively mit anderen Dienstboten durch die offene Tür gestürzt. „Wir haben Schüsse gehört! Was ist pass…“ Entsetzt hielt er inne. Die Kinnlade fiel ihm herunter bei dem Bild, das sich ihm bot: Der Earl of Eastonby lag tot auf dem Sofa. Lady Susanna drückte Mrs. Smythe zu Boden. Ihr Oberteil war zerrissen, ihre Locken aufgelöst und ihre Röcke bis zu den Knien gerutscht. Und Mr. Smythe schien ein Nickerchen auf dem Boden zu halten.
„Thomas, wollen Sie sich bitte um die Verletzung Seiner Lordschaft kümmern?“, bat James müde. „Und schicken Sie nach der Polizei.“
Die nächste Stunde wurden James und Susanna von einem adretten jungen Constabler in Uniform in der Suite des Earls einem Kreuzverhör unterzogen. Der Earl of Eastonby lag in seinem Bett, wo seine schwere Kopfwunde vom rührigen Thomas Snively versorgt wurde, während Constabler Jenkins beide Garrows zu den jüngsten Vorfällen im angesehenen Hotel Royal Arms befragte.
Mr. Jenkins hatte dafür gesorgt, dass Mr. Colin und Miss Durston unverzüglich inhaftiert wurden. Beide würden so lange in Untersuchungshaft ausharren müssen, bis die Staatsanwaltschaft entschieden hatte, ob sie einschreiten sollte.
Obwohl James im Großen und Ganzen mit seinen Vermutungen über den Drahtzieher der Mordanschläge richtig gelegen hatte, hatte Susanna doch noch ein paar Überraschungen für ihn bereit, wie er während des Verhörs feststellte. Zum einen umklammerte sie seine Hände, als hätte sie Angst davor, ihn jemals wieder loszulassen. Sie musste dem guten Constabler den Eindruck vermitteln, sie und ihr Mann wären unzertrennlich. James nutzte die Gunst der Stunde und schlang ihr den Arm um die Schultern. Sie war eine so kleine, zierliche Person – und hatte sich dennoch so tapfer und stark gezeigt. Bewundernd sah er sie an.
„Bitte fahren Sie fort, Lady Garrow“, bat Jenkins.
„Und dann hat Miranda … Miss Durston behauptet, der Überfall auf ihren Vater wäre von Mr. Durston nur vorgetäuscht worden, um meinen Vater in Sicherheit zu wiegen. Miss Durston hat nach diesem angeblichen Überfall irgendwie dafür gesorgt, dass Mr. Durston mit Laudanum ruhig gestellt wurde und das Bett nicht mehr verließ. Sie sagte, sie würde ihren Vater schmerzlos ins Jenseits befördern, sobald wir …“ Sie schluckte. „Es sollte so aussehen, als sei er an seinen Verwundungen gestorben.“
„Mr. Durston war im letzten Monat hier in Edinburgh und hat den Anschlag auf den Earl of Eastonby geplant, der ihn und mich fast das Leben gekostet hätte“, warf James erklärend ein.
Susanna nickte und schmiegte sich noch enger an ihn. „Mr. Colin war sicher an diesem Überfall beteiligt, Mr. Jenkins“, ergänzte sie. „Sehen Sie, Mr. Jenkins, als ich Miss Durston und Mr. Fowler zufällig belauschte, meinte Mr. Fowler, dass er noch niemanden umgebracht habe. Mr. Fowler ist bestimmt als Letzter von
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