Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
Vom Netzwerk:
Nacht alleine mit Jack. In Brüssel würde alles anders sein. Sie würde sich wieder in die Großherzogin verwandeln, Jack wäre zwar immer noch ihr Begleiter, aber mehr durfte er nicht mehr sein. War ihm das klar? Hatte er daran gedacht? Vermutlich nicht – er hatte einen Auftrag zu erfüllen, und persönliche Überlegungen würden immer eine untergeordnete Rolle in seinem Leben spielen. „Welches Datum ist heute?“, fragte sie in dem Wunsch, diesen Tag für immer festzuhalten.
    „Es ist der sechzehnte Juni“, antwortete Jack. „Schau, dort drüben liegt das Gasthaus.“
    „Und was ist mit meiner Kleidung?“, fragte sie. Plötzlich war ihr bewusst geworden, dass sie nicht wie eine Frau aussah. „Bisher konnte ich ja als Mann durchgehen, weil ich niemandem zu nahe kam. Aber aus der Nähe kann ich die Leute wohl nicht mehr von meiner Tarnung überzeugen.“
    Jack wirkte unbeeindruckt. „Ich spreche offen mit dem Gastwirt und erkläre jedem, der dich angafft, unsere Situation. Ich wünsche nicht, dass meine Gemahlin durch die Gegend reitet in einer Zeit, da so viele Soldaten unterwegs sind. Dieses Problem wäre natürlich zu vermeiden gewesen, wären wir nicht gezwungen, ans Krankenbett deiner leidenden Großmutter in Celles zu eilen. Aber es war dein innigster Wunsch, sie noch einmal zu sehen. Also erschien uns die männliche Verkleidung als bestmögliche Lösung.“
    Eva nickte. Eine kluge Taktik, das Thema offen anzusprechen und nicht zu versuchen, ein Geheimnis daraus zu machen, das hätte nur Argwohn geweckt. Jack rieb sich das bärtige Kinn und freute sich auf eine Rasur mit heißem Wasser. „Wir werden die letzte gemeinsame Nacht unserer Flucht mit einem Festmahl feiern. Wollen wir eine Flasche Champagner darauf trinken, unsere Feinde abgeschüttelt zu haben?“
    „Natürlich.“ Eva war stolz darauf, ein ungezwungenes Lächeln zustande zu bringen. Im Stillen dachte sie: Auf die Verwirrung unserer Feinde und meine letzte Nacht in Jacks Armen .

15. KAPITEL
    „Auf den Sieg“, sagte Jack leise auf Französisch und stieß sein Glas gegen das von Eva.
    „Auf den Sieg“, wiederholte sie. Da es im „Poisson d’Or“ keinen separaten Gastraum gab, hatten sie in der Wirtsstube Platz genommen. Die anderen Gäste unterhielten sich laut genug, um ungestört reden zu können, ohne dass sie befürchten mussten, belauscht zu werden. Dennoch sprachen sie Französisch, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Das in der Ferne unablässig donnernde Geschützfeuer wurde von den Gästen nicht beachtet. Allerdings schien eine beklemmende Spannung in der Luft zu liegen, und Eva fragte sich, ob diese Menschen tatsächlich wieder vom Kaiser regiert werden wollten.
    Und wo mochten sich die Truppen von Maubourg aufhalten? Ließen sich die Soldaten von Antoine freiwillig in eine Schlacht führen, oder marschierten sie widerstrebend nach Norden und waren noch keiner Gefahr ausgesetzt? Waren die Männer von der Rechtmäßigkeit überzeugt, für die kaiserliche Sache zu kämpfen, oder folgten sie Antoine nur aus blindem Gehorsam? Was wäre geschehen, wenn Eva in der Kutsche gesessen hätte, die von den Soldaten angehalten worden war? Wäre sie fähig gewesen, die Männer umzustimmen und davon zu überzeugen, ins Herzogtum zuzukehren, zu ihren Familien und in die Freiheit? Eva gab sich innerlich einen Ruck. Diese Spekulationen hatten alle keinen Sinn. Aber sobald sie Brüssel erreichten, würde sie sämtliche Hebel in Bewegung setzen, um dafür zu sorgen, dass ihre Soldaten ausfindig gemacht und gut versorgt wurden.
    Irgendwo da draußen wurde eine blutige Schlacht geschlagen, Soldaten wurden verwundet und mussten sterben – und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. Wellington würde den Sieg erringen, dessen war sie sicher; an etwas anderes wollte sie auch gar nicht denken.
    „Auf den Sieg und auf uns“, wiederholte sie den Trinkspruch und berührte damit das schmerzliche Thema wie jemand, der unter Zahnschmerzen litt und es nicht lassen konnte, die wunde Stelle ständig mit der Zunge zu berühren. „Es war eine schöne Zeit, Jack, diese letzten Tage, nicht wahr?“
    „Ja, das war es.“ Er betrachtete sie über den Rand seines Glases hinweg und trank einen Schluck. „Und es ist noch nicht vorüber.“ Sein glühender Blick löste Hitze in ihr aus, beschleunigte ihren Herzschlag – sie sehnte sich nach einer Vereinigung mit ihm. Die Vorfreude auf eine Nacht in einem breiten weichen Bett ließ ihr den Mund

Weitere Kostenlose Bücher