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HISTORICAL Band 0272

HISTORICAL Band 0272

Titel: HISTORICAL Band 0272 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYN STONE LOUISE ALLEN
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den wachsamen Augen des Königshofs und der vornehmen Gesellschaft geheim zu halten. Wenn Henry es auf den ersten Blick erkannt hatte, würden andere es gleichfalls erkennen. Sie hatte Jack versichert, dass sie nichts bereuen würde. Auf keinen Fall durfte er ihre wahren Gefühle erfahren, er durfte nicht wissen, dass sie ihr eigenes Wort gebrochen hatte, sich niemals tiefer in diese Liaison zu verstricken.
    Viele Menschen lernen die wahre Liebe nie kennen, sagte sie sich streng, ich sollte mich glücklich schätzen, dass ich Jack für diese kurze Zeitspanne lieben darf, das muss genügen.
    Vier Tage später überquerten sie die Grenze nach Belgien. Sie ritten über eine Brücke, die die beiden Uferseiten des Flusses Sambre verband, und landeten in der Ortschaft Thuin. Die Tage waren schwül und heiß gewesen, die Nächte lau und trocken. Bisher hatten sie kein Gasthaus aufgesucht. Irgendwie gelang es Eva, die Erkenntnis ihrer Liebe zu Jack in den Hintergrund zu verbannen, nicht daran zu denken, nur zu genießen – auf diese Weise gelang es ihr, ihre Empfindungen vor ihm zu verbergen.
    Sie versuchte es zumindest. „Was ist mit dir, meine Liebe?“, fragte er gelegentlich, während er ihr Gesicht umfasste und ihr tief in die Augen sah. „Sag mir, was dich bedrückt.“
    „Nichts“, antwortete sie jedes Mal. „Nur Sorgen um die Zukunft.“ Und sie stellte sich auf Zehenspitzen und küsste ihn, bis er ihre besorgte Miene vergaß – bis zum nächsten Mal.
    Am vierzehnten Juni hörten sie zum ersten Mal Kanonendonner. Zunächst so weit entfernt und unregelmäßig, dass Eva dachte, irgendwo am Horizont ziehe ein Gewitter auf, obgleich kein Wölkchen den blauen Himmel trübte. Aber Jack schüttelte den Kopf. „Irgendwo vor uns finden Kämpfe statt, kleinere Grenzgefechte, nehme ich an. Aber von nun an müssen wir äußerst vorsichtig sein.“
    Französische Truppenverbände im weiten Bogen zu umgehen, wurde ihnen zur Routine. Jack schien sich genau mit den Uniformen auszukennen. Dann und wann wurden sie auch von Soldaten entdeckt, doch er ließ sich zu keiner Unbedachtheit hinreißen, ließ die Pferde im Schritt gehen. Sie machten den Eindruck, zwei harmlose Reiter aus der Umgebung zu sein. Folglich wurden sie kein einziges Mal angesprochen und aufgefordert, ihre Pässe zu zeigen.
    Nachts unter klarem Sternenhimmel in lichten Wäldern oder in duftenden satten Wiesen zu liegen und sich zu lieben, wurde beiden zur beglückenden Normalität. Sie hatten sich noch nie in einem Haus in einem weichen Bett geliebt, und irgendwie sehnte Eva sich gar nicht danach. Zu ihrer Überraschung zügelte Jack eines Nachmittags sein Pferd und spähte prüfend in den Himmel.
    „Es wird Regen geben“, sagte er, holte sein Notizbuch hervor und vertiefte sich eine seiner sorgfältig skizzierten Landkarten.
    „Meinst du wirklich?“ Eva blickte sich nach allen Seiten um. „Ich bin zwar kein Wetterfrosch, aber der Himmel sieht aus wie jeden Nachmittag.“
    „Trotzdem, es wird bald regnen.“ Jack nahm die Zügel auf und lenkte seinen Rappen an einer Weggabelung nach links auf einen schmalen Waldweg. Bald ragte vor ihnen eine Kirchturmspitze über die wogenden Hügel auf. „Möglicherweise gibt es auch Hagel oder dichten Nebel.“
    „Oder eine Heuschreckenplage?“, fragte Eva, die seine Absicht zu durchschauen begann. „Du suchst nach einer Ausrede, um eine Herberge aufzusuchen. Warum sagst du das nicht gleich? Befürchtest du, ich werfe dir vor, ein Weichling zu sein, weil du in einer warmen Wanne baden willst und nicht wieder in einem kalten Bach?“
    „Ich fürchte eher, du bekommst es mit der Angst zu tun, wenn du erfährst, was ich mit dir vorhabe, wenn wir im „Poisson d’Or“ absteigen und ich dich im besten Zimmer des Gasthauses auf ein breites Federbett werfe.“ Jacks unverfrorenes Lächeln ließ ihn um Jahre jünger erscheinen.
    „Du meine Güte!“ Eva bemühte sich um einen strengen Gesichtsausdruck. „Was für eine verdorbene Fantasie Sie doch haben, Mr. Ryder.“
    „Ich bin schockiert, wie schlecht Sie von mir denken, Madame“, konterte er ebenso scherzhaft. „Sag mir, was würdest du denn gern in einem breiten weichen Federbett tun?“
    „Hmm.“ Eva spitzte die Lippen. „Ich würde mich entkleiden – sehr, sehr langsam. Danach würde ich mein Haar bürsten. Nach einem heißen duftenden Schaumbad würde ich mich langsam erheben, triefnass.“ Sie genoss es, wie Jacks Augen sich verdunkelten. „Ich würde

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