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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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und kräftig. Aber bald wird er in die Höhe schießen. Ich schätze, dass er einmal ziemlich groß wird. Er hat volles dunkles Haar wie Sie, seine Augen sind braun, sein Gesicht ist noch kindlich weich. Und als ich Sie zum ersten Mal sah, wusste ich sofort, dass Sie seine Mutter sind.“
    Jack setzte sich wieder, und Eva spürte, wie die Furcht, die sie in der letzten Stunde verspürt hatte, mit ihren Gedanken an Freddie allmählich verschwand.„Ja, jetzt habe ich eine Vorstellung von meinem Sohn! Er war noch so klein, als Louis darauf bestand, ihn in England erziehen zu lassen. Sobald ich in London zur Ruhe gekommen bin, werde ich ein Konterfei von ihm malen lassen.“
    „Zusammen mit seiner Mutter, natürlich.“
    „Nein“, entgegnete sie gedehnt. „Allein. Sein erstes offizielles Porträt. Davon lasse ich dann Kupferstiche anfertigen und in Maubourg verteilen. Es ist höchste Zeit, dass die Bürger wissen, wie ihr künftiger Landesherr aussieht.“
    „Aha.“ Jack musterte sie in seiner ironischen Art, die sie veranlasste, das Kinn zu heben. „Die Großherzogin ist zurückgekehrt.“
    „Sie ist stets präsent“, erwiderte Eva kühl. „Ich rate Ihnen, das nicht zu vergessen, Mr. Ryder.“
    Seine angedeutete Verneigung konnte sie nur als Verspottung auffassen, wenn man so wollte. Eva hatte sich jedoch vorgenommen, den Frieden zu wahren, und aus diesem Grund quittierte sie seine Geste ihrerseits mit einem huldvollen Neigen des Kopfes. Danach lehnte sie sich in die Polster zurück und schloss die Augen. Eine Großherzogin würde sich normalerweise niemals so weit gehen lassen, um vor fremden Personen zu dösen. Aber in diesem Moment befand sie sich in einer Ausnahmesituation, in der sie sich eine kleine Lockerung des strengen Protokolls gestatten durfte.
    „Grenoble“, sagte Jack dicht an ihrem Ohr, und Eva kam rasch zu sich, auch deshalb, weil das Geräusch der Räder sich durch das einsetzende Kopfsteinpflaster verstärkt hatte.
    „Wie spät ist es?“ Sie richtete sich auf, straffte die Schultern und reckte den steif gewordenen Nacken.
    „Kurz vor acht. Wir kamen schneller voran, als ich angenommen hatte.“
    „Und wo übernachten wir?“ Als sie über eine Brücke holperten, konnte sie aus dem Fenster das Glitzern des Wassers eines Flusses erkennen. Entweder überquerten sie den Drac oder die Isère, sie wusste es nicht genau.
    „Wieder in einem respektablen gutbürgerlichen Gasthof. Und diesmal haben wir einen Privatsalon neben dem Schlafzimmer zur Verfügung, Madame Ridère.“
    „So heiße ich also? Sehe ich das richtig? Eigentlich ganz einfach zu merken – Ryder oder Ridère. Und auch diese Unterkunft haben Sie im Voraus bestellt?“ Er nickte. Seine Gesichtszüge waren deutlich zu erkennen, da die Straßen gut beleuchtet waren. „Sie waren sich über Ihren Zeitplan wohl sehr sicher, wie es mir scheint?“ Jack lächelte. Er schien etwas sagen zu wollen, schwieg aber. Ein wenig spitz fügte sie hinzu: „Ich nehme an, Sie wollten mir gerade zu verstehen geben, dass Sie Ihre Sache aus dem Grund im Griff haben, weil Sie so ein ausgezeichneter Planer sind.“
    „Ich mache nur meine Arbeit.“ Leider ging er nicht auf ihre Bemerkung ein. Eva fühlte sich hungrig, war verkrampft vom langen Sitzen und angespannt wegen verschiedenster Ursachen. Ein kleines Wortgefecht mit Jack Ryder hätte ihre Spannung etwas gelöst, diesen Gefallen wollte er ihr aber anscheinend nicht tun. „Wir sind da.“
    „Bon soir, Monsieur Ridère, Madame. Entrez, s’il vous plaît!“ Der Wirt begrüßte sie herzlich. Eva zwang sich, wieder Französisch zu denken und zu reden, während der Mann ihnen die Zimmer zeigte und die Bestellung fürs Abendessen entgegennahm.
    „Das Bett ist schmaler als in der vergangenen Nacht“, stellte Eva fest, als sie im Salon Platz nahmen und auf das Essen warteten. „Es ist sogar sehr schmal.“
    „Das habe ich bemerkt.“ Jack nahm eine zerlesene Zeitung zur Hand. „Kein Platz für einen Kopfkeil, was ich nicht sonderlich bedauere. Damit hätten Sie mich letzte Nacht beinahe aus dem Bett geschubst.“
    „Ich schlafe nicht mit Ihnen in diesem schmalen Bett. Sie schlafen hier.“ Sie wies auf eine reich geschnitzte Bank mit Rückenlehne, die an der Wand des Salons stand.
    „Das Ding ist viel zu kurz für mich, zudem nicht größer als ein Fenstersims und sehr hart. Und die Schnitzereien scheinen mir gehörnte Bergschafe darzustellen. Nein, das kommt nicht infrage. Ich verzichte

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