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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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huschten Schatten … Das Knirschen von Steinplatten … das unheimlich hohle Klappern von Gebeinen …
    „Hinein mit Ihnen!“, befahl Jack jetzt barsch, dessen Aufmerksamkeit auf das gerichtet war, was draußen passierte. Die Kutsche war endgültig zum Stehen gekommen, Männerstimmen erteilten knappe Kommandos. „Sofort!“
    Pflicht. Es ist meine Pflicht, am Leben zu bleiben. Es ist meine Pflicht, stark zu sein. Eva kletterte mit diesen Beschwörungen in den Hohlraum und kauerte sich auf den Boden. Es wurde dunkel um sie herum, Schwindel drohte sie zu übermannen. Nicht den Deckel schließen, nein! Bitte nicht! Ihr lautloser Schrei hallte schrill in ihrem Kopf wider, während Jack sie nach unten drückte, bis sie flach auf dem Bretterboden lag. Er sagte etwas, aber das Kreischen in ihren Ohren übertönte seine Stimme. Dann schloss sich der Deckel, und schwarze Nacht hüllte sie ein. Sie konnte kaum atmen, stemmte die flachen Hände mit aller Kraft gegen den Deckel. Vergeblich. Vertrau ihm, er wird dich erlösen. Vertrau ihm, er lässt dich nicht im Stich.
    Jack setzte sich auf die wieder aufgerichtete Sitzbank, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, schlug die Beine übereinander und holte ein Buch aus der Seitentasche der Kutsche. Als der Wagenschlag aufgerissen wurde, hob er gelangweilt den Blick. „Was gibt’s?“, fragte er den Soldaten, der in einer blauen Uniform mit Silberstreifen steckte. Prinz Antoine hatte seine Häscher also bereits ausgeschickt.
    „Ihre Papiere, Monsieur . “
    „Aber gern.“ Jack legte das Buch gelassen beiseite und holte die Dokumente aus seiner Brusttasche. Sein falscher Pass, der ihn als Rechtsanwalt auswies, wohnhaft in Paris, wurde durch das Schreiben eines Klienten aus Toulon ergänzt, der juristischen Beistand in einer Familienangelegenheit erbat.
    Der Soldat nahm die Papiere entgegen und marschierte damit zu einem Gefährt, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen. Verdammt, er brachte sie seinem vorgesetzten Offizier. Jack verließ die Kutsche, als wolle er den Aufenthalt nutzen, um sich die Beine zu vertreten. Gemächlich näherte er sich dem jungen Leutnant, der die Dokumente überprüfte. Hinter ihm standen drei weitere Soldaten.
    „Sie befinden sich auf der Rückreise nach Paris, Monsieur?“
    „Ja. Ich hatte geschäftlich in Toulon zu tun.“ Der junge Offizier strich nervös mit dem Daumen über das Wachssiegel. Ein unerfahrener Leutnant, der sich vermutlich fragte, wieso er hier an die Grenze beordert worden war.
    „Sind Ihnen unterwegs andere Karosserien begegnet?“
    „Vermutlich. Keine Ahnung.“ Jack sah ihn verständnislos an – eine List, die sich stets bewährt hatte. Menschen, die Fragen stellten, erwarteten Lügen, umständliche Ausreden. Ein aufrichtiges Geständnis der Ahnungslosigkeit nahm ihnen den Wind aus den Segeln und ließ den Befragten glaubwürdiger erscheinen. „Ich habe nicht darauf geachtet. Ich habe gelesen oder gedöst. Henri, ist Ihnen etwas aufgefallen?“
    Henry zuckte mit den Achseln. „Alles Mögliche, Monsieur . Ochsenkarren, Kutschen und so. Was sucht denn der Leutnant?“
    „Eine Frau“, begann der junge Offizier und errötete bei Henrys breitem Grinsen und dem unterdrückten Lachen seiner eigenen Leute, denen er daraufhin einen strengen Blick zuwarf. „Eine Frau auf der Flucht. Mitte zwanzig, brünettes Haar, schlank. In Begleitung eines Mannes. Vermutlich in einer Reisekutsche.“
    „Dazu kann ich nichts sagen.“ Henry schüttelte bedauernd den Kopf. „Von hier oben kann ich ja auch nicht in das Innere eines Wagens sehen. Sogar der Kaiser mit seinem Hofstaat hätte an uns vorbeifahren können, wenn Sie mich fragen.“
    „Gut. Sie können passieren.“ Der Offizier reichte Jack die Papiere und trat beiseite.
    Ohne Henry weiter zu beachten, bestieg Jack die Kutsche und machte es sich erneut bequem. Dilettantisch und schlecht organisiert, das war die treffende Bezeichnung für diese Straßensperre. Offenbar eine erste, kaum durchdachte Reaktion auf die Geschehnisse der gestrigen Nacht. Ein paar Soldaten waren zur Bewachung der Grenzen abgestellt worden. Allerdings machte Jack sich nicht vor, dass dies die einzigen Maßnahmen waren, die Prinz Antoine nach dem Verschwinden seiner Schwägerin ergriffen hatte.
    Eine rasche Folge kurzer Klopfzeichen auf dem Dach ließ ihn wissen, dass sie nicht verfolgt wurden. Alles klar, er konnte Eva aus ihrem Versteck holen. Sie hatte sich erbittert dagegen gesträubt,

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