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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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war. Irgendwie schaffte sie es, all diese Ermahnungen zu beherzigen und nicht kopflos und laut schreiend die Flucht zu ergreifen. Vielleicht hatte sie aber auch nur befürchtet, sich in diesem unterirdischen Irrgarten aus Stein nicht mehr zurechtzufinden.
    Louis zog sie vollkommen unbeirrt in die nächsten Gänge. Und auf einmal hatte sie gespürt, wie etwas ihren Arm streifte. „Der Deckel eines uralten Holzsarges war zersplittert, und eine Hand ragte hervor.“ Sie hatte es geschafft, nie mehr daran zu denken, wenn sie wach war. Aber der Albtraum, der sie seitdem quälte, begann immer mit diesem Bild. „Eine Skeletthand, die im Vorbeigehen nach mir griff, mich berührte.“
    Die Stimme versagte ihr. Jack wollte sie bitten, nicht weiterzusprechen, da der Bericht sie zu sehr aufwühlte. Aber mittlerweile gab es kein Halten mehr, es musste alles aus ihr heraus. „Schließlich kamen wir zu zwei leeren Nischen. Louis trat an sie heran und sagte: ‚Das hier sind unsere.‘ Zunächst verstand ich nicht, und dann wurde mir klar, dass dies die Orte für unsere Särge waren.“
    Eines Tages würde sie dort unten liegen, eingemauert in Stein und ewiger Nacht.
    „Ich weiß nicht, wie ich es schaffte, aus diesen schrecklichen Gewölben herauszukommen, ohne in Hysterie auszubrechen. In dieser Nacht träumte ich davon, gestorben zu sein und in meinem Sarg zu erwachen. Ich wusste, dass ich in diesem grauenhaften Gewölbe begraben war, inmitten all der Toten, die auf mich warteten, und dass Louis den Sargdeckel öffnete … Aber auch er war tot und … Es tut mir leid, das ist alles völlig verrückt.“
    Eva richtete sich auf und strich sich das Haar nach hinten. Plötzlich war sie wieder gefasst und sachlich. Nimm dich zusammen. Disziplin. Vergiss nicht, wer du bist, so hatte sie sich selbst Mut zugesprochen. Jack sah sie mit ernsten Augen an, in ihnen las sie Mitgefühl und Respekt. Davon durfte sie sich keinesfalls beeinflussen lassen. „Seit diesem grässlichen Erlebnis bekomme ich Angst, wenn ich in kleinen dunklen und verschlossenen Räumen bin.“
    „Das wundert mich nicht. Eine schauerliche Geschichte, so etwas habe ich noch nie gehört. Kam Ihrem Mann nicht in den Sinn, was er alles mit dieser Führung bei Ihnen anrichten konnte?“
    „Louis war ein Musterbeispiel an Selbstdisziplin und Haltung“, erklärte Eva mit einem wehmütigen Lächeln. „Ich lernte bald, seine Erwartungen zu erfüllen.“
    „Haben Sie ihn geliebt?“
    „Nein, natürlich nicht. Liebe war nicht Bestandteil unserer Vereinbarung“, erwiderte sie prompt. Sie hatte soeben ein Geständnis über ihre tiefsten Ängste abgelegt – gemessen daran fiel es ihr leicht, über ihre Ehe zu sprechen. „Ich war wie benommen, voller Ehrfurcht und fühlte mich unendlich geschmeichelt. Bedenken Sie, ich war sechzehn! Nicht auszudenken – ein Großherzog.“
    „Wahrhaftig, eine ausgezeichnete Partie“, pflichtete Jack ihr bei. Etwas in seiner Stimme machte ihr plötzlich bewusst, dass sie auf seinen Knien saß und dass er auf diese intime Nähe reagierte.
    „Ich … Mr. Ryder, Jack, bitte lassen Sie mich los.“ Sie löste sich von ihm, rutschte von seinen Schenkeln, fühlte sich plötzlich befangen und linkisch und spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss.„Danke. Ich weiß Ihr Verständnis zu schätzen.“
    Sie zog sich in die entfernteste Ecke der Bank zurück, strich sich nervös die Röcke glatt und nestelte fahrig an ihrem Haar. „Diesen Traum haben Sie öfter?“
    „Ja.“ Sie nickte mit gesenktem Kopf, scheinbar damit beschäftigt, sich ein Staubkorn vom Ärmel zu wischen.
    „Versuchen Sie beim nächsten Mal, wenn sich der Deckel bewegt, daran zu denken, dass ich es bin, der ihn öffnet. Ich, der gekommen ist, Sie zu befreien. Sie müssen sich keineswegs solch grauenhafte Dinge ansehen. Niemand zwingt Sie dazu. Und ich bin es auch, der Sie die schmalen Steinstufen nach oben ans Tageslicht trägt. Verstehen Sie, Eva? Vor dem Einschlafen sollten Sie sich diese Tatsache immer bewusst machen.“
    „Sie? Aber wieso sollten Sie mich aus meinem Albtraum erlösen? Mich hat noch keine Person gerettet.“ Sie sah ihm direkt in die Augen, während sie über die Bedeutung seiner Worte nachdachte.
    „Sie hatten mich auch noch nie als Leibwächter“, entgegnete Jack. „Sie müssen mir nur Glauben schenken, und ich werde bei Ihnen sein. Auch in Ihren Träumen. Versprechen Sie mir das?“
    „Dass ich Ihnen Glauben schenke? Ja, Jack, ich glaube

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